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Muther, Richard: König Ludwig II. von Bayern und die deutsche Kunst
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0723
König Zudwig IL von Bayern und die denkſche Knunſt.
R. Mufher.
Zwei inhaltſchwere Daten ſtehen im Kalender dieſes Jahres
verzeichnet; der 100. Geburtstag Ludwigs J. und der Todestag
Ludwigs I. Monatelang hatte man in München den großen
hiſtoriſchen Feſtzug vorbereitet, mit dem man die 100. Wiederkehr.
der Geburt Ludwigs J. feiern wollte, und als die Zeit heran—
gekommen war, da bewegte ſich durch die Straßen Münchens in
der That ein impoſanter Zug, aber nicht der Feſtzug zu Ehren
Ludwigs J, ſondern der Leichenzug Ludwigs II. Was iſt in der
Zeit, welche beide Ereigniſſe umfaſſen, alles in Bayern geſchehen,
welche gewaltige Kunſtentwicklung hat ſich in dieſen hundert Jahren
vollzogen! Ludwig J war es, der faſt ſämtliche Bauten ins Leben
rief, die noch heute der Stadt München ihren Stempel aufdrücken:
die Feldherrnhalle, die Ruhmeshalle, das Siegesthor und die Pro—
pyläen; den Wittelsbacherpalaſt, den Königsbau der Reſidenz und
die Arkaden; die Allerheiligenhofkirche, die Ludwigskirche und die
Baſilika; die beiden Pinakotheken, das Kunſtausſtellungsgebäude
und die Glyptothek. Bei Regensburg entſtand die Walhalla, bei
Kelheim die Befreiungshalle, in Aſchaffenburg das pompejaniſche
Haus, in der Pfalz die Ludwigshöhe. Was Ludwig J. begonnen
hatte, wurde dann von Maxrimilian II. fortgeſetzt, der die Maxi—
milianſtraße mit dem Nationalmuſeum, das Maximilianeum und
die Gaſteiganlagen, die Iſarvorſtadt mit dem Gärtnerplatze anlegte,
die Schlöſſer Hohenſchwangau und Berg erbaute. Und an dieſe beidell
kunſtſinnigen Fürſten ſchloß ſich wiederum Ludwig II. an, in deſſen
Leben die Kunſt gar eine ſo hervorragende Rolle ſpielt, daß ſie
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ze., 1886. Heft X. 46
R. Mufher.
Zwei inhaltſchwere Daten ſtehen im Kalender dieſes Jahres
verzeichnet; der 100. Geburtstag Ludwigs J. und der Todestag
Ludwigs I. Monatelang hatte man in München den großen
hiſtoriſchen Feſtzug vorbereitet, mit dem man die 100. Wiederkehr.
der Geburt Ludwigs J. feiern wollte, und als die Zeit heran—
gekommen war, da bewegte ſich durch die Straßen Münchens in
der That ein impoſanter Zug, aber nicht der Feſtzug zu Ehren
Ludwigs J, ſondern der Leichenzug Ludwigs II. Was iſt in der
Zeit, welche beide Ereigniſſe umfaſſen, alles in Bayern geſchehen,
welche gewaltige Kunſtentwicklung hat ſich in dieſen hundert Jahren
vollzogen! Ludwig J war es, der faſt ſämtliche Bauten ins Leben
rief, die noch heute der Stadt München ihren Stempel aufdrücken:
die Feldherrnhalle, die Ruhmeshalle, das Siegesthor und die Pro—
pyläen; den Wittelsbacherpalaſt, den Königsbau der Reſidenz und
die Arkaden; die Allerheiligenhofkirche, die Ludwigskirche und die
Baſilika; die beiden Pinakotheken, das Kunſtausſtellungsgebäude
und die Glyptothek. Bei Regensburg entſtand die Walhalla, bei
Kelheim die Befreiungshalle, in Aſchaffenburg das pompejaniſche
Haus, in der Pfalz die Ludwigshöhe. Was Ludwig J. begonnen
hatte, wurde dann von Maxrimilian II. fortgeſetzt, der die Maxi—
milianſtraße mit dem Nationalmuſeum, das Maximilianeum und
die Gaſteiganlagen, die Iſarvorſtadt mit dem Gärtnerplatze anlegte,
die Schlöſſer Hohenſchwangau und Berg erbaute. Und an dieſe beidell
kunſtſinnigen Fürſten ſchloß ſich wiederum Ludwig II. an, in deſſen
Leben die Kunſt gar eine ſo hervorragende Rolle ſpielt, daß ſie
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ze., 1886. Heft X. 46