die Anfünge der Kriegswiſſenſchaft.
Von
Adolf Vauer.
Die Entdeckungen der letzten Jahrzehnte, wie das auf eine
breitere Grundlage geſtellte hiſtoriſche Studium unſerer Zeit, haben
geſchichtliche Zeiträume kennen gelehrt, von denen wir früher ſo
gut wie nichts gewußt haben, ſie haben uns die Anfänge des
ſtaatlichen Zuſammenlebens der Menſchen um ein beträchtliches
näher gerückt. Gleichwohl iſt es demjenigen, der die Geſchichte der
Vergangenheit mit rückblickendem Auge durchmißt, nur ſelten ver—
gönnt, bis zu den erſten Anfängen der Erſcheinungen vorzudringen,
die ſpätere Zeiten erfüllen.
Wo die älteſte hiſtoriſche Kunde im Nilthale und an den Ufern
des Euphrat und Tigris anhebt, ſtehen wir, wie unverächtliche
Beweisgründe darthun, bereits am Ende von langer, vielleicht nach
Jahrtauſenden zählender Entwickelung, über die uns Nachrichten
verſagt ſind. Hüllen ſich alſo die früheſten Formen ſelbſt der
äußeren politiſchen Geſchichte der Völker in undurchdringliches
Dunkel, ſind dieſelben demnach für unſere Erkenntnis zeitlich wie
räumlich gleich unbegrenzt, ſo gilt dies vollends von dem Be—
ginnen geiſtigen Schaffens auf allen Gebieten menſchlicher Thätig—
keit. Die einmalige That, von Göttern, Heroen und erfindungs—
reichen Menſchen vollbracht, vertritt in der ſpäteren Ueberlieferung
die Stelle der Jahrhunderte langen Lehrzeit der Völker: in naiver
Weiſe wird ſo von den ſpäteren Geſchlechtern die Frage nach
den Anfängen des Staatslebens oder mannigfacher Kunſtfertig—
keiten und Kenntniſſe beantwortet.
Um ſo intereſſanter iſt es daher für die hiſtoriſche Betrach—
tung im weiteſten Sinne, wenn einmal eine Ausnahme von dieſer
Regel ſich ſtatuieren läßt, wenn es möglich iſt, die allmähliche Los—
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc, 1886. Heft I. 1
Von
Adolf Vauer.
Die Entdeckungen der letzten Jahrzehnte, wie das auf eine
breitere Grundlage geſtellte hiſtoriſche Studium unſerer Zeit, haben
geſchichtliche Zeiträume kennen gelehrt, von denen wir früher ſo
gut wie nichts gewußt haben, ſie haben uns die Anfänge des
ſtaatlichen Zuſammenlebens der Menſchen um ein beträchtliches
näher gerückt. Gleichwohl iſt es demjenigen, der die Geſchichte der
Vergangenheit mit rückblickendem Auge durchmißt, nur ſelten ver—
gönnt, bis zu den erſten Anfängen der Erſcheinungen vorzudringen,
die ſpätere Zeiten erfüllen.
Wo die älteſte hiſtoriſche Kunde im Nilthale und an den Ufern
des Euphrat und Tigris anhebt, ſtehen wir, wie unverächtliche
Beweisgründe darthun, bereits am Ende von langer, vielleicht nach
Jahrtauſenden zählender Entwickelung, über die uns Nachrichten
verſagt ſind. Hüllen ſich alſo die früheſten Formen ſelbſt der
äußeren politiſchen Geſchichte der Völker in undurchdringliches
Dunkel, ſind dieſelben demnach für unſere Erkenntnis zeitlich wie
räumlich gleich unbegrenzt, ſo gilt dies vollends von dem Be—
ginnen geiſtigen Schaffens auf allen Gebieten menſchlicher Thätig—
keit. Die einmalige That, von Göttern, Heroen und erfindungs—
reichen Menſchen vollbracht, vertritt in der ſpäteren Ueberlieferung
die Stelle der Jahrhunderte langen Lehrzeit der Völker: in naiver
Weiſe wird ſo von den ſpäteren Geſchlechtern die Frage nach
den Anfängen des Staatslebens oder mannigfacher Kunſtfertig—
keiten und Kenntniſſe beantwortet.
Um ſo intereſſanter iſt es daher für die hiſtoriſche Betrach—
tung im weiteſten Sinne, wenn einmal eine Ausnahme von dieſer
Regel ſich ſtatuieren läßt, wenn es möglich iſt, die allmähliche Los—
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc, 1886. Heft I. 1