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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915

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Heft 10
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Pfälzer, Karl: Das Kriegergrabmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.26491#0358

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nur skizziert ist, wer die schöne
Durchbildung des Steines im
übrigen sieht, wird kaum zwei-
feln, daß auch die endgültige
Lösung im Material den Ge-
schmack durchhalten wird.

Wie sehr die Bequemlichkeit
vorlaufig noch aufbilligeArtmit
der neuen Aufgabe fertig zcl
werden hofft, das zeigt eben
vielfach die Form der Steine,
der Aufbau der Hallen (Abb. 9
und 10); hier wird die Erfin-
dungskraftganz anders einsetzen
müssen. Wer an die Frühgotik
denkt, wie sie Form auf Form
entwickelte und sich bis in das
letzte Ornament erneuerte, wie
sie selbst einen weitgehenden
Naturalismus nicht scheute, um
dieses Ornament zu finden, der
hat ein Beispiel, wie es sein
könnte — und sein müßte. Jn
den bisherigen Dingen ist noch
zu viel Aagendes, Alterndes,
Geschmäckliches. Um einer Auf-
gabe wie dieser gerecht zu
werden, müssen die Brunnen
der eigenen Schöpferkraft auf-
brechen; die neue Aeit muß
auch darin marschieren.

Jmmerhin, wer die abgebil-
deten Entwürfe mit den Krie-

Abb. 18. Haiger.

gerdenkmalern vergleicht, wie
sie auf die Schlachtfelder von
1870 gebaut werden konnten,
der muß zugeben, daß wir
wenigstens den Boden des
guten Geschmacks unter die
Füße bekommen haben. Die-
sen zu gewährleisten, das allein
ist die Aufgabe derWiesbadener
Gesellschaft für Grabmalkunst;
die schöpserische Leistung liegt
bei den Künstlern, sie anzu-
spornen, ist Sache der Be-
steller: jemehr Aufgaben im
künstlerischen Sinn gestellt wer-
den, je strenger die Forderun-
gen kommen, umsomehr wird
die Kunst in Lösungen hinein-
Anlaß würdig sind.

Jm letzten Augenblick kom-
men uns noch die schlichten
Entwürfe Georg Metzendorfs
zu Gesicht; sie zeigen, daß auch
andere als „klassische" Lösungen
möglich sind, wenigstens da,
wo die Aufgabe kein Pathos
verlangt. Von hier aus, d. h.
aus der volkstümlichenMber-
lieferung allein, kann auch der
Tempel zur Halle, der Sarko-
phag zuni Grabmal geniacht
werden.

K. Pfälzer.

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