Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

DOI Artikel:
Heide, Gustav: Kurfürstin Adelheid von Bayern
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0323

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kurfürfin Adelheid von DBayern.

Guſtav Heide.

Die Regierung des Kurfürſten Ferdinand Maria von Bayern
(1651 —79) iſt dadurch denkwürdig geworden, daß in dieſelbe ein
Umſchwung der äußeren Politik dieſes Landes fällt, der der Welt—
geſchichte angehört. Nachdem nämlich mehr als hundert Jahre
jene habsburgiſch-wittelsbachiſche „Entente“ beſtanden, die aus
der übereinſtimmenden Haltung beider Häuſer in der kirchlichen
Frage hervorgegangen und durch mehrere Wechſelheiraten befeſtigt,
in der den dreißigjährigen Krieg überdauernden Waffengemeinſchaft
ihren bekannteſten Ausdruck gefunden, tritt in den ſechziger Jahren
des 17. Jahrhunderts an die Stelle der freundſchaftlichen Be—
ziehungen zu Oeſterreich plötzlich eine überraſchende Intimität des
Kurſtaats mit Frankreich; es kommt in Bälde zum Abſchluß ge—
heimer Allianz- und Subſidienverträge und zur Errichtung bour—
boniſch-wittelsbachiſcher Ehepakten; kurz, es wiederholt ſich das
Schauſpiel der vergangenen hundert Jahre, aber mit gewechſelten
Rollen, indem an die Stelle Oeſterreichs nunmehr Frankreich ge—
treten iſt. Wie früher den Inſpirationen von der Wiener Hofburg,
ſo folgt nun die bayeriſche Politik den Winken von St. Germain,
und während die älteren Kurfürſten für die Prärogative Oeſter—
reichs gekämpft hatten, treten die folgenden gegen die habsburgi—
ſchen Anſprüche mit nicht geringerer Streitluſt in die Schranken.

Mit dieſem Umſchwung, der für das Land eine neue, aber
im Vergleich zur vorhergegangenen auch nicht glücklichere Aera ein—
leitete, hat man nun von jeher die Gemahlin Ferdinand Marias
aus dem Hauſe Savoyen in Verbindung gebracht, und zwar mit
gutem Fug. Denn ſie erſcheint nicht bloß als die Patronin dieſes

Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc., 1886. Heft V. 21
 
Annotationen