Aus den Franzoſenkriegen. 311
Aus den Franzoſenkriegen.
Ueber die Condéſchen Reiter berichtet ein zeitgenöſſiſcher Chroniſt (Dr. Fre⸗
gouneau in Eichſtetten am Kaiſerſtuhh in ſeinen Aufzeichnungen über die Ge—
ſchichte des Dorfes Eichſtetten:
„Eine Anzahl aus Frankreich geflüchteter Adeliger bildete ein kleines Heer
unter dem Befehle des Prinzen Condé, wozu noch die Reſte einiger überge—
gangener franzöſiſcher Reiterregimenter kamen. Im Jahre 1796 nun lag ein
Reiterregiment unter dem Oberſtleutnant von Ganville von dieſem Heere hier
in unſerem Orte. Da nun viele Adelige unter dieſem Regimente als Gemeine
dienten und dieſen reichliche Mittel zu Gebote ſtanden, brachten ſie viel Geld an
Mann, allein auch Sittenloſigkeit und Liederlichkeit. — Das in Eichſtetten lie—
gende Regiment zeichnete ſich durch Exzeſſe aller Art, Diebſtahl jeder Gattung,
in Häuſern und Feld, und Mißhandlung der Einwohner aus, ſo daß die Bürger
bewaffnet ihre Felder und die darauf wachſenden Früchte hüten mußten. Die
erbitterten Reiter drohten mit Anzünden des Dorfes, und als in der Nacht vom
27. auf 28. Mai 1796 ein Reiter, der gegen das ſtrenge Verbot, nachts ſein
Quartier zu verlaſſen, nach 11 Uhr furagierte, von dem wachenden Bürger
einen Schuß in den Unterleib bekam, entſtand ein großer Lärm, und Baucrn
und Soldaten ſtanden ſich bewaffnet gegenüber. Doch ging es aber noch ohne
Blutvergießen ab. Dienstag, den 29. Mai, aber, als ein betrunkener Soldat
einen Bürger, Namens Döbelin, ohne alle Veranlaſſung beohrfeigt hatte, kam
es zu blutigem Kampfe, in welchem auf beiden Seiten Verwundungen vor—
kamen. Es gelang den Bemühungen Ganvilles mit Hilfe des Vogtes Zwahl
und des Pfarrers Greiner, endlich die Ruhe herzuſtellen; da aber der Oberſt⸗
leutnant Reiter in den Theninger Wald abgeſendet hatte, um auf verbotener
Furagierung befindliche Soldaten zurückzutreiben, glaubten die Bürger, es ge⸗
ſchehe dieſes, um Unterſtützung herbeizuholen, und ſchickten Feuerreiter in die
umliegenden Orte um Hilfe. Die Neuershauſer und Buchheimer machten ſich
fertig, nach Eichſtetten abzurücken, in Freiburg wurden Freiwillige aufgeboten,,
und die Bauern in der ganzen March erklärten offen, jetzt gehe es hinüber nach
Eichſtetten, um die ‚Ganveiſchent totzuſchlagen. — Es blieb nichts übrig, als
das vornehme Regiment ſobald als möglich zu verlegen.“
Der Eichſtetter Pfarrer erzählte eine ergötzliche Epiſode aus ſeinen Erleb—
niſſen desſelben Jahres, welche ſich auf einen franzöſiſchen Offizier bezog, in
welchem der Pfarrer den kommandierenden General Moreau ſelbſt erkannt haben
will. Pfarrer Greiner hatte eine junge Frau und zwei Bäschen bei ſich, und
der Herr General wünſchte dieſelben bei Tiſche zu ſehen. Der Pfarrer fand
aber für gut, ſeine Frauenzimmer ins Nachbarhaus in Sicherheit zu bringen.
Der General, im höchſten Grade erboſt, ängſtigte den guten Pfarrer mit Dro—
hungen, wenn er ſeinem Wunſche nicht willfahre. Mittlerweile war es dunkel
geworden. Der General, der im oberen Stock des Pfarrhauſes wohnte, von wo
aus man gerade die Eichelſpitze mit ihren Waldungen vor Augen hat, war ans
Aus den Franzoſenkriegen.
