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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 9
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Schäfer, Wilhelm: August Babberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0302

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Im Februarhefr d. I. wurde Adolf
Hoelzel mit seincr begeisterrcn Schulc in
Stuttgart als der stcirkste KristaÜisationS-
punkr dieser Bewegung dargestellr; heute
soll die Bckanntschaft eincS Künsilers ver-
mittelt werden, der seirab von dieser wie
von jcder andern Schule eigenwillig das
Ziel eines neuen WandbildeS versolgr:
August Babbcrger (geb. 8. Dez. 1885 zu
Hausen im badischen Wiesental) wurde
zuerft mit Radierungen bekanut, und kein
Geringcrer alö Hans Thoma führte ihn
damit ein, ohne daß Babbcrger irgendwie
sein Schüler gewesen wäre; er hat über-
hanpt keine akadcmische Lehre empfangen,
wenn man nicht daö Studienjahr dafür
nehmen will, das der junge Künftlcr (auS-
gerüster mit eincm Ehrengehalt deS Vcr-
bandes der Kunsifreunde in den Ländcrn
am Rhein) in Florenz zubrachte; er ift
also, wie wir Deutschen daö ncnnen, ein
Autodidakt, und wcr solche Feststellnngen
licbt, mag ihm die Folgen seineü un-
akademischen BildnngSgangcS in zahl-
reichen Verftößen gegen die Fordcrungen
einer schulgercchten Zeichen- und Mal-
kunst uachweisen. Wichtiger für die Schät-
August Babberger. Doppelbildnis (Der Künstler uud sciue Frau). zilNg der küllstlerischen Hersönlichkeit Wev-

den freilich die Sichcrheit der eigenen
Anschauung nnd die Konsequcnz sein, mit der diese Anschauung einem besiimmten Ziel dienstbar
gemacht wird.

Auf den ersten Blick mögen die Arbeiten Babbergers hicrin viel weniger sclbständig crscheincn,
nnd mancher dürfte gcneigt sein, ihm eine Abhängigkeit von Ferdinand Hodler vorzuhalten. Tatsächlich
lassen stch solche Fassungen wie die der Landschaft und besonderS einzelner Figuren seincr Komposltionen
ohne daS Vorbild deS bernischen MeisterS kanm denken; auch in der Kunft holt eben keiner Wichtigkeit
nnd Wert auö sich allein: er wächst in die Znstände seiner Zeit hillein, und Sache der Persönlichkeit
ist es, sich darin zu bewurzeln und Früchte zu bringen. Nur, wer ohne Bewnrzelung auskommcn
will — der Nachahmer — ist wertlos; aber wer so ein fundamcntales Können zeigt wie Babberger
in dem Stndienkops eineS Römers (Tafel), so viel eigene Anschauung wie in dcm Fraucnakt
(Abb. 3) und einen so eigensinnigen Ausbau seiner Kompositioncn: den wird unr der einen Nachahmer
heißen können, der nichtS als pcrsönliche Absonderlichkeiten sieht, wo sich daü verlorene Prinzip der
Wandmalerei neu durcharbeitet.

Räumliche Ticfe war die Sehnsucht der europäischen Malerei von Lionardo bis zum Impressionismus,
»nd diese Sehnsucht zielte richtig, sowcit es das Altarbild und das Tafelbild galt. Dem Wandbild
ist sie unnötig und hinderlich; es wird mit der Wand Teil eines RaumeS, den es mit bauen hilft:
jede Jllusion eincr Räumlichkeit, die scine Fläche zerstörte, würde auch ein Loch in der Architektur
bedeuten. Das will besagen, daß alles Hintereinander deS TafelbildeS im Wandbild zum Ncben-
einander werden muß; und dicü wiederum muß für die einfachfte Überlegung bedcuten, daß die Bau-
gesetze, die für die dekorative Aufteilung jeder Bildfläche unabweisbar sind, im Wandbild führcnd
werden. DaS Problem lautct also, Schaubilder des LebenS einzubauen, d. h. ihnen das Unverrückbare,
das Monumentale zu geben.

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