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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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II. Lieferung (Juni 1913)
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Ein Bildnis des Tonkünstlers Franz Liszt
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0054

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können. 1839 stand Liszt mit dem Florentiner ßiidhauer Bartoiini in Ver-
bindung, den er für die Ausführung des Bonner Beethoven-Denkmais in
Aussicht genommen hatte (vgi. den Brief Liszts ans Beethoven-Komitee in
Bonn vom 3. Oktober 1839). Auch diese Spur wäre zu verfoigen.
Mit der Abreise Liszts aus Wien am 26. oder 27. Mai 1838 hängt das
eine Kriehübersehe Biatt zusammen, das oben zur Vergieichung heran-
gezogen wurde. Wie man in der »Ailgemeinen musikaiischen Zeitung« von
1838 iiest, ist die Zeichnung dazu in Wiener-Neudorf entstanden. Liszts
Freunde und Freundinnen waren dem scheidenden Virtuosen von Wien aus
vorausgefahren bis zur ersten Poststation auf der Fahrt nach dem Süden.
Das war Wiener-Neudorf. Das a!te Posthaus steht heute noch, nur
wenig verändert, ais Gasthaus zum Posthorn. Dort mußten die Pferde ge-
wechseit werden. Die Verehrer Liszts begrüßten ihn hier nochmais mit
einem kicinen Vaiet, und Kriehuber entwarf mittierweiie die Zeichnung
mit Liszt im Reisemantel, die ba!d danach durch Steindruck vervieifäitigt
wurde. Dem geschickten Fingerfix Kriehuber !ieß Liszt in den nächstfol-
genden Jahren wiederhoit brieflich Grüße sagen. Am 29. August 1840
sendet er durch Schober »mille amicaies tendresses ä Kriehuber«. Und
sogleich danach teiit er mit, daß die zwei Kriehuberschen Blätter (von
1838) in London kopiert worden seien. Ohne Gegenrede seien es die besten
Liszt-Bildnisse. Nun fügt sich noch Puttinatis Büste als weiteres gelungenes
Abbild in die Reihe ein. Th. v. Fr.

NOTIZEN.
Eine genaue Prüfung auf die Autorschaft Velazquez wäre zu empfehlen
bei den zwei lebensgroßen Bildnissen, die in der Universilätssammlung zu
Würzburg als Werke des Ribera geführt werden, nämlich das Brustbild
ohne Hände eines Herrn in mittlerem Alter, der durch eine große gelbe
Inschrift rechts gegen oben »RVT1L1VS« genannt wird, und ein zweites
Brustbild mit ungemein kräftig, wenn auch ohne feines anatomisches Ver-
ständnis modellierter rechter Hand. Auf dem zweiten steht »CARDANVS«.
Wahrscheinlich gehören sie zu einer Reihe von Idealporträten berühmter
Gelehrter, wenn etwa der römische Grammatiker Rutilius Lupus und der
italienische Mathematiker Cardanus gemeint sein sollten. Die Malweise zeigt
recht deutlich die Zeit um 1620 an und weist auf Spanien hin. Ich sah
darin durchaus Mittelglieder zwischen denBodegonesbildern des Velazquez
aus der Sevillaner Zeit (bis 1622) und den Arbeiten desselben Künstlers
in der Zeit, als er anfing, für den Madrider Hof zu malen. Sie sind nahe
verwandt mit der Flalbfigur des Heiligen Isidor, die um 1622 entstanden
sein dürfte (Besprechung und Abbildung im VH. Band der »Blätter für
Gemäldekunde«). Die Werke des Velazquez aus seiner ersten Madrider
Zeit müssen erst zusammengefunden werden. Ich meine, daß Würzburg
zwei dieser Werke besitzt. Sie hängen einerseits noch mit der lehmigen
Färbung der eigentlichen Jugendarbeiten des Velazquez zusammen, weisen
aber anderseits (was auf den Abbildungen besonders deutlich hervortritt)
auf die flüssige, auch weichere Art der mittleren Zeit des Velazquez hin.
Die Abbildungen werden der Freundlichkeit des Kunstwissenschaftlichen
 
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