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Kaemmel, Otto: Die unüberwindliche Armada 1588
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0576
die unüberwindliche Armada 1589.
Von
Otko Kaemmel.
Ein großartiges und zugleich unheimliches Schauſpiel, wie in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die römiſche Kirche durch
den Abfall der germaniſchen Völker der Hälfte ihres Herrſchafts—
gebietes beraubt und im Innerſten erſchüttert jene Mängel abſtößt,
welche die laute Empörung jedes ſittlichen Menſchen herausgefordert
hatten, dann, ihre alten Grundlagen in Verfaſſung und Glaubens—
lehre feſthaltend, ſich umgeſtaltet zu einer ſtraff organiſierten,
kriegeriſchen, ſiegesſicheren Genoſſenſchaft, und endlich den Kampf
gegen die Ketzer aufnimmt. Es gelang ihr durch alle Mittel,
durch begeiſterte Predigt wie durch brutale Gewalt, in Spanien
und Italien jede abweichende Richtung zu vernichten bis auf die
Wurzel, in Frankreich und Polen den Sieg des Proteſtantismus
zu verhindern, in Deutſchland weite Gebiete wiederzuerobern, über—
all die Keime freierer Geiſtesbildung zu zerſtören. Doch das alles
hätte ſie niemals erreicht, hätte nicht ein ganzes, großes Volk der
Idee der katholiſchen Einheit alles, ſelbſt ſeine Zukunft geopfert,
hätte es nicht ſein Intereſſe mit dem der katholiſchen Reaktion
verbunden. Für Spanien war der Triumph der katholiſchen Lehre
mit dem der ſpaniſchen Herrſchaft gleichbedeutend, ſein Ziel war
das katholiſche Weltreich unter der ſpaniſchen Krone. Da ſaßen
dieſe Kaſtilianer, von der europäiſchen Welt wie alle Stämme
der Halbinſel abgeſchloſſen durch die Mauer der Pyrenäen, auf
ihren kahlen, baumloſen Hochebenen, welche Scheidegebirge von faſt
nordiſchem Charakter untereinander und von den Randlandſchaften,
öde Heiden vom portugieſiſchen Küſtenlande abſperren, faſt unſchiff—
bare Ströme in tiefen Spaltenthälern durchziehen, dem jähen
Von
Otko Kaemmel.
Ein großartiges und zugleich unheimliches Schauſpiel, wie in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die römiſche Kirche durch
den Abfall der germaniſchen Völker der Hälfte ihres Herrſchafts—
gebietes beraubt und im Innerſten erſchüttert jene Mängel abſtößt,
welche die laute Empörung jedes ſittlichen Menſchen herausgefordert
hatten, dann, ihre alten Grundlagen in Verfaſſung und Glaubens—
lehre feſthaltend, ſich umgeſtaltet zu einer ſtraff organiſierten,
kriegeriſchen, ſiegesſicheren Genoſſenſchaft, und endlich den Kampf
gegen die Ketzer aufnimmt. Es gelang ihr durch alle Mittel,
durch begeiſterte Predigt wie durch brutale Gewalt, in Spanien
und Italien jede abweichende Richtung zu vernichten bis auf die
Wurzel, in Frankreich und Polen den Sieg des Proteſtantismus
zu verhindern, in Deutſchland weite Gebiete wiederzuerobern, über—
all die Keime freierer Geiſtesbildung zu zerſtören. Doch das alles
hätte ſie niemals erreicht, hätte nicht ein ganzes, großes Volk der
Idee der katholiſchen Einheit alles, ſelbſt ſeine Zukunft geopfert,
hätte es nicht ſein Intereſſe mit dem der katholiſchen Reaktion
verbunden. Für Spanien war der Triumph der katholiſchen Lehre
mit dem der ſpaniſchen Herrſchaft gleichbedeutend, ſein Ziel war
das katholiſche Weltreich unter der ſpaniſchen Krone. Da ſaßen
dieſe Kaſtilianer, von der europäiſchen Welt wie alle Stämme
der Halbinſel abgeſchloſſen durch die Mauer der Pyrenäen, auf
ihren kahlen, baumloſen Hochebenen, welche Scheidegebirge von faſt
nordiſchem Charakter untereinander und von den Randlandſchaften,
öde Heiden vom portugieſiſchen Küſtenlande abſperren, faſt unſchiff—
bare Ströme in tiefen Spaltenthälern durchziehen, dem jähen