Max Buri.
arbeitcten, d. h. dcr durch die Erfahrungen deö Auges den Dingen zugeschriebenen Farbe, kennt Buri - als moderner
Künstler — die Farben alö Ergebniö der Lichtzerteilung und insofcrn ebenso wechselnd im Licht wie beeinflußt im
Reflex. Gegen die ungcstümen Neuerer - etwa gegen seinen Landömann Annet — scheint er darin zwar ebcnso
altfränkisch, wie Leibl gegcn die Neuerer seiner Zeit; doch heißt es seine Absicht übcrschen, wcnn man ihn nur so
vcrgleichen will. Seine Absicht aber ist eben dic Holbein-Leiblsche der möglichst großen Wirklichkeitötreue, die dem direkten
Naturbild nicht auöweicht nnt irgcndeincr Uinschrcibung, sondern ihm mit der höchsten Schulung des Auges und
dcm größten Können des Handwcrks - farbig wic zeichnerisch - zu Leibe gcht.
Daß darin kcin Moderncr dem Holbeinschen Kausmann und den Leiblschen Fraucn im Kirchenbild so nahe gekom-
men ist wic Burst kann doch nur die Verbisscnhcit leugnen, der diescö Ziel, die Wirklichkcitstrcue, nicht im Kreis
der Kunft zu liegen schcint. Um aber hierin gcrechter zu sein, als es in der Stimmung unserer Ieit liegt, möge
man sich crinnern, daß eben daö Leiblsche Bild nicht nur vou Lenbach cine Iuchthausarbeit genannt, sondcrn auch
von Böcklin geringschätzt wurde. Vor den künstlcrischcn Frciheiten ciner aus der innercn Anschauung, dcr Phantasie,
gebildeten Koniposition und ihrer jiingstcn Konscgncnz, dem E.rpressionismus, der keinen Iwang der Wirklichkcit
mehr kcnnt, mag eö natürlich leicht als Stupidität crschcinen, so an den Kamps mit dcr Wirklichkeit gcbunden zu
seüi; aber daö solltcn auch die hitzigsten Schwärmer nicht vergessen, daß wir der gleichcn Stupidität dic deutschcn
Meistcr Holbein und Lcibl vcrdankcn!
Damit ist das Wort ausgesprochen, daö diescr Schätzung des srüh gestorbcncn Meistcrs für unS Deutsche
noch cinen bcsonderen Stolz beimischt: wie es wcder bci den altcn Jtalicncrn noch sonst in einer Aeit ein Werk von
gleichcr Qualität gibt, das in der Naturnähe dcn gcnanntcn Werken Holbeins überlegen wäre, und wie das gleiche
auch von Leibls Kirchenbild gclten niuß, trotz aller damit gewiß nicht untcrschätzrcn Franzoscn, so wird man auch
auö der Kunst unserer Tage schwcr ein Bild bcibringen können, das hicrin Buri (etwa in dem Bilde der rothaarigen
Person) überträfe. Man mag das nun sür eincn Vor- odcr Nachtcil halten, eigentümlich bleibt eö, daß cs Mcister
deutschen Stammeö sind, die es in diescr angcblichen Stupidität so wcit brachten. Nicht clwa, um diese Art als
die einzig gültigc der dcutschcn Kunst hinzustellen, sei daö gcsagt; Böcklin und Hodler zeigen auö schweizerischer Herkunst die
bcidcn andcrcn Rciche dcr dcutschcn Kunst an: nur der angeblichen Abhängigkeit und - Minderwertigkcit germani-
schcr Kunstübung gegenübcr dem unleugbaren Glanz romanischer Künstlerschaft sei damit ein FelSblock aus den Weg gerollt.
Daß Mar Buri sich all-
zeit mit innigem Stolz scincr
deutschen Mutter rühmte,
mag bci dicser Feststcllung
seiner Rasse nur crwähnt
sein, in scinen Bildcrn ist cr
schwcizerisch in eincr so rei-
nen Prägung, wie keiner
neben ihm. Aber dieses
Schwcizertum ist aus dem
bernischen Land zu Hause,
wo sich germanisches Men-
schentum so unvermischt wie
kaum irgendwv im Reich
crhalten hat, und wer sich
dicser Rasse srcucn will,
der denke sich die Gedächt-
nisausftellung Buriö, die
zum Herbst im Zürichcr
Kunsthaus eröffnet werden
soll, in PariS auögestellt.
Eö ist nicht anders möglich,
diese Bilder müffen dcn
Franzosen barbarisch erschei-
nen, wie sie eS ja einge-
standencrmaßen schon für
manchen seiner LandSleute
sind, dcm der Wind von
dorthcr die Segel schwellt.
Sein Platz ist neben den
alten deutschen Meiftern,
zu denen er sich noch kurz
vor seinem Tod in eincm
Postkartengruß an mich innig
bekannte; den Meistern der
alten deutschen Kultur, die
damalö von den Alpen biö
nach Flandern hinunter sich
noch eineS Stammes fühlten-
Wilhelm Schäser.
Max Buri.
