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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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IV. Lieferung (Dezember 1913)
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Aus dem Semmeringgebiet, [1]: (das naturbild, die Besiedelung, Verkehrswege, alte malerische Ansichten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0110

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danke sie zum Teii den Huebmer'schen Aufschreibungen, die mir durch
Frau Postmeistersgattin Etisabeth Fehn in Schottwien freundiichst zur Ver-
fügung gesteht worden sind (anderes aus diesen Memoiren ist veröffentiicht
in der »Neuen Fr. Presse« vom 14. und 21. Juli 1913), zum Tei! einigen
Veröffentiichungen, die 1904 aus Aniaß der Fünfzigjahrfeier unserer Semme-
ringbahn erschienen sind, einschiießüch der »Festschrift«, herausgegeben
vom Landesverbände für Fremdenverkehr in Niederösterreich, in neuester
Zeit hat auch die Zeitschrift »Urania« (1913 Nr. 17) Beiträge zur Kenntnis
der Sache geiiefert*).
Die caroiinische Semmeringstraße, jetzt »alte Straße« genannt, iststeii
und entsprach im Lauf des 19. Jahrhunderts nicht mehr dem anwachsenden
Verkehr von Lasten und Personen. »Der Sömmering ist kein Maulwurfs-
hügei« schreibt Seume in seinem: Spaziergang nach Syrakus, »Oben auf
den Bergabsätzen begegneten mir einige Reisewagen, die in dem schiech-
ten Wege nicht fortkonnten. Der Frost hieit noch nicht, und überdies
waren die Oieise entsetziich ausgeleiert. . .« Man baute eine neue Straße,
die in ihrer Art musterhaft war. 1840 war man beim Bärensatte] an der
Arbeit. Der Denkstein an der Queiie neben der Straße nahe dem genann-
ten Satte! trägt diese Jahreszaht. 1841 wurde die ganze Straße dem Ver-
kehr übergeben. Aber schon vorher, 1839, hatten Vermessungen für
irgend eine Art Eisenbahn über den Semmering stattgefunden. Gegen Ende
1841 erfoigte die Genehmigung des Prinzips, österreichische Staatsbahnen
zu bauen. Schienenstränge wurden von Wien aus südwärts geiegt. Am
5. Mai 1842 eröffnete man die Bahnstrecke bis Gioggnitz. Ghega und
M. v. Löhr reisten 1842 nach Amerika, um dort Studien zur Vorbereitung
des Bahnbaues über den Semmering anzusteiien. Das System der Adhä-
sionsbahnen stellte sich als das beste heraus. 1847 wird der Pian der
Semmeringbahn sanktioniert, 1848 der Bau begonnen. 1850 Störung durch
die Choieraepidemie. 1853 kann die Teilstrecke Gloggnitz-Payerbach dem
Verkehr übergeben werden. Der Frachtenverkehr über den ganzen Sem-
mering beginnt am 15. Mai 1854, der Personenverkehr wird am 17. Juli
desselben Jahres aufgenommen. Damit war dem Leben auf den Semme-
ringstraßen ein vorläufiges Ende bereitet. Postmeister Huebmer in Schott-
wien notierte: »Letzte Post-und Eilwagenfahrt über den Semmering 16. Mai
1854«. Der große Verkehr war nun von Schottwien und vorläufig auch
vom Semmeringsattel abgelenkt. Denn man fuhr eben unten durch, mit
der Eisenbahn durch den Tunnel. Aber die ganze Gegend war dennoch
durch den Bahnbau für die Besucher aus der Großstadt erschlossen wor-
den. Die vereinsamten Straßen belebten sich wieder, zumal seit der Stei-
gerung des Automobilverkehrs und in unseren Tagen ist rings um den
Semmeringsattel eine Art Stadt herangewachsen, die in ihrer Pracht recht
wohl für verlorene Naturschönheiten entschädigen kann.
Durch den Bau der Eisenbahn ist auch das landschaftliche Bild der
ganzen Semmeringgegend wesentlich verändert worden. Man denke doch:
*) Überdies sind mir bekannt die folgenden Feuilletons „Semmering" (von R. R. Mo-
rawitz) in der „Neuen Freien Presse" vom 19. Mai 1904, „50 Jahre Semmeringbahn",
eine Reihe von Artikeln mit mehreren Illustrationen im „Neuen Wiener Tagblatt" vom
22. Mai 1904 und „Naturhistorischer Spaziergang am Semmering" von R. E. Peter-
mann in der „Reichswehr" vom 2. Juni desselben Jahres.
 
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