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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Linder, Gottlieb: Doktor Alexander Sytz: ein Lebensbild aus der Reformationszeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0234

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Doktor Alexander Syb.

Ein Lebensbild aus der Reformationszeit.!

Von

Gottlieb Kinder.

Alexander Sytz wurde ums Jahr 1470 geboren, wohl in ſeinem Heimat—
orte Marbach am Neckar in Württemberg, dem nachmaligen Geburtsorte des
Dichters Friedrich Schiller. Allem Anſchein nach hat er ſpäter die Univerſität
Tübingen beſucht, wo damals der berühmte Johannes Widmann, welcher zuerſt
in Deutſchland tiber die Luſtſeuche ſchrieb, Profeſſor der Medizin war. Nachher
ſetzte Sytz ſeine mediziniſchen Studien in Italien fort, wahrſcheinlich in Como,
ſicher in Padua und Rom, und erwarb ſich eine höhere Bildung, ſo daß er
nicht allein Doctor medicinae, ſondern auch Philosophus genannt wird. In
Marbach begann er dann ſeine ärztliche Praxis und erwarb ſich großes Anſehen.
Im Jahre 1508 ſchrieb er ſeine Schrift über die Luſtſeuche: „Ein nutzlich regi—
ment wider die boſen frantzoſen mit etlichen clugen fragſtücken beſchriben durch
meiſter Alexander Sytzen zu Marckbach. Pforzheim 1509“. Dieſe Schrift,
welche er auf Veranlaſſung der Aebtiſſin des Kloſters Lichtenſtern, Eliſabeth
Schott, und zwar, abweichend von der bisherigen Uebung, in deutſcher Sprache
geſchrieben, reiht ſich unter die erſten und bedeutendſten Schriften über denſelben
Gegenſtand, nämlich unter die von Johannes Widmann (1497), Otto von Roth
aus Ulm (501), Grunbeck (deutſch und Paracelſus Geutſch, 1528); es wird
ihr auch eine klare und richtige Auffaſſung der Sache nachgerithmt, zu der ſich
dem jungen Mediziner die erſte Gelegenheit in Padua und Rom geboten hatte.

Wir geben dieſer auf ſorgſamer Detailforſchung beruhenden Monographie in unſerer
Zeitſchrift Raum, nicht als ob uns die darin geſchilderte Perſönlichkeit an und für ſich einer be—
ſonderen Beachtung würdig erſchiene, ſondern nur aus dem Grunde, weil darin einige ſehr inter—
eſſante Züge aus dem Privat- und öffentlichen Leben angeführt ſind, denen man ſonſt nicht häufig
begegnet, obwohl ſie zum Verſtändniſſe ſo mancher Erſcheinung der vielbewegten Reformationszeit
ſehr förderlich ſind. Das kleinbürgerliche Treiben in ſchwäbiſchen und ſchweizeriſchen Städten,
der Einfluß, welchen die religiöſe Erregung auf dasſelbe genommen, treten hier recht anſchaulich
hervor. D. Red.
 
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