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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Zapf, Ludwig: Hohe Gäste in einer Kleinstadt
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Ilwof, Franz: Zur Geschichte der Taufnamen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0640

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630 Hohe Gäſte in einer Kleinſtadt.

Speiſezimmer, kam aber bald mit der Eröffnung zurück, daß Ihro Hochprinzeß—
liche Durchlaucht die dargebrachte „Glückwunſchung“ gnädigſt entgegengenommen
habe und auch aus der Offerierung der Präſente des Rats und der Bürgerſchaft
„treue atkection ſpüre“, worauf die Ratsdeputation unter dem Ausdruck tiefſten
Dankes für dieſe gnädigſte Reſolution „ihren discess nahm“.

Die ſechs Kannen mit Wein wurden nun durch junge Handwerksmeiſter
in die Stube getragen, die Markgräfin koſtete den Wein, während Se. Hoch—
fürſtliche Durchlaucht die Kannen wohl beſchaute. Die Fiſche wurden dem Caſtner
zur Verwahrung und der Hafer zur Verrechnung übergeben.

Den ereignisvollen Abend ſchloß eine Muſik „vocaliter und instrumenta-
liter“, welche um 9 Uhr der Kantor Müntzer veranſtaltet hatte; derſelbe erhielt
dafür 4 Thaler verehrt.

Die Herrſchaften hielten am andern Tag noch Mittagstafel in Münchberg,
„da dann in währender Speißung der Stadtpfeifer in des Schwarzfärbers
Wilhelm Pirckens Hauß am Loch mit Zinken und Poſaunen ſich trefflich hören
ließ“. Erſt abends nach 6 Uhr erfolgte die Abreiſe nach Hof, wobei ſich Bürger—
meiſter und Rat am Rathaus nochmals in Mänteln und Degen präſentierten,
vom Markgrafen aus der Kutſche mit abgenommenem Hute gnädigſt begrüßt,
während der Stadtpfeifer „zu Salbfünft“ mit ſechs herrſchaftlichen Trompetern
vom Rathauſe herabblies und die durch die ganze Stadt in Parade geſtandenen
Musketiere außerhalb der Stadt die Abſchiedsſalve gaben.

Dienstags den 18. Juli behändigte der herrſchaftliche Reiſehofmeiſter Mſr.
Danner auf der Rückreiſe von Hof dem Stadtſchreiber Abt für diejenigen Per—
ſonen, welche am Freitag die Geſchenke beigetragen hatten, anderthalben Thaler,
„ſo ſie miteinander zu der hochfürſtlichen Herrſchaft gutem Andenken vertrinken
ſolten“, welcher Betrag unter der Zuſicherung entſprechender Verwendung dankbar
angenommen wurde. Ludwig Zapf.

Zur Geſchichte der Taufnamen.

In jtingſter Zeit wurde mehrfach die Frage der Erforſchung der Vornamen
der deutſchen Bürger und Bauern angeregt. So von F. Thudichum än der
Beilage der Allgemeinen Zeitung 1886 Nr. 10, der mit Recht meint, es wäre
lohnend zu unterſuchen, ſeit welcher Zeit und unter welchen Einflüſſen die Füh—
rung neuteſtamentlicher Namen und die Benennung nach Heiligen insbeſondere
in Deutſchland Platz gegriffen habe und welche landſchaftlichen Verſchiedenheiten
ſich in dieſer Hinſicht zeigen, und zugleich nachweiſt, daß im 13. und 14. Jahr—
hundert und noch in der erſten Hälfte des 15. zahlreiche Bürger und Bauern
in Württemberg und in der Wetterau germaniſche Vornamen führten und chriſt—
liche Taufnamen zu den ſeltenſten Ausnahmen gehörten.

E. Wernicke behandelt dasſelbe Thema Geilage der Allgemeinen Zeitung
1886 Nr. 41) ausführlicher für Schleſien und gelangt zu dem Ergebnis, daß
dort die ſchönen alten deutſchen Namen bis ins 14. Jahrhundert allgemein
herrſchten, im 15. Jahrhundert allmählich zurücktreten, chriſtlichen Namen Platz
machen und im 16. Jahrhundert eine außerordentliche Vorliebe für altbibliſche,

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