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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VIII. und IX. Lieferung (Dezember 1914, Kriegsheft)
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Aus dem Semmeringgebiet, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0226

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nicht vor. ich lernte es bei Wenzel Daniels Sohn, Herrn Notar Moritz
Daniel in Gloggnitz kennen. Sonst ist es mir nirgends begegnet. Es ist
ein großes Querblatt, »Nach d. Natur gez. u. lith. v. Daniel« und »Gedr. b.
J. Rauh in Wien«. Die Darstellung betrifft die »Aussicht vom Semmering
in s Thal von Wiener Neustadt«, gibt aiso einen Blick gegen ungefähr
Norden. Rechts sieht man noch das alte Gasthaus zum »Erzherzog
Johann«. Eine Jahreszahl ist nicht vermerkt. Die Wahrscheinlichkeit spricht
für die Zeit des Bahnbaues um 1850.
(Wird fortgesetzt, u. a. mit alten Ansichten der Märtenbrücke.)

NOTIZEN.
Ignace Duviviers Gemälde aus der Schlacht bei Aspern.
Das vorliegende Kriegsheft dürfte versendet werden zu einer Zeit, da
eine alte Nachricht über Duviviers große Leinwand mit der Schlacht bei
Aspern ungefähr hundert Jahre alt wird. Das Riesenbild des Ignace Duvivier
(der Künstler ist 1758 zu Rians geboren und 1832 zu Paris gestorben,
war Schüler Francesco Casanovas) gehört der Theresianischen Ritterakademie
in Wien und befindet sich dort seit einem Jahrhundert. Es stellt die Napo-
leonische Armee dar, an der Donau nahe bei Aspern. Ich habe das fes-
selnde Bild jahrelang nicht wieder gesehen, nehme aber an, daß es sich
noch an Ort und Stelle befindet, da zu einer Entfernung keinerlei Anlaß
vorlag. Der Maler Füger, zur Zeit der großen Franzoseneinfälle und des
Wiener Kongresses Direktor an der kaiserlichen Galerie im Belvedere, trug
nun in sein Journal für den 20. Dezember 1814 folgendes ein: »Empfang
eines Dekrets, wodurch Seine Majestät der Kaiser den Vorschlag des
Galeriedirektors Füger genehmigen, das große Gemälde von Duvivier, die
Schlacht bei Aspern vorstehend, im Saale des Theresianums aufstellen zu
lassen.« Dazu fügt der Galeriedirektor noch hinzu: »welches im Anfang
des Jahres 1815 wirklich geschehen ist.« (»Beilage der Blätter für Gemälde-
kunde« Hl, S. 107.)
F. H. Böckhs Nachschlagebuch »Wiens lebende Schriftsteller« (1821)
handelt in der kurzen Beschreibung der Theresianischen Ritterakademie
(S. 327) von diesem Bilde Duviviers, »die Schlacht bey Aspern« vorstehend,
welches Seine Majestät der jetzt regierende Kaiser Franz 1. dahin geschenkt
hat. Als Abmessungen werden angegeben 21 Schuh Breite und 18 Schuh
Höhe, ln demselben Nachschlagebuch (S. 283) wird der Vorname unrich-
tigerweise Josef genannt. Daß aber Ignaz Duvivier gemeint ist, erhellt
aus dem Hinweis auf die Mitgliedschaft der Wiener Akademie. Ignaz
Duvivier war seit 1801 auswärtiges Mitglied jener Anstalt, worüber Th. Lotts
»Bericht« von 1892 Auskunft bietet (S. 101). ln der Zeit gegen 1821
wohnte Duvivier zu Wien in der »Singerstraße Nr. 901«. ln den alten
Wiener Sammlungen kamen gelegentlich gute Bilder dieses Duvivier vor.
Möge diese Notiz zur Anregung werden, das bemerkenswerte Gemälde
neuerlich zu beachten und es abbilden zu lassen.

Th. v. Fr.
 
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