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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Vom alten Zieten
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0160

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Vom alten Zieten.

Am 26. Januar 1885 waren es hundert Jahre, daß Hans Joachim von
Zieten, der erſte preußiſche Huſarengeneral, ein Held ſo recht nach dem Herzen
der Deutſchen, ſeinem großem Könige im Tode voranging. Zur Feier dieſes
Tages hat der Graf von Zieten-Schwerin ſeinem Urahn ein ſchönes Denkmal
geſetzt. Kein ehernes und keines von Stein, denn deren gibt es ſchon würdige
und ſtattliche in der Kirche zu Wuſtrau, am Zietenplatze und in der Garniſons—
kirche zu Berlin, ſondern ein geiſtiges, an dem ſich jeder erfreuen kann, mag er
auch in den entlegenſten Wohnſitzen unſeres Volkes ſein Heim haben: Die Ge—
ſchichte ſeines Lebens und ſeiner Thaten. Ein von dem Meiſter deutſcher Ge—
ſchichtſchreibung ſelbſt für dieſes Werk empfohlener Schüler Rankes, der auch
unſeren Leſern nicht unbekannte preußiſche Staatsarchivar Dr. Georg Winter,
hatte vor fünf Jahren die ſchwierige aber wahrlich befriedigende und beneidens—
werte Aufgabe übernommen, alles auf Grund einer aktenmäßigen Forſchung
feſtzuſtellen, was zur Geſtaltung eines wahren und treuen Bildes des Menſchen
und Soldaten Zieten feſtgeſtellt werden mußte und konnte. Das Ergebnis der
fleißigen, umſichtigen und durch eine echte patriotiſche Freude am Werke ge—
tragenen Arbeit dieſes Gelehrten liegt nun in zwei Bänden vor uns, deren erſter
eine fortlaufende Lebensgeſchichte enthält, während der zweite aus einer Sammlung
größtenteils noch nicht veröffentlichter Briefe und Aktenſtücke beſteht, durch welche
die im erſten Bande behaupteten Thatſachen und Anſichten, welche nicht ſelten
der bis jetzt herrſchenden Tradition geradezu entgegentreten, begründet und
wiſſenſchaftlich ſichergeſtellt werden.

Dieſe Biographie des tapferſten der tapferen Brandenburger iſt durchaus
nicht für die militäriſchen Kreiſe allein berechnet, ſie wird jeden Leſer feſſeln, der
ein tiefer liegendes Intereſſe für den unvergleichlichen Kampf ums Daſein mit—
bringt, den der preußiſche Staat unter ſeinem größten Könige zum Heile der
ganzen Nation durchgeführt hat. Was nahe an das Wunderbare zu grenzen
ſchien, wird begreiflich, wenn man, wie in dieſem Zieten, die Männer etwas
näher kennen lernt, die dabei mitgewirkt haben. Schlicht und einfach, voll Hin—
gebung für die Sache des Königs, nicht ohne Fehler, aber ſtets ohne Falſch thut
der brave Huſar ſeine Pflicht, die er ſelbſt ſo hoch zu ſpannen gewohnt iſt, als
es menſchliche Kräfte überhaupt zu ertragen vermögen, überglücklich, wenn er
ſeiner Thatenfreudigkeit ſo recht die Zügel ſchießen laſſen kann, wenn er ſeiner
 
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