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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Mörtzsch, Otto: Preise der Waffen, Kriegsgeräte und - vorräte zur Zeit der Hussitenkriege in der Mark Meißen uns der Lausitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0084

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70

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

Preise der Waffen, Kriegsgeräte und -Vorräte zur Zeit der
Hussitenkriege in der Mark Meißen und der Lausitz.


Von Otto Mörtzsch, Dresden.

um Kriegführen gehört
dreierlei: „Geld, Geld
und nochmals Geld!“
Die Wahrheit dieses an-
geblich von Montecuculi
geprägten Ausspruches
ist zu allen Zeiten schwer
empfunden worden. Ver-
gossen Blut, verloren
Gut, verwüstet Land, die
un ausbleiblichen Folgen
jedes Krieges, — wer
wollte sie in Summen ausdrücken! Die Ausgaben
eines modernen Staates für Kriegs vor bereitungen,
Kriegsführung, Kriegsentschädigung und für die
notwendigen Neuschaffungen nach dem Kriege
sind zu ermitteln, aber welche Schwierigkeiten
erwachsen dem Historiker des Mittelalters bei
Bearbeitung desselben Themas! Die schrift-
lichen Grundlagen sind sehr selten und überall
zerstreut. Um zu möglichst einwandfreien An-
gaben zu gelangen, dienten vorliegender Arbeit
als Quellen der Codex diplomaticus Lusatiae su-
perioris II mit seinen wertvollen Görlitzer Rats-
rechnungen1), sowie die ältesten Dresdner Stadt-
rechnungen2): Kämmerei-, Bauamts-, Geschofs-
register, Harnischkammerverzeichnisse, Heerfahrts-
rechnungen u. a. m. Die beiden Städte Dresden
und Görlitz wurden gewählt, weil sie die gröfsten
Festungen ihrer Bezirke waren, von den Hussiten
mehrfach heimgesucht wurden, wenn auch ohne
erobert zu werden, und daher über die Zeit von
1427—1430, welche hauptsächlich berücksichtigt
werden soll, immerhin noch das meiste Akten-
material bieten dürften. Als Einleitung seien
einige Angaben über Währung und Lebensmittel-
preise aufgeführt. Erstere mögen die grofse Ver-
schiedenheit und Unsicherheit des Münzwertes
damaliger Zeit andeuten, die letzteren sollen das
Verständnis der später verzeichneten Ziffern und
damit Vergleiche ermöglichen. Die gebräuch-
lichste Münze der damaligen Zeit ist der Groschen.
Durch die Güte des Herrn Geh. Llofrat Dr.

Ü Codex diplomaticus Lusatiae superioris II. Görlitz
1896—1900. Im Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesell-
schaft der Wissenschaften.
2) Ratsarchiv zu Dresden A. XV b Nr. 3, 12, 22, 24, 28,
33, 37, 42, 44. Stadtrechnungen.

Erbstein wurde ich aufmerksam gemacht auf:
„Wagner, Gründliche Nachricht von Ankunfft,
Gepräge, Gewicht und Wert deren in Sachsen,
Thüringen und Meifsen gemüntzten Groschen.
Wittenberg, bei Chr. Gottl. Ludwig. 1728“. Dar-
aus kann man entnehmen, clafs bis zum Jahre 1444,
in welchem die erste kurfürstliche Münzordnung
ergdng, eine geradezu beispiellose Münzverwirrung
herrschte. Neben dem unter jedem Fürsten
wechselnden Gepräg'e, änderten sich häufig Ge-
wicht, Legierung und Wert. Nach einer Tabelle
Wagners (S. 31) wogen die Groschen durch-
schnittlich 3/i6 Lot, Differenzen von 3/2 64, 2/a64»
732 kommen oft vor. Die Legierung, „Halt und
Wert an Silber“, wechselt zwischen 7 und iolötig
(ca. 438 bis 625 fein). Auf die rauhe Mark Silber
rechnet man 8o72, 85, 91, 1021/2 bis 121 Groschen.
Der Wert in Silber, das Lot zu 16 Groschen
gerechnet, schwankt bei einem Schock (ßo) -
60 Stück zwischen 1 Taler 16 Groschen und
4 Taler 19 Groschen, das Mittel aus den Werten
von 12 Groschensorten (1390 — vor 1437) ist 3 Taler
18 Groschen. Dieser Wert ist aber durchaus nicht
gleich der Kaufkraft, wie aus den nachstehenden
Preisen zu ersehen ist. Während er in Dresden
zu 12 Hellern gerechnet wird, gilt er in Görlitz
auf Verordnung Kaisers Sigismund (1429) 6 bis
7 Pfennige3). Die gröfseren Beträge wurden nach
Gulden, Mark oder Schock berechnet, und zwar
gilt der Meifsnische Gulden igI/2, i93/4 0(^er auch
20 Groschen, der Rheinische Gulden im Jahre
1431:21 Groschen, 1430: 35 Groschen, im Jahre
1427:20 gl., der Ungarische Gulden im Jahre
1432:27 Groschen, die Mark aber 48 und das
Schock 60 gl., 1434 kosten „vir loth Silber x/2 ßc“
1 gl.4) Wie veränderlich und schwierig die Münz-
verhältnisse waren, ersieht man aus den Klagen
der Finanzen Verwalter (Bürgermeister, Kämmerer,
Geschofsherren u. a. m.) jener Jahre, welche oft-
mals schlechte Münze voll und daher sich zum
Schaden gerechnet haben. Der Verwalter des
Dresdner Bauamtes Hans Leffeler, schreibt in
seiner Abrechnung, (1427): „3 Schock 24 gl. habe
3) C. d. L. s. Bd. II S. 85/86. Die Urkunde ist datiert
„Luzk, 1429. Januar 29“. (Luzk, auch Luck, Hauptstadt
Wolhyniens.)
4) C. d. L. s. Bd II S 520. — Das zu verarbeitende
Silber war gewöhnlich 12 lötig.
 
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