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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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V. und VI. Lieferung (Mai 1914)
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Cornelis Poelenburg und seine Nachahmer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0148

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kehrend, sei zur Belebung der Illustration bemerkt, daß die sitzende Hirtin
und Amor neben ihr hellblond sind. Die zweite, die autrechtstehende Hirtin
ist dunkeihaarig. Rechts im dunkieren Mitteigrund die Halbfigur eines
Hirten. Die Farben der Kleidungsstücke sind foigende: heiibiau an der
sitzenden Schäferin. Weißes Hemd und matt ziegeiroter Rock an der stehenden
Schäferin. Die Stimmung der Landschaft ergibt sich aus einem Himmei,
der nach unten etwas streifig abgetönt ist mit ieichter Bewöikung rechts
hin, aus den warmbraunen Ruinen auf dem feisigen Hügei, aus dem braunen
Feisenstück ganz vorn iinks und den dunkeibiaugrünen Kiettenbiättern im
Vordergründe. (Eichenbrettchen, breit 22, hoch 16'5 <r/?z. Quer veriaufende
Faserung.) Vor Jahren bei Bium erworben.
Ungefähr denseiben Gegenstand hat Haensbergen wohi noch einmai
gemait. Ehedem war ein deriei Bildchen in Cassei. (Nach Hirsching, ^Nach-
richten von sehenswürdigen Sammlungen«, V (1792), S. 221 f.) Herr
Direktor der Casseler Galerie, Dr. Georg Gronau hatte die grosse Freundlich-
keit, die alten und neuen Inventare auf das Bild hin durchzusehen. Dabei wurde
festgestellt, daß das Bildchen seit etwa einem Jahrhundert in Cassel fehlt.
Nahezu dieselbe Halbfigur, die in Lieferung IV, Seite 105, als Aus-
schnitt abgebildet ist, kehrt wieder auf einem angeblichen Poelenburg, der
im Spätherbst 1913 durch den Österr. Kunstverein versteigert wurde. Das
Bildchen war sicher von Haensbergen.
Lediglich Zuschreibungen sind es, wenn ich ein weiteres Bildchen der
Sammlung Figdor auf Haensbergen beziehe, ein Täfelchen auf dem vor
Zeiten ein falsches Monogramm »GP«, das Poelenburg Vortäuschen sollte, mit
der Feder auf den alten Firnis hingesetzt worden ist. (Eichenholz 38 X 29.)
Stammt aus den Sammlungen Gsell und Festetits.— Auch ein drittes Bild aus
der Sammlung Figdor gehört ganz in die Nähe des Haensbergen und Dirk
v. derLisse. Die Abbildungen, die ich der Freundlichkeit des Besitzers
verdanke, lagen seit Jahren vorbereitet, werden aber erst jetzt zum ersten-
mal gedruckt. Auf dem Bilde mit den vielen Nymphen links im Vorder-
gründe findet sich fast mitten vorne eine verdorbene Stelle im Dunkeln,
wo vermutlich ehemals ein Monogramm gestanden hat, das nicht das des
Poelenburg war. Ein früherer Besitzer von geringer Gewissenhaftigkeit
hat augenscheinlich das störende fremde Monogramm entfernt, um das
Bild als ein Werk Poelenburgs abgeben zu können. (Eichenholz 44 X 35.)
Siehe Tafel XL111 und XHV.
Das Gegenstück zum signierten Haensbergen bei Figdor von gleicher
Größe und ganz verwandter Farbenstimmung befindet sich in der Sammlung-
Richard Lieben in Wien. Die Verteilung der Figuren und großen Massen
ist ziemlich symmetrisch zu der auf dem Bilde bei Figdor. Die Schäferinnen
(in verschiedenen Stellungen) links im Vordergründe. Sie schicken sich an,
ins Bad zu steigen. Desgleichen ist der Hügel mit den Ruinen links im
Bilde angebracht. Abmessungen und Material wie oben. Nasen wie Habicht-
schnäbel. War 1892, als ich es sah, vielfach modern übermalt. Das kleine
Monogramm C P, das Poelenburg Vortäuschen sollte, war falsch. Vor Jahren
bei Blum erworben.
Einen weiteren verkannten J. v. Haensbergen fand ich vor vielen Jahren
im Mauritshuis im Haag als Poelenburg. Die Benennung Poelenburg ist nun
längst richtiggestellt. (Vgl. W. Martins neuen »Catalogue raisonnG< der
 
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