die Reformurrfuche der Regierung Zudwigs XVI.
Von
E. Ahazen.
I
Das tragiſche Weltereignis der franzöſiſchen Revolution tritt
uns entgegen als die blutige Löſung einer ſozialen und einer
wirtſchaftlichen Frage, nicht als ein Kampf der Ideen allein. Die
Verhältniſſe, die es löſte, müſſen alſo naturgemäß den größten
Druck ausgeübt haben, am meiſten verfahren geweſen ſein. Die
in den „cahiers“ der Delegierten des tiers état zu den Reichs⸗
ſtänden enthaltenen objektiveren Beſchwerden beſtätigen dieſe An—
ſchauung. Stück um Stück, Stein um Stein wollen ſie das auf
altem Üntergrunde von Richelieu, Mazarin und Ludwig XIV.
errichtete Staatsgebäude einreißen, das Staatsweſen, als dem
veränderten Zuſtaͤnde der Geſellſchaft nicht mehr entſprechend, den
Staatszweck nicht erfüllend, durch ein neues, verjüngtes erſetzen,
den Auͤsgleich herſtellen zwiſchen Recht und Pflicht, den jenes
verſäumte. In dem Streben nach der langentbehrten Geltung in
Stdat und Geſellſchaft ging der ungezügelte Wunſch allerdings
hinweg über die Trümmer der ſozialen Kaſten, die ſich ihm wider—
fetzten, hinweg über den Thron in das entgegengeſetzte Extrem.
Das iſt die eiſerne Notwendigkeit der Verkettung von Urſache und
Wirkung. Große Mengen exploſiver Stoffe lagen in dem genannten
Staatsweſen verborgen, die ſchwache Krone hatte vergeblich verſucht,
1Benützt wurden: H. von Sybel: Geſchichte der Revolutionszeit. — F. von
Raumer: Geſchichte Frankreichs und der frauzöſiſchen Revolution. — F. von
Bernhardi: Bermiſchte Schriften. II. Band. — Thiers: Histoire de la revo-
lution francaise. — Mirabeau: Méwoires. — A. Young: Travels in France.
— A de Tocqueville: L’ancien regime et la r6volution. — Taine: Les
origines de la Prance contemporaire, I. Partie: L'aneien rẽgime.
Von
E. Ahazen.
I
Das tragiſche Weltereignis der franzöſiſchen Revolution tritt
uns entgegen als die blutige Löſung einer ſozialen und einer
wirtſchaftlichen Frage, nicht als ein Kampf der Ideen allein. Die
Verhältniſſe, die es löſte, müſſen alſo naturgemäß den größten
Druck ausgeübt haben, am meiſten verfahren geweſen ſein. Die
in den „cahiers“ der Delegierten des tiers état zu den Reichs⸗
ſtänden enthaltenen objektiveren Beſchwerden beſtätigen dieſe An—
ſchauung. Stück um Stück, Stein um Stein wollen ſie das auf
altem Üntergrunde von Richelieu, Mazarin und Ludwig XIV.
errichtete Staatsgebäude einreißen, das Staatsweſen, als dem
veränderten Zuſtaͤnde der Geſellſchaft nicht mehr entſprechend, den
Staatszweck nicht erfüllend, durch ein neues, verjüngtes erſetzen,
den Auͤsgleich herſtellen zwiſchen Recht und Pflicht, den jenes
verſäumte. In dem Streben nach der langentbehrten Geltung in
Stdat und Geſellſchaft ging der ungezügelte Wunſch allerdings
hinweg über die Trümmer der ſozialen Kaſten, die ſich ihm wider—
fetzten, hinweg über den Thron in das entgegengeſetzte Extrem.
Das iſt die eiſerne Notwendigkeit der Verkettung von Urſache und
Wirkung. Große Mengen exploſiver Stoffe lagen in dem genannten
Staatsweſen verborgen, die ſchwache Krone hatte vergeblich verſucht,
1Benützt wurden: H. von Sybel: Geſchichte der Revolutionszeit. — F. von
Raumer: Geſchichte Frankreichs und der frauzöſiſchen Revolution. — F. von
Bernhardi: Bermiſchte Schriften. II. Band. — Thiers: Histoire de la revo-
lution francaise. — Mirabeau: Méwoires. — A. Young: Travels in France.
— A de Tocqueville: L’ancien regime et la r6volution. — Taine: Les
origines de la Prance contemporaire, I. Partie: L'aneien rẽgime.