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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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I. Lieferung (März 1913)
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Aus Büchern und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0022

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Dr. Victor Goiubew: »Die Skizzenbücher Jacopo Bellinis,
mit Einleitung und begleitendem Text herausgegeben«, 1. Teil (Brüssel,
G. van Oest & Co. 1912). Fol.
Das vorliegende Prachtwerk, welchem noch wiederholt eingehende
Beachtung geschenkt werden soll, erörtert in dem vorliegenden Bande
neben anderem die Entstehungszeit, die Geschichte und den Erhaltungs-
zustand des Eondoner Skizzenbuches. Goiubew nimmt Blatt für Blatt
kritisch und beschreibend durch von der zwar alten, aber nicht Bellinischen
Überschrift (De mano de misserjacobo Bellino veneto [1430] »Invenetia«
mit der höchstwahrscheinlich unrichtigen Jahreszahl) bis zur letzten Zeichnung
(Tafel 134) mit den heiligen drei Königen und der Krippe.
Der Gedankenkreis Bellinis war bekanntlich verhältnismäßig weit und
umfaßte allerlei profane und biblische Gebiete, antike Stoffe, ganz abgesehen
von der sorgfältig gezeichneten Architektur. So ist denn eine Durchsicht
seiner zwei Skizzenbücher (das Pariser ist als vorauslaufender zweiter Band
schon vor einigen Jahren veröffentlicht worden*) mit ihren mannigfachen
Kompositionsstudien, Zeichnungen nach Naturvorbildern, wie Aktstudien
und ähnlichem überaus anregend und belehrend. Goiubew gibt jedem
Blatt einen Text bei und setzt sich darin mit den Vorgängern in der Er-
läuterung auseinander. Alles ist klar und übersichtlich. Bei jenen Tafeln,
auf denen die Nachbildung der blassen, verwischten Zeichnung kein be-
stimmtes Bild erkennen läßt, sind Umrißzeichnungen beigegeben, die wieder-
geben, was auf den Originalen noch zu erkennen ist. Zumeist sind solche
Beigaben gar nicht nötig, da die trefflich ausgeführten Tafeln gewöhnlich
eindeutige Eindrücke vermitteln. Daß in den zwei Bänden der Golubew-
Van-Oestschen Faksimileausgabe der Bellinischen Skizzenbücher wichtige
Behelfe fürs Studium der venetianischen Kunst des Quattrocento vorliegen,
ist unbestreitbar. Jeder ernste Forscher wird das Werk kennen lernen
müssen. Fr.
Max Kleiber: »Angewandte Perspektive, nebst Erläuterungen
über Schattenkonstruktion und Spiegelbilder.« Fünfte, durchgesehene Auflage
mit 145 in den Text gedruckten Abbildungen und 7 Tafeln (Leipzig,
J. J. Weber, 1912). (214 S. 8'.)
Das Buch ist gut, ausgezeichnet durch geschickte Einteilung des Stoffes
und durch ein sauberes Ausarbeiten der einzelnen Abschnitte des weiten
Gebietes. Man merkt allenthalben den geübten Lehrer des Fadhes, der von
den einfachsten Grundlagen systematisch bis zu verwickelten Fällen, etwa
der perspektivischen Darstellung von gekrümmten Linien, von Bögen an
Bauwerken fortschreitet. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der ans
perspektivische Zeichnen herankommen will. Und dieses Herankommen
frommt sicher jedem Zeichner und Maler. Über die Bedeutung der Linien-
perspektive für Malerei mit irgendwie realistischer Naturwiedergabe ist ja
kein Wort zu verlieren. Aber auch die Stilisten können sich der Tatsache
nicht entwinden, daß sie mit menschlichem Auge sehen und daß ihre Werke
*) Hiezu Biätter für Gemäldekunde, Bd. IV, 2i3 und V, 23 f. und 47 f. — Da
Golubews erster Band damals noch nicht erschienen war, dachten viele, der zweite
Band sei eine Ergänzung der Parallelpublikation von C. Ricci. Nach dem verspäteten
Erscheinen des ersten Bandes ist nun der richtige Zusammenhang klargestellt.
 
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