Brienzer Bäuerin.
arbeitcten, d. h. dcr durch die Erfahrungen deö Auges den Dingen zugeschriebenen Farbe, kennt Buri - als moderner
Künstler — die Farben alö Ergebniö der Lichtzerteilung und insofcrn ebenso wechselnd im Licht wie beeinflußt im
Reflex. Gegen die ungcstümen Neuerer - etwa gegen seinen Landömann Annet — scheint er darin zwar ebcnso
altfränkisch, wie Leibl gegcn die Neuerer seiner Zeit; doch heißt es seine Absicht übcrschen, wcnn man ihn nur so
vcrgleichen will. Seine Absicht aber ist eben dic Holbein-Leiblsche der möglichst großen Wirklichkeitötreue, die dem direkten
Naturbild nicht auöweicht nnt irgcndeincr Uinschrcibung, sondern ihm mit der höchsten Schulung des Auges und
dcm größten Können des Handwcrks - farbig wic zeichnerisch - zu Leibe gcht.
Daß darin kcin Moderncr dem Holbeinschen Kausmann und den Leiblschen Fraucn im Kirchenbild so nahe gekom-
men ist wic Burst kann doch nur die Verbisscnhcit leugnen, der diescö Ziel, die Wirklichkcitstrcue, nicht im Kreis
der Kunft zu liegen schcint. Um aber hierin gcrechter zu sein, als es in der Stimmung unserer Ieit liegt, möge
man sich crinnern, daß eben daö Leiblsche Bild nicht nur vou Lenbach cine Iuchthausarbeit genannt, sondcrn auch
von Böcklin geringschätzt wurde. Vor den künstlcrischcn Frciheiten ciner aus der innercn Anschauung, dcr Phantasie,
gebildeten Koniposition und ihrer jiingstcn Konscgncnz, dem E.rpressionismus, der keinen Iwang der Wirklichkcit
mehr kcnnt, mag eö natürlich leicht als Stupidität crschcinen, so an den Kamps mit dcr Wirklichkeit gcbunden zu
seüi; aber daö solltcn auch die hitzigsten Schwärmer nicht vergessen, daß wir der gleichcn Stupidität dic deutschcn
Meistcr Holbein und Lcibl vcrdankcn!
Damit ist das Wort ausgesprochen, daö diescr Schätzung des srüh gestorbcncn Meistcrs für unS Deutsche
noch cinen bcsonderen Stolz beimischt: wie es wcder bci den altcn Jtalicncrn noch sonst in einer Aeit ein Werk von
gleichcr Qualität gibt, das in der Naturnähe dcn gcnanntcn Werken Holbeins überlegen wäre, und wie das gleiche
auch von Leibls Kirchenbild gclten niuß, trotz aller damit gewiß nicht untcrschätzrcn Franzoscn, so wird man auch
auö der Kunst unserer Tage schwcr ein Bild bcibringen können, das hicrin Buri (etwa in dem Bilde der rothaarigen
Person) überträfe. Man mag das nun sür eincn Vor- odcr Nachtcil halten, eigentümlich bleibt eö, daß cs Mcister
deutschen Stammeö sind, die es in diescr angcblichen Stupidität so wcit brachten. Nicht clwa, um diese Art als
die einzig gültigc der dcutschcn Kunst hinzustellen, sei daö gcsagt; Böcklin und Hodler zeigen auö schweizerischer Herkunst die
bcidcn andcrcn Rciche dcr dcutschcn Kunst an: nur der angeblichen Abhängigkeit und - Minderwertigkcit germani-
schcr Kunstübung gegenübcr dem unleugbaren Glanz romanischer Künstlerschaft sei damit ein FelSblock aus den Weg gerollt.
Daß Mar Buri sich all-
zeit mit innigem Stolz scincr
deutschen Mutter rühmte,
mag bci dicser Feststcllung
seiner Rasse nur crwähnt
sein, in scinen Bildcrn ist cr
schwcizerisch in eincr so rei-
nen Prägung, wie keiner
neben ihm. Aber dieses
Schwcizertum ist aus dem
bernischen Land zu Hause,
wo sich germanisches Men-
schentum so unvermischt wie
kaum irgendwv im Reich
crhalten hat, und wer sich
dicser Rasse srcucn will,
der denke sich die Gedächt-
nisausftellung Buriö, die
zum Herbst im Zürichcr
Kunsthaus eröffnet werden
soll, in PariS auögestellt.
Eö ist nicht anders möglich,
diese Bilder müffen dcn
Franzosen barbarisch erschei-
nen, wie sie eS ja einge-
standencrmaßen schon für
manchen seiner LandSleute
sind, dcm der Wind von
dorthcr die Segel schwellt.
Sein Platz ist neben den
alten deutschen Meiftern,
zu denen er sich noch kurz
vor seinem Tod in eincm
Postkartengruß an mich innig
bekannte; den Meistern der
alten deutschen Kultur, die
damalö von den Alpen biö
nach Flandern hinunter sich
noch eineS Stammes fühlten-
Wilhelm Schäser.
Max Buri.
Brienzer Bäuerin.