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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Fischer, William: Trapezunt und seine Bedeutung in der Geschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0023

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Trapezunt und ſeine Dedentung in der Gefhiehte,

Von
Billiam Fiſcher.

Es ſind gerade vierzig Jahre her, ſeit der Münchener Profeſſor
Jakob Fallmerayer ſeine Fragmente aus dem Orient ſchrieb.
Fallmerayer war keiner von den gewöhnlichen Durchſchnittstouri—
ſten, er tauchte ſeine Feder in den Strom einer großen hiſtoriſchen
Erinnerung, und jede Fiber ſeines Herzens fand am Südgeſtade
des Schwarzen Meeres einen Anklang an ſein Heimatland. Nur
ein Sohn der Tiroler Berge, deſſen Jugend unter dem Rauſchen
gewaltiger Tannen und in der friſchen freien Luft himmelanſtre—
bender Berge dahingefloſſen, konnte ſo glühende, ſo lebensvolle
Schilderungen von einem Lande entwerfen, das ſeiner Heimat in
ſo mancher Hinſicht ähnelte. Franzoſen, Engländer, Deutſche
haben in neuerer Zeit Trapezunt und das umliegende Wald- und
Bergland beſucht, keiner kommt dem poeſievollen Pinſel Fallmerayers,
des Defreggers unter den reiſenden Gelehrten, auch nur annähernd
gleich.

Schon im Mittelalter hat Trapezus ſeine Bewunderer ge—
funden: Griechen, Lateiner, Araber, Deutſche, alle ſchwärmen
gleicherweiſe von der prachtvollen Lage und Umgebung der herr—
lichen Stadt. Die alten Griechen hatten ein feines Gefühl für
die Schönheiten der Natur, die Sophokleiſche Schilderung des Haines
von Kolonos wird klaſſiſch bleiben, ſolange eine Menſchenbruſt
noch atmet. Man hat es den „grämlichen und finſteren“ Byzan—
tinern mehr oder weniger abzuſprechen verſucht. Wer aber je die
Lobreden der beiden Trapezuntiner auf ihre Vaterſtadt geleſen hat,
des Nomophylax in Byzanz, Joannes Eugenikos, und des berühmten
Humaniſten, Philoſophen und Bibliophilen, Kardinal Beſſarion,
 
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