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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Welsische Pläne im 17. Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0089

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Mitteilungen und Berichte. 79

10. Einen guten Vorrath Von Vberguldeten Binſem Zucker Vor die geheimbte
Räthe Vndt Secretarien, Welche die Anvertrawete Consilia Bey ſich
behalten vndt in ihrem Leibe verfaulen laſſen mußen, ihnen einen lieb—
lichen Vndt Wohlriechenden Atem zu machen.

11. Sollen die Kauffleute Vndt Materialisten bedacht ſeyn, ein Anzahl der
Knochen zu verſchaffen, darüber ſich die Hunde gebißen, welche dieſe ver—
borgene Krafft vndt Vim Magneticam in ſich haben, daß ſo baldt ſie
Vnter einen tiſch geworffen werden, die dabey ſitzende Geſelſchafft zu Vn—
friede werden muß, den Lutheranern Vndt Calviniſten und ihren Con-
venten Vndter die Banck zu ſtecken.

12. Eine gute Anzahl tuchtiger Pinſeln, ſich derſelben bey Außgang deß
Reichstageß auff allen Fall zu bedienen, wan man ja äußerſter noth
halber gezwungen werden ſolte, ſowol den Benachbarten alß auch theils
obengeſeßenen Reichs Gliedern ſchwartz Vor weiß zu mahlen.

Welfiſche Pläne im 17. Jahrhundert.

Die der Löſung vorarbeitende Lockerung des deutſchen Reichsverbandes durch
den weſtfäliſchen Frieden hatte die Bahn für die partikulariſtiſchen Beſtrebun—
gen der deutſchen Fürſtenhäuſer vollends frei gemacht. Unter den Scharen
von deutſchen Souveränen, welche die Garantiemächte in das europäiſche Konzert
eingeführt hatten, begann der große Kampf um Kronen und Krönchen, der ſich
dann allmählich in einen Kampf ums Daſein verwandelt hat, deſſen letzte Mo—
mente in die allerjüngſten Tage fallen. Die heilige Siebenzahl des kurfürſt—
lichen Kollegiums war durch die Einſchiebung des klugen Maximilian von Bayern
geſtört worden; wenn er aber formell auch die vom Kaiſer wider alles Reichsrecht
dem Pfälzer entriſſene Kurwürde erhalten hatte und dem Sohne des unglück—
lichen Königs von Böhmen nur die achte Stelle zugeſtanden worden war, ſo blieb
im weſentlichen dennoch der Bayer der Emporkömmling, allerdings aber in der
angenehmen Lage desjenigen, der nicht nur für den Titel, ſondern auch für die
Mittel geſorgt hatte. Gab es einmal eine achte — warum ſollte eine neunte
Kur zu den Utopien gehören? fragte ſich Eruſt Auguſt, Herzog von Hannover,
Biſchof von Osnabrück, Anwärter von Lüneburg, der Gemahl einer Enkelin des
Königs Jakob I. von England, jener Welfenſproſſe, der ſich von der Vorſehung
dazu beſtimmt hielt, die Stellung, welche ſein Haus unter Heinrich dem Löwen
eingenommen, wieder zu erobern, deſſen Nachkommen aber als Könige von England
ſelbſt ſeine kühnſten Hoffnungen übertroffen haben. „Die Kurwürde zu gewinnen
oder, wie er ſagte, die ungerecht geraubte wieder zu erlangen, war das Ziel, das
er ſich geſetzt hatte. Und wenn er bei ſeinen früheren Unternehmungen kein
Mittel geſcheut hatte, wenn er vor Zerwürfniſſen und offener Feindſchaft mit
ſeinen Verwandten, mit ſeinen eigenen Kindern nicht zurückgeſchreckt war, ſo war
ihm bei der Erwerbung der Kurwürde kein Weg zu mühſam, keine Gefahr zu
groß.“ Dr. Alfred Francis Pribram, der dieſe Anſicht in ſeiner gründlich ge—
arbeiteten und hiſtoriſches Verſtändnis bekundenden Schrift „Oeſterreich und
 
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