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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Fischer, Hermann: Dahlmann und die Brüder Grimm
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0711

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Dahlmann und die Brüder Grimm.

Wohl noch nie hat unſer deutſches Volk ſo viele Sätkulartage zum Gedächtnis
der Geburt großer Männer und namentlich ſolcher, welche den Ruhm des
Denkers und Schriftſtellers mit dem des Patrioten vereinigen, zu feiern gehabt,
als gerade in dieſen Jahren: 1785 ſind Jakob Grimm und Dahlmann, 1786
Wilhelm Grimm, 1787 Uhland geboren; vier Männer, die man recht füglich
nebeneinander nennen darf, denn ſie alle waren große Erforſcher unſerer vater—
ländiſchen Vergangenheit und große Patrioten, die zwar in verſchiedenen Rich—
tungen, aber mit gleicher Wärme ſich mit den Angelegenheiten der Nation zu
ſchaffen gemacht und für ſie ſchmerzliche Opfer gebracht haben. Die Beziehungen
zwiſchen den Grimm und Uhland ſind im weſentlichen wiſſenſchaftliche, littera—
riſche geweſen; es hat ſie perſönlich wohl eine warme Teilnahme und Zu—
neigung, aber keine für das Leben beſtimmende Freundſchaft verbunden. Eine
ſolche aber beſtand ein ganzes Menſchenalter lang zwiſchen Dahlmann und den
beiden Brüdern, und es ſind ſeit einem Jahre die authentiſchen Urkunden ver—
öffentlicht worden, welche dieſes Freundſchaftsverhältnis dokumentieren und ihm
ſeinen Platz gleich neben den weltbekannteſten und gefeiertſten Bündniſſen an—
weiſen, die bedeutende Männer für ihr Leben geſchloſſen haben. „Zum 4. Ja—
nuar 1885“, alſo zur Sätkularfeier Jakob Grimms, erſchien der erſte Band des
von Eduard Ippel herausgegebenen „Briefwechſels zwiſchen Jakob und Wilhelm
Grimm, Dahlmann und Gervinus“ Gerlin, Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhand—
lung), nach etwas mehr als Jahresfriſt der zweite. Gegen Ende des Jahres
1885 erſchienen, von C. Varrentrapp herausgegeben, in Cottas Verlag „F.
C. Dahlmanns kleine Schriften und Reden“ Und endlich mag noch das zum Jubi—
läum Wilhelm Grimms erſchienene Buch E. Stengels erwähnt ſein: „Amtliche
und private Beziehungen der Brüder Grimm zu Heſſen,“ welches zwar mit
den Beziehungen der Brüder zu Dahlmann nichts zu thun hat, aber dafür —
neben dem Hauptgewinn, den es den germaniſtiſchen Forſchern bietet — manchen
Einblick in Jakobs politiſche Thätigkeit geſtattet, ſo untergeordnet ſie auch ſeinen
andern Beſchäftigungen gegenüber ſein mag.

Ueber Dahlmann haben wir ſeit vielen Jahren das ausführliche Buch
Springers, welches durchaus auf den genaueſten und liebevollſten Studien beruht
und für welches auch die Briefe von und an Dahlmann ſehr ausgiebig benutzt
worden ſind. Für die Brüder Grimm fehlt es bis jetzt noch an einem der—
artigen Werke, da das Meiſterwerk Scherers über Jakob ſich ſo gut wie aus—
ſchließlich mit ſeiner und ſeines Bruders Stellung in der Wiſſenſchaft befaßt,
 
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