Ueber die Condéſchen Reiter berichtet ein zeitgenöſſiſcher Chroniſt (Dr. Fre⸗
gouneau in Eichſtetten am Kaiſerſtuhh in ſeinen Aufzeichnungen über die Ge—
ſchichte des Dorfes Eichſtetten:
„Eine Anzahl aus Frankreich geflüchteter Adeliger bildete ein kleines Heer
unter dem Befehle des Prinzen Condé, wozu noch die Reſte einiger überge—
gangener franzöſiſcher Reiterregimenter kamen. Im Jahre 1796 nun lag ein
Reiterregiment unter dem Oberſtleutnant von Ganville von dieſem Heere hier
in unſerem Orte. Da nun viele Adelige unter dieſem Regimente als Gemeine
dienten und dieſen reichliche Mittel zu Gebote ſtanden, brachten ſie viel Geld an
Mann, allein auch Sittenloſigkeit und Liederlichkeit. — Das in Eichſtetten lie—
gende Regiment zeichnete ſich durch Exzeſſe aller Art, Diebſtahl jeder Gattung,
in Häuſern und Feld, und Mißhandlung der Einwohner aus, ſo daß die Bürger
bewaffnet ihre Felder und die darauf wachſenden Früchte hüten mußten. Die
erbitterten Reiter drohten mit Anzünden des Dorfes, und als in der Nacht vom
27. auf 28. Mai 1796 ein Reiter, der gegen das ſtrenge Verbot, nachts ſein
Quartier zu verlaſſen, nach 11 Uhr furagierte, von dem wachenden Bürger
einen Schuß in den Unterleib bekam, entſtand ein großer Lärm, und Baucrn
und Soldaten ſtanden ſich bewaffnet gegenüber. Doch ging es aber noch ohne
Blutvergießen ab. Dienstag, den 29. Mai, aber, als ein betrunkener Soldat
einen Bürger, Namens Döbelin, ohne alle Veranlaſſung beohrfeigt hatte, kam
es zu blutigem Kampfe, in welchem auf beiden Seiten Verwundungen vor—
kamen. Es gelang den Bemühungen Ganvilles mit Hilfe des Vogtes Zwahl
und des Pfarrers Greiner, endlich die Ruhe herzuſtellen; da aber der Oberſt⸗
leutnant Reiter in den Theninger Wald abgeſendet hatte, um auf verbotener
Furagierung befindliche Soldaten zurückzutreiben, glaubten die Bürger, es ge⸗
ſchehe dieſes, um Unterſtützung herbeizuholen, und ſchickten Feuerreiter in die
umliegenden Orte um Hilfe. Die Neuershauſer und Buchheimer machten ſich
fertig, nach Eichſtetten abzurücken, in Freiburg wurden Freiwillige aufgeboten,,
und die Bauern in der ganzen March erklärten offen, jetzt gehe es hinüber nach
Eichſtetten, um die ‚Ganveiſchent totzuſchlagen. — Es blieb nichts übrig, als
das vornehme Regiment ſobald als möglich zu verlegen.“
Der Eichſtetter Pfarrer erzählte eine ergötzliche Epiſode aus ſeinen Erleb—
niſſen desſelben Jahres, welche ſich auf einen franzöſiſchen Offizier bezog, in
welchem der Pfarrer den kommandierenden General Moreau ſelbſt erkannt haben
will. Pfarrer Greiner hatte eine junge Frau und zwei Bäschen bei ſich, und
der Herr General wünſchte dieſelben bei Tiſche zu ſehen. Der Pfarrer fand
aber für gut, ſeine Frauenzimmer ins Nachbarhaus in Sicherheit zu bringen.
Der General, im höchſten Grade erboſt, ängſtigte den guten Pfarrer mit Dro—
hungen, wenn er ſeinem Wunſche nicht willfahre. Mittlerweile war es dunkel
geworden. Der General, der im oberen Stock des Pfarrhauſes wohnte, von wo
aus man gerade die Eichelſpitze mit ihren Waldungen vor Augen hat, war ans