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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Rhazen, E.: Die Reformversuche der Regierung Ludwigs XVI., 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0742

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die Reformuerhuhe der Regierung Zudwigs XVI.

Von
S, Ahazen.

II. Schluß.)

Die Bevorrechteten waren einig im Widerſtande, zum erſten—
mal werden bewaffnete Maſſen von der Oppoſition in der
„guerre de farine“ in Bewegung geſetzt. Die geringe Opfer—
willigkeit der Privilegierten, die Furcht des Erbrichtertums, ſich
beſchränkt zu ſehen, die Scheu des Adels und des Klexus, von
ihren reichen Einkünften auf Grund eines Kataſters beſteuert zu
werden, kurz, der Widerſtand der Selbſtſucht, der kleine Opfer
ſcheute, der Gedanke der Bevorrechteten, daß ſie die Regierung
nur dann beherrſchen könnten, wenn ſie dieſelben in der Patſche
ließen — das verſtand nämlich das Parlament unter der be—
tonten Unveränderlichkeit der Verfaſſung —, wurde das erſte
Aufflackern der Revolution. Turgot fiel im Kampfe derjenigen,
die vom Mißbrauche lebten, gegen das Intereſſe für das Volks⸗
wohl, in einem Kampfe, an dem ſelbſt die Privilegierteſten, die
Prinzen des Hauſes, teilnahmen. Eine öffentliche Meinung, ihn
zu ſtützen, gab es nicht, der 12. Mai 1776 ward der Tag, von
welchem ab der Staat immer ſchneller dem Untergange zueilte. Die
Regierung war im Kampfe mit den Mächten des alten Staates er—
legen. Es war die Konſequenz des Abſolutismus, daß bei ſeinem Falle
kelne Spur von öffentlicher Meinung ſich zeigte, es ward das Ver—
hängnis der Regierung, daß ſie in dem Parlament den Herd des
Widerſtandes neu erweckte. — Turgot büßte auch für ſeine Vor—
gänger, Geldmangel trug zum Scheitern der Reformen bei. Das
Kreditgenie Necker, eine Verwaltungskapazität, nahm die Zügel in
 
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