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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Ein geschriebenes Flugblatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0087

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Mitteilungen und Berithte.

Ein geſchriebenes Flugblatt.

In einer mehrere hundert Nummern umfaſſenden Flugſchriftenſammlung
von 1600— 1683 fand ſich ein aus vier zuſammengefalzten Quartblättern be—
ſtehendes Heftchen mit einer Handſchrift aus der zweiten Hälfte des 17. Jahr—
hunderts. Der Inhalt derſelben, eine von den nicht eben ſeltenen Satiren auf
Reichstag und Reichsverfaſſung, weiſt darauf hin, daß ihre Entſtehung in die
Zeit zwiſchen dem Abſchluſſe des weſtfäliſchen Friedens und dem Regensburger
Reichstag von 1653 fällt, der den Beſtimmungen des Friedensinſtrumentes ge—
mäß ſchon ſechs Monate nach dem Friedensſchluſſe und mit der Bedeutung einer
Konſtituante hatte eröffnet werden ſollen. Es wäre erwünſcht, zu erfahren, ob
man es hier mit der Abſchrift eines Druckes oder mit einem Original zu thun
hat, was bei dem Mangel litterariſcher Behelfe für Flugſchriften des 17. Jahr—
hunderts nur dadurch erreicht werden könnte, wenn von den zahlreichen Samm—
lern und Kennern dieſer Litteratur allfällige Notizen über dieſes Blatt der
Redaktion dieſer Zeitſchrift mitgeteilt würden.

Wir geben im nachfolgenden den auch für weitere Kreiſe nicht intereſſeloſen
Text der Handſchrift:

Specificatio,
Notiger Wahren, ſo von den Kauffleuten,
vndt Materialisten auff den Künfftigen
Reichstage nacher Regenſpurg unfehl—
bahr geſchaffet werden
ſollen.

1. Erſtlich vndt Vor allen Dingen, eine große Quantität der Kurtzen Wollen,
ſo die Tuchſchwerer Von den Newgemachten Tuchern abſchernten, ob wol
ſolche der gemeine Mann gering ſchätzet, ſo iſt doch kein Zweiffel, ſie
werde auff bevorſtehenden Reichstag Vmb einen hohen preiß Verkauffen
werden Konnen, dan man derſelben in großer Menge Vndt ſonderlich der
aller zarteſten Vndt feinſten benötiget die Sättel der Geduldt und guten
Vertröſtung damit außzufüllen, damit ſie deſto bequemer auff dem Rücken
der gravaminirten ſich ſchicken, ihnen fein ſanffte aufliegen, Vndt biß
zukunfftigen Reichstag inmittelſt nicht etwan ſchwellen vndt zu Viel er—
hitzen, vndt ſolle dieſe Wolle bei Zeiten in Vorraht eingeſchaffet werden,
 
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