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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Der Feldzug nach Rußland: aus der Selbstbiographiw des Malers Adam, 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0371

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Der keldzug nach Lußland.

Aus der Selbſtbiographie des Malers Adam.!

Schon ſeit Anfang des Frühjahrs waren die Straßen Deutſch—
lands von den ungeheuren Truppenmaſſen überſchwemmt. Die
ſchönſte Armee, welche das Jahrhundert geſehen, drängte ſich mit
Haſt und Eile ihrem entſetzlichen Untergange entgegen. Franzoſen,
Italiener, Deutſche, Polen, Holländer, Spanier, in einer kompakten
Maſſe vereinigt, mit den bedeutendſten Männern an ihrer Spitze,
richteten alle ihre Blicke auf den einen Mann, auf den ſie mit
unbegrenztem Vertrauen ihre Hoffnungen bauten. Sieggewohnt,
mutvoll und von Ehrgeiz beſeelt, trugen ſie alle das Bewußtſein
eines glücklichen Erfolgs in der Bruſt; den gefährlichſten Feind,
die Elemente, brachte niemand mit in Rechnung.

Der Abſchied von meiner Gemahlin war ein ſehr heroiſcher:
keine Thräne wurde vergoſſen, wir ſetzten beide einen Wert darein,

1 Albrecht Adam (geboren den 16. April 1786 zu Nördlingen) hat ſich
durch eigene Kraft, Talent und Ausdauer vom Konditorlehrlinge zum Hofmaler
des