die Kakalanen im Herzogkum Athen
und die neueſten ſpaniſchen Forſchungen über ihre Geſchichte.
Von
Jerdinand Gregorovius.
Genau ein volles Jahrhundert war nach dem vierten oder
lateiniſchen Kreuzzuge verfloſſen, welcher die jähe Zertrümmerung
des hyzantiniſchen Reiches der Komnenen und die Cründung fran⸗
zöſiſcher und lombardiſcher, venezianiſcher und genueſiſcher Kolonien
und Feudalſtaaten auf dem Feſtlande wie auf den Inſeln Griechen⸗
lands zur Folge gehabt hatte, als auch die Spanier auf dicſem
öſtlichen Schauplatz als Konquiſtadoren auftraten. Die ſpaniſchen
Reiche waren im Beginne des 14. Jahrhunderts aus ihren uͤn—
abläſſigen Kriegen mit den Mauren zu größerer Natibnalkraft
erwachſen und ſie beſaßen eine zahlreiche und kühne Handels⸗
marine. Nichts aber war abenteuerlicher und zufälliger, als die
verſpätete ſpaniſche Unternehmung im Orient, welcher urſprünglich
jeder nationale und politiſche Zweck fehlte; denn ſie ging nicht von
einem ehrgeizigen Könige, ſondern von einer nach Beule hungern—
den katalaniſchen Söldnerſchar aus, die während des Krieges mit
den Anjou im Dienſte Friedrichs, des vierten Königs von Sicilien
aus dem Hauſe Aragon, geſtanden hatte. Als die ſiciliani—
ſchen Veſperkriege durch den Friedensvertrag von Caltabellota im
Auguſt 1302 zu einem Abſchluß oder doch zum Stillſtande gelangt
waren, wurden jene Söldner, Katalanen und Aragonier, brotlos.
Der König Friedrich, welcher ſie nicht hinreichend belohnen konnte
und aus Sicilien entfernen wollte, unterſtützte bereitwillig ihren
verzweifelten Plan, neue Lorbeeren und neuen Raub im Solde
des byzantiniſchen Kaiſers Andronikus II. zu ſuchen, deſſen letzte
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc, 1886. OE XT 2 51
und die neueſten ſpaniſchen Forſchungen über ihre Geſchichte.
Von
Jerdinand Gregorovius.
Genau ein volles Jahrhundert war nach dem vierten oder
lateiniſchen Kreuzzuge verfloſſen, welcher die jähe Zertrümmerung
des hyzantiniſchen Reiches der Komnenen und die Cründung fran⸗
zöſiſcher und lombardiſcher, venezianiſcher und genueſiſcher Kolonien
und Feudalſtaaten auf dem Feſtlande wie auf den Inſeln Griechen⸗
lands zur Folge gehabt hatte, als auch die Spanier auf dicſem
öſtlichen Schauplatz als Konquiſtadoren auftraten. Die ſpaniſchen
Reiche waren im Beginne des 14. Jahrhunderts aus ihren uͤn—
abläſſigen Kriegen mit den Mauren zu größerer Natibnalkraft
erwachſen und ſie beſaßen eine zahlreiche und kühne Handels⸗
marine. Nichts aber war abenteuerlicher und zufälliger, als die
verſpätete ſpaniſche Unternehmung im Orient, welcher urſprünglich
jeder nationale und politiſche Zweck fehlte; denn ſie ging nicht von
einem ehrgeizigen Könige, ſondern von einer nach Beule hungern—
den katalaniſchen Söldnerſchar aus, die während des Krieges mit
den Anjou im Dienſte Friedrichs, des vierten Königs von Sicilien
aus dem Hauſe Aragon, geſtanden hatte. Als die ſiciliani—
ſchen Veſperkriege durch den Friedensvertrag von Caltabellota im
Auguſt 1302 zu einem Abſchluß oder doch zum Stillſtande gelangt
waren, wurden jene Söldner, Katalanen und Aragonier, brotlos.
Der König Friedrich, welcher ſie nicht hinreichend belohnen konnte
und aus Sicilien entfernen wollte, unterſtützte bereitwillig ihren
verzweifelten Plan, neue Lorbeeren und neuen Raub im Solde
des byzantiniſchen Kaiſers Andronikus II. zu ſuchen, deſſen letzte
Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc, 1886. OE XT 2 51