Max Buri. Sountagsruhe.
malerci weit entfernt scheint, ftand er gegcn das neue Evangclinm dcs Jmpressionismns altfränkisch, ja nicht nm
Wescntliches gegen den Basler Mcistcr dcs l6. Jahrhnnderts crncnt da; dcnn waS eben nen war, daö Handwcrk
der Primamalerei, war seinem Bildcindrnck von möglichst trencr Darstcllnng der Wirklichkeit untcrgeordnet, obwohl
es gerade in dieser Einordnnng auf einc uncrhörte Höhe, gcwissermaßen zur absolutcn Vollendnng gebracht war.
Wer Holbcin in scincr Zeit sieht, gewinnt daöselbe Ergcbniö: Man kann cö ja oft genug geschrieben lesen,
daß er dic Grenze vom Mittelalter zur Renaissance überschritten habe nnd somit ein Neuerer gewescn sci. Der
cinfache Vcrgleich aber scines hansischen Kausmanns Jörg Gisze etwa mi't cinem Rembrandtschen Bild und dcm
„Mann mit dcr Nelke" dcs van Eyck zeigt, daß er dnrchans znr alten Schule gehörte nnd von der malcrischen
Neuerung der Hclldunkelmalerci unberührt war (die ja crst cine Angelegcnheit der späten Rcnaissance nnd deö
Barock wurde). Er malte noch dnrchauö mit dcm Handwcrk der durch die Brüdcr van Eyck begründeten sogcnannten
Olmalcrei, d. h. mit Lasuren, die in viclsachcm Ubereinander die tiese und lcuchtcnde Farbigkcit crgaben, nur daß
er dieses Handwerk zur absolutcn Vollendung brachte im Dienst einer möglichst trcucn Darstellung der Wirklichkeit,
wie sie vor ihm kci'ncr auswies. Mit dem genanntcn Gisze, mehr noch niit dem Familicnbild in Bascl kann sich
darin nichts aus seincr Icit, wcdcr der Dürersche „Fugger" noch der „Mann mit der Nclke" meffeu.
Für beide, Holbein wie Leibl, also ist bezeichnend, daß sie mit dcm höchstcn Könncn ihrer Zeit eincn Vorstoß
gegcn die Wirklichkeit machen, der augcnscheinlich mit den Mitteln ihrcs Handwcrkö iiicht mehr gestcigcrt wcrdcn
kann - womit dann in Übereinstimmung bleibt, daß beide an der letzten Grenze des von ihnen geübtcn Handwerks
stehen. Nun bin ich nicht so verblendet, Buri diesen absoluten Meistern im Rang anzureihen; nur dies will ich
zeigen, wie er mit beiden von der gleichen Art ist, in der Herkunft seines Handwerks aus dem Können der Zeit
und in der auf die möglichste Wirklichkeitsnähe gerichteten Absicht. Niemand, der die Malerei unserer Ieit kennt,
wird ihn technisch als Neuerer ansprechen dürsen, wohl aber wird er zugeben müffen, daß Buri das Malhand-
werk unserer Tage beherrscht. Es wird nur gut sein, sich klarzumachen, worin dieses neue Handwerk besteht:
es ift die Lösung vom Helldunkel und die durch den Jmpressionismus eingeleitete Wiederherstellung der Farbigkeit.
Die alten deutschen Meister und Buri ftehen sich näher als beiden Rembrandt steht, weil sie als Hauptmittel ihrer
Darstellung der Farbe nicht das Helldunkel haben. Während aber die Alten mit der sogenannten Lokalfarbe
251
malerci weit entfernt scheint, ftand er gegcn das neue Evangclinm dcs Jmpressionismns altfränkisch, ja nicht nm
Wescntliches gegen den Basler Mcistcr dcs l6. Jahrhnnderts crncnt da; dcnn waS eben nen war, daö Handwcrk
der Primamalerei, war seinem Bildcindrnck von möglichst trencr Darstcllnng der Wirklichkeit untcrgeordnet, obwohl
es gerade in dieser Einordnnng auf einc uncrhörte Höhe, gcwissermaßen zur absolutcn Vollendnng gebracht war.
Wer Holbcin in scincr Zeit sieht, gewinnt daöselbe Ergcbniö: Man kann cö ja oft genug geschrieben lesen,
daß er dic Grenze vom Mittelalter zur Renaissance überschritten habe nnd somit ein Neuerer gewescn sci. Der
cinfache Vcrgleich aber scines hansischen Kausmanns Jörg Gisze etwa mi't cinem Rembrandtschen Bild und dcm
„Mann mit dcr Nelke" dcs van Eyck zeigt, daß er dnrchans znr alten Schule gehörte nnd von der malcrischen
Neuerung der Hclldunkelmalerci unberührt war (die ja crst cine Angelegcnheit der späten Rcnaissance nnd deö
Barock wurde). Er malte noch dnrchauö mit dcm Handwcrk der durch die Brüdcr van Eyck begründeten sogcnannten
Olmalcrei, d. h. mit Lasuren, die in viclsachcm Ubereinander die tiese und lcuchtcnde Farbigkcit crgaben, nur daß
er dieses Handwerk zur absolutcn Vollendung brachte im Dienst einer möglichst trcucn Darstellung der Wirklichkeit,
wie sie vor ihm kci'ncr auswies. Mit dem genanntcn Gisze, mehr noch niit dem Familicnbild in Bascl kann sich
darin nichts aus seincr Icit, wcdcr der Dürersche „Fugger" noch der „Mann mit der Nclke" meffeu.
Für beide, Holbein wie Leibl, also ist bezeichnend, daß sie mit dcm höchstcn Könncn ihrer Zeit eincn Vorstoß
gegcn die Wirklichkeit machen, der augcnscheinlich mit den Mitteln ihrcs Handwcrkö iiicht mehr gestcigcrt wcrdcn
kann - womit dann in Übereinstimmung bleibt, daß beide an der letzten Grenze des von ihnen geübtcn Handwerks
stehen. Nun bin ich nicht so verblendet, Buri diesen absoluten Meistern im Rang anzureihen; nur dies will ich
zeigen, wie er mit beiden von der gleichen Art ist, in der Herkunft seines Handwerks aus dem Können der Zeit
und in der auf die möglichste Wirklichkeitsnähe gerichteten Absicht. Niemand, der die Malerei unserer Ieit kennt,
wird ihn technisch als Neuerer ansprechen dürsen, wohl aber wird er zugeben müffen, daß Buri das Malhand-
werk unserer Tage beherrscht. Es wird nur gut sein, sich klarzumachen, worin dieses neue Handwerk besteht:
es ift die Lösung vom Helldunkel und die durch den Jmpressionismus eingeleitete Wiederherstellung der Farbigkeit.
Die alten deutschen Meister und Buri ftehen sich näher als beiden Rembrandt steht, weil sie als Hauptmittel ihrer
Darstellung der Farbe nicht das Helldunkel haben. Während aber die Alten mit der sogenannten Lokalfarbe
251