Abb, 3.
auf den Außenseiten der Flügcl die Geschichte der Kreuz-
erhöhung (Abb. 3 und 4) dargestellt. Der Maler hat
sich streng an die bs§sucls surss. des Jakobus de
VoragineH gehalten. Von links nach rechts erschcineu:
1. Die Szene, wie der heidnische König Cosdras
das hl. Kreuz aus Jerusalenr entführt. 2. Der Kampf
und Sieg des christlichen Königs Heraklius nüt dem
Sohne des Cosdras auf der Donaubrücke. 3. Heraklius
tötet den Cosdras in seinem Turme. 4. Heraklius will
mit dem Kreuze in Jerusalcm einziehen. 5. Nach Ab-
legung seiner königlichen Gewander öfsnet sich das Tor.
6. Der König betet das auf dem Altare des Tencpelü
aufgestellte Kreuz an.
2ln den Seiten der schrankartigen PredellaH sind weih-
rauchfasserschwingende Engel in Malerei angebracht, die
aber so gut wie nicht mehr erhalten sind. Die in den
Jnnenseiten der beiden Flügel ehemals gleichfalls in
Malerei ausgeführten Apostel sind ebenfalls bis auf ge-
ringe Spuren, die aber sür eine Untersuchung nicht mehr
ausreichen, verschwunden. Auf der ersten Szene (Abb. 3)
der gut erhaltenen Vorderseite der Flügel reitet der
König Cosdras auf einem grauen Pferd, sein Rock be-
steht aus einem rotgoldenen Brokatstoff; Krone, Hand-
schuhe, Dupsing, Schärpe und Beinschienen sind gold-
farben wiedergegeben. Der Sohn des Cosdras auf der
zweiten Szene tragt einen gleichgebildeten, rot-goldenen
Brokatmantel. Bei Heraklius und den übrigen Figuren
spielt das Gold des Untergrundes die Hauptrolle als
Farbwert dieser Szene. Nur die Beinschienen des
Heraklius sind in einem silberartigen Ton gegeben.
Außerordentlich interessant ist die dritte Szene, vor
allem wegen des Bemühens des Künstlers, die eigen-
artige Erzählung der Dsßsncla. sursa. bildlich glaubhaft zu
F Ausgabe von Th. Graeße, Dresden, 1846, S. 605 ff.,
und die Jnselausgabe: „Der Heiligen Leben und Leiden", Bd. II
(Leipzig 1913), S. 402 ff: „Von dem Heiligen Kreuz, da es er-
höhet ward."
^) hoch: 42,5 em, Flügel breit: 88,4 om,
Linke Seite der Predella des Tempziner Altares.
nlachen. Das faßähnliche Gebilde soll nänllich den aus
Silber und Gold errichteten Turm vorstellen, den sich
Cosdras bauen ließ. Die Schilderung dieses Götzen-
tempels zur eigenen Selbstverherrlichung lautet in der
Dsgsircls.: Volsns (Cosdras) sutem sd omuibus coli ut
Osus, turrim sx suro st srAsuto iutsrlucsutibus §smmis
tscit et ibiclsm solis st luuss st stsllsrum imsAiuss
collocuvit, psr subtilss stium utcgus occultus cluctus
«gULsi Osus s.<guum clesupsr intuuclsbst st iu sub-
tsrrsnso spscu sgui czusclrjAss trsbsutss iu circuitu
ibsut, ut gussi turrim movereut et tonitrum simulsrsut.
(Da er aber von allen wie Gott verehrt werden wollte,
errichtete er einen Turm auö Gold, Silber und schininiern-
den Steinen und brachte dort die Bilder der Sonne, des
Mondes und der Sterne an. Durch feine und verborgene
Leitungen ließ er wie Gott das Wasser von oben herab-
fließen und in einer unterirdischen Grotte gingen Pferde
Viergespanne ziehend ini Kreise, sodaß sie den Turm
gleichsam bewegten und ein donnerartiges Geräusch
vortäuschten.)
Es gemahnt fast an Dürers Bemühen, die Schilde-
rungen der Apokalypse bildlich wiederzugeben, wie der
Künstler hier strebt, auch nicht cinen Aug der phantasti-
schen Beschreibung auszulassen. Wir sehen die Bilder
der Sonne und des Mondes, das darunter fließende
Wasser und rechts unten die Pferde, die den Turm
gleichsam bewegenH und das Rollen des Donners
vortäuschen. Heraklius ist wie auf Szene 2 gekleidet,
Cosdras in einen roten, grün gefütterten Mantel.
Auf der vierten Szene erscheint die Mauer Jerusa-
lems in rosafarbenem Tone, die verschlossene Tür ist
grau gegeben. Das Spruchband, das der rechts oben er-
scheinende Engel halt, trägt wörtlich die betreffende
Stelle aus der Legende und lautet: Lum rsx coslorum
scl psssiousm psr bsuc porta.ru iutrsrst uou cultu re§is
^) Übrigens eine höckst beachtenswerte Stelle der Legende,
wie sich die Menschen des Mittelalters die Bewegung der Erde
dachten.
