kaſtnathtsſpiel und Faſtnachksſcherz im 15. und 16. Jahr⸗
hundert.
Von
Karl Aeyer.
Es iſt wohl ſchwerlich ein Zufall, daß faſt überall da, wo
Menſchen leben, der Eintritt der mildern Jahreszeit auf irgend
eine Weiſe feſtlich begangen wird. Selbſt in wärmeren ſüdlicheren
Ländern, in welchen ſich der Winter in geringerem Grade fühlbar
macht, herrſcht dieſe Sitte. Sie herrſchte z. B. in Griechenland
und im alten Rom in noch ganz anderer Weiſe als bei uns, und
ein guter Teil deſſen, was im Mittelalter und zum Teil noch
jetzt im mittlern Europa bei dieſer Gelegenheit als Aeußerung
der Feſtfeier ſich geltend macht, verdankt ſeine eigentliche Ausbildung
der über die Alpen gekommenen römiſchen Kultur.
Selbſtverſtändlich iſt dieſe Feier mehr eine heitere als eine
ernſte, ja ſie geht häufig genug über das Gebiet des Heitern
hinaus in die ausgelaſſenſte, üppigſte Freude über. Man begnügt
ſich nicht damit, den Frühling in allen Tonarten, vom einfachen
Kinder- und Volksliede bis zu den erhabenen Klängen dithyram—
biſcher Chöre zu lobpreiſen; man beſchränkt ſich nicht darauf, als
harmloſer Spaziergänger Wald und Wieſe zu durchſtreifen und
die erſten Blumen des Lenzes in Kränze zu winden. Die Früh—
lingsluft wirkt nicht bloß erheiternd und belebend, ſie wirkt viel—
mehr oft geradezu berauſchend auf die Menſchen ein, namentlich
auf diejenigen, deren Alter im Vergleich mit dem ganzen menſch—
lichen Leben ebenfalls eine Art Frühling iſt, alſo auf die Jugend.
Im griechiſchen und im römiſchen Altertum hingen dieſe Luſtbar—
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 2C., 1886. Heft III. 41 ;
hundert.
Von
Karl Aeyer.
Es iſt wohl ſchwerlich ein Zufall, daß faſt überall da, wo
Menſchen leben, der Eintritt der mildern Jahreszeit auf irgend
eine Weiſe feſtlich begangen wird. Selbſt in wärmeren ſüdlicheren
Ländern, in welchen ſich der Winter in geringerem Grade fühlbar
macht, herrſcht dieſe Sitte. Sie herrſchte z. B. in Griechenland
und im alten Rom in noch ganz anderer Weiſe als bei uns, und
ein guter Teil deſſen, was im Mittelalter und zum Teil noch
jetzt im mittlern Europa bei dieſer Gelegenheit als Aeußerung
der Feſtfeier ſich geltend macht, verdankt ſeine eigentliche Ausbildung
der über die Alpen gekommenen römiſchen Kultur.
Selbſtverſtändlich iſt dieſe Feier mehr eine heitere als eine
ernſte, ja ſie geht häufig genug über das Gebiet des Heitern
hinaus in die ausgelaſſenſte, üppigſte Freude über. Man begnügt
ſich nicht damit, den Frühling in allen Tonarten, vom einfachen
Kinder- und Volksliede bis zu den erhabenen Klängen dithyram—
biſcher Chöre zu lobpreiſen; man beſchränkt ſich nicht darauf, als
harmloſer Spaziergänger Wald und Wieſe zu durchſtreifen und
die erſten Blumen des Lenzes in Kränze zu winden. Die Früh—
lingsluft wirkt nicht bloß erheiternd und belebend, ſie wirkt viel—
mehr oft geradezu berauſchend auf die Menſchen ein, namentlich
auf diejenigen, deren Alter im Vergleich mit dem ganzen menſch—
lichen Leben ebenfalls eine Art Frühling iſt, alſo auf die Jugend.
Im griechiſchen und im römiſchen Altertum hingen dieſe Luſtbar—
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte 2C., 1886. Heft III. 41 ;