Mcdaillcn und Plaketten von Hans Fre!.
I9O8 als gültige Weiöhclt für dle deutsche Allge-
meinheit verkündigt- Seitdem hätten namentlich die
charaktervollen Leistungen der Münchener (Dasio, Hahn,
Römer usw.) vom Gegenteil überzeugen können; aber im
ganzen ist eö im vollen Sinne deS Wortes beim alten ge-
blieben. Genau wie
im deutschen Kunst-
gcwerbe, daö sich in
der gleichcn Bewcgung
an die Spitze gestellt
hat: die Türen der
gesellschaftlichen Kon-
vention, die Salonö
der Bildung blieben
ihm verschlossen; wer
etwaö gelten wollte,
richtete sich im Stil
irgendeines LouiS ciu.
Gleichzeitig mit dem
Warenhaus Wertheim
konnte noch der Bcr-
liner Dom aufgestcllt
werden (gebaut ware
einsalscheSWort),und
selbst einem Eklektiker
wie dem Berliner
Stadtbaurat Hoff-
mann war es — um
seiner modernen Ge-
sinnung willen — nur
nach hestigen Känip-
fen möglich, den Auf-
trag deö neuen Opern- H»ns Frei.
hauses zu erhalten.
Nicht bei den Modernen liegt die Gesahr der eines starken
Volkeö unwürdigen Abhängigkeit von fremdem Geschmack,
sondern bei den Hütern der Konvention, die iu der gescll-
schaftlichen Geltung der Bildung bis zum Krieg das Heft
— oder beffer das Portemonnaie — in der Hand behielten.
Daß wir trotz aller privatcn Benutzungen und dem glän-
zenden Stand einer modernen aus die deutsche Überliese-
rung gegründeten Flachbildne-
rei immer noch unserearmseli-
gen Münzen haben, mag sür
unser Gebict der besondere
Beweis sein, wie sehr die
Leistungen unserer wirklichen
Volkökrast von der Konvcn-
tion niedergehalten wurden.
Dazu dars man kecklich
behaupten, daß die Uber-
legenheit der französischen Mc-
daille, als welche vor allem
die Zartheit und Eleganz be-
hauptet wurde, zum minde-
sten für den Laienteil der
Bewunderer aus der Ver-
wechslung ihrer Herstellung
beruht: die Feinheit der
französischen Medaille ift
eben zum guten Teil ein Er- Hans Frel.
gebniS dcr Reduktionömaschine; daö Modell wird weit
größer in Gips hergestellt und dann maschinell erst
verkleinert, wobei sich natürlich für dic »icnschliche Hand
unleistbare Feinheiten ergebcn müssen. Selbstredend sind
von den französischen Meiftern auch Gußmedaillen und
Plaketten ohne Re-
duktion von großer
Schönheit geschaffen
wordcn, und nichts
wäre albcrner, als de-
ren künstlerische Höhe
aus volkstümlichen
Gründen zu bezwei-
feln; aber ob dieser
schönheitliche Vorzug
allein die konventio-
nelle Überlegenheit der
französischen Medaille
bcwickt hätte, ob da-
für nicht doch ein
wenig die maschinclle
Feinhcit cntscheidend
war?
Wer jemals in dcr
schönen Bronzesamm-
lung im Bargello zu
Florenz den starken
nordischen Klang gc-
fühlt hat, der da von
der Gotik hereinschlägt
und die ganze Plaftik
der Frührenaissance in
Schild in Kupfer gekieben. ihper stärkften Wir-
küng beeinslußt, wer
die prachtvolle ununterbrochenc Entwicklung der deutschen
Bildncrei bis zuDill Riemenschneider und PeterVischcrauch
nur überblickt und danach den raschen Vcrfall sieht, ziem-
lich überall mit der Berufung auöländischcr Bildhauer durch
dcutsche Fürsten einsetzend: der hat die Schicksalswendung
der deutschcn Kunst aufdem Sondergebiet der Bildnerei
drastisch vor Augen. Daö Jahr l5l9, in dem Peter
Vischer sein Selbadusgrab
vollcndete, war auch das
Jahr der Kaiscrwahl, darin
sich zum ersten Mal ein
französischer König, eben
Franz I-, um die deutsche
Kaiserkrone bewarb; äußer-
lich erreichte das Reich unter
seinem Gegner Karl V. seine
größte Ausdehnung; inner-
lich war es zu Ende: waö
danach kam, war noch cin-
mal eine Erneucrung der
deutschen Welt durch das
Evangelium, aber auch cine
mühselige Wiedereroberung
dcr künstlerischen Bildung,
die nicht wieder zur frühcren
Sclbständigkeit kam. Die
Danae. Romantik hat einc Wieder-
I9O8 als gültige Weiöhclt für dle deutsche Allge-
meinheit verkündigt- Seitdem hätten namentlich die
charaktervollen Leistungen der Münchener (Dasio, Hahn,
Römer usw.) vom Gegenteil überzeugen können; aber im
ganzen ist eö im vollen Sinne deS Wortes beim alten ge-
blieben. Genau wie
im deutschen Kunst-
gcwerbe, daö sich in
der gleichcn Bewcgung
an die Spitze gestellt
hat: die Türen der
gesellschaftlichen Kon-
vention, die Salonö
der Bildung blieben
ihm verschlossen; wer
etwaö gelten wollte,
richtete sich im Stil
irgendeines LouiS ciu.
Gleichzeitig mit dem
Warenhaus Wertheim
konnte noch der Bcr-
liner Dom aufgestcllt
werden (gebaut ware
einsalscheSWort),und
selbst einem Eklektiker
wie dem Berliner
Stadtbaurat Hoff-
mann war es — um
seiner modernen Ge-
sinnung willen — nur
nach hestigen Känip-
fen möglich, den Auf-
trag deö neuen Opern- H»ns Frei.
hauses zu erhalten.
Nicht bei den Modernen liegt die Gesahr der eines starken
Volkeö unwürdigen Abhängigkeit von fremdem Geschmack,
sondern bei den Hütern der Konvention, die iu der gescll-
schaftlichen Geltung der Bildung bis zum Krieg das Heft
— oder beffer das Portemonnaie — in der Hand behielten.
Daß wir trotz aller privatcn Benutzungen und dem glän-
zenden Stand einer modernen aus die deutsche Überliese-
rung gegründeten Flachbildne-
rei immer noch unserearmseli-
gen Münzen haben, mag sür
unser Gebict der besondere
Beweis sein, wie sehr die
Leistungen unserer wirklichen
Volkökrast von der Konvcn-
tion niedergehalten wurden.
Dazu dars man kecklich
behaupten, daß die Uber-
legenheit der französischen Mc-
daille, als welche vor allem
die Zartheit und Eleganz be-
hauptet wurde, zum minde-
sten für den Laienteil der
Bewunderer aus der Ver-
wechslung ihrer Herstellung
beruht: die Feinheit der
französischen Medaille ift
eben zum guten Teil ein Er- Hans Frel.
gebniS dcr Reduktionömaschine; daö Modell wird weit
größer in Gips hergestellt und dann maschinell erst
verkleinert, wobei sich natürlich für dic »icnschliche Hand
unleistbare Feinheiten ergebcn müssen. Selbstredend sind
von den französischen Meiftern auch Gußmedaillen und
Plaketten ohne Re-
duktion von großer
Schönheit geschaffen
wordcn, und nichts
wäre albcrner, als de-
ren künstlerische Höhe
aus volkstümlichen
Gründen zu bezwei-
feln; aber ob dieser
schönheitliche Vorzug
allein die konventio-
nelle Überlegenheit der
französischen Medaille
bcwickt hätte, ob da-
für nicht doch ein
wenig die maschinclle
Feinhcit cntscheidend
war?
Wer jemals in dcr
schönen Bronzesamm-
lung im Bargello zu
Florenz den starken
nordischen Klang gc-
fühlt hat, der da von
der Gotik hereinschlägt
und die ganze Plaftik
der Frührenaissance in
Schild in Kupfer gekieben. ihper stärkften Wir-
küng beeinslußt, wer
die prachtvolle ununterbrochenc Entwicklung der deutschen
Bildncrei bis zuDill Riemenschneider und PeterVischcrauch
nur überblickt und danach den raschen Vcrfall sieht, ziem-
lich überall mit der Berufung auöländischcr Bildhauer durch
dcutsche Fürsten einsetzend: der hat die Schicksalswendung
der deutschcn Kunst aufdem Sondergebiet der Bildnerei
drastisch vor Augen. Daö Jahr l5l9, in dem Peter
Vischer sein Selbadusgrab
vollcndete, war auch das
Jahr der Kaiscrwahl, darin
sich zum ersten Mal ein
französischer König, eben
Franz I-, um die deutsche
Kaiserkrone bewarb; äußer-
lich erreichte das Reich unter
seinem Gegner Karl V. seine
größte Ausdehnung; inner-
lich war es zu Ende: waö
danach kam, war noch cin-
mal eine Erneucrung der
deutschen Welt durch das
Evangelium, aber auch cine
mühselige Wiedereroberung
dcr künstlerischen Bildung,
die nicht wieder zur frühcren
Sclbständigkeit kam. Die
Danae. Romantik hat einc Wieder-