404
auf den Außenseiten der Flügcl die Geschichte der Kreuz-
erhöhung (Abb. 3 und 4) dargestellt. Der Maler hat
sich streng an die bs§sucls surss. des Jakobus de
VoragineH gehalten. Von links nach rechts erschcineu:
1. Die Szene, wie der heidnische König Cosdras
das hl. Kreuz aus Jerusalenr entführt. 2. Der Kampf
und Sieg des christlichen Königs Heraklius nüt dem
Sohne des Cosdras auf der Donaubrücke. 3. Heraklius
tötet den Cosdras in seinem Turme. 4. Heraklius will
mit dem Kreuze in Jerusalcm einziehen. 5. Nach Ab-
legung seiner königlichen Gewander öfsnet sich das Tor.
6. Der König betet das auf dem Altare des Tencpelü
aufgestellte Kreuz an.
2ln den Seiten der schrankartigen PredellaH sind weih-
rauchfasserschwingende Engel in Malerei angebracht, die
aber so gut wie nicht mehr erhalten sind. Die in den
Jnnenseiten der beiden Flügel ehemals gleichfalls in
Malerei ausgeführten Apostel sind ebenfalls bis auf ge-
ringe Spuren, die aber sür eine Untersuchung nicht mehr
ausreichen, verschwunden. Auf der ersten Szene (Abb. 3)
der gut erhaltenen Vorderseite der Flügel reitet der
König Cosdras auf einem grauen Pferd, sein Rock be-
steht aus einem rotgoldenen Brokatstoff; Krone, Hand-
schuhe, Dupsing, Schärpe und Beinschienen sind gold-
farben wiedergegeben. Der Sohn des Cosdras auf der
zweiten Szene tragt einen gleichgebildeten, rot-goldenen
Brokatmantel. Bei Heraklius und den übrigen Figuren
spielt das Gold des Untergrundes die Hauptrolle als
Farbwert dieser Szene. Nur die Beinschienen des
Heraklius sind in einem silberartigen Ton gegeben.
Außerordentlich interessant ist die dritte Szene, vor
allem wegen des Bemühens des Künstlers, die eigen-
artige Erzählung der Dsßsncla. sursa. bildlich glaubhaft zu
F Ausgabe von Th. Graeße, Dresden, 1846, S. 605 ff.,
und die Jnselausgabe: „Der Heiligen Leben und Leiden", Bd. II
(Leipzig 1913), S. 402 ff: „Von dem Heiligen Kreuz, da es er-
höhet ward."
^) hoch: 42,5 em, Flügel breit: 88,4 om,
Linke Seite der Predella des Tempziner Altares.
nlachen. Das faßähnliche Gebilde soll nänllich den aus
Silber und Gold errichteten Turm vorstellen, den sich
Cosdras bauen ließ. Die Schilderung dieses Götzen-
tempels zur eigenen Selbstverherrlichung lautet in der
Dsgsircls.: Volsns (Cosdras) sutem sd omuibus coli ut
Osus, turrim sx suro st srAsuto iutsrlucsutibus §smmis
tscit et ibiclsm solis st luuss st stsllsrum imsAiuss
collocuvit, psr subtilss stium utcgus occultus cluctus
«gULsi Osus s.<guum clesupsr intuuclsbst st iu sub-
tsrrsnso spscu sgui czusclrjAss trsbsutss iu circuitu
ibsut, ut gussi turrim movereut et tonitrum simulsrsut.
(Da er aber von allen wie Gott verehrt werden wollte,
errichtete er einen Turm auö Gold, Silber und schininiern-
den Steinen und brachte dort die Bilder der Sonne, des
Mondes und der Sterne an. Durch feine und verborgene
Leitungen ließ er wie Gott das Wasser von oben herab-
fließen und in einer unterirdischen Grotte gingen Pferde
Viergespanne ziehend ini Kreise, sodaß sie den Turm
gleichsam bewegten und ein donnerartiges Geräusch
vortäuschten.)
Es gemahnt fast an Dürers Bemühen, die Schilde-
rungen der Apokalypse bildlich wiederzugeben, wie der
Künstler hier strebt, auch nicht cinen Aug der phantasti-
schen Beschreibung auszulassen. Wir sehen die Bilder
der Sonne und des Mondes, das darunter fließende
Wasser und rechts unten die Pferde, die den Turm
gleichsam bewegenH und das Rollen des Donners
vortäuschen. Heraklius ist wie auf Szene 2 gekleidet,
Cosdras in einen roten, grün gefütterten Mantel.
Auf der vierten Szene erscheint die Mauer Jerusa-
lems in rosafarbenem Tone, die verschlossene Tür ist
grau gegeben. Das Spruchband, das der rechts oben er-
scheinende Engel halt, trägt wörtlich die betreffende
Stelle aus der Legende und lautet: Lum rsx coslorum
scl psssiousm psr bsuc porta.ru iutrsrst uou cultu re§is
^) Übrigens eine höckst beachtenswerte Stelle der Legende,
wie sich die Menschen des Mittelalters die Bewegung der Erde
dachten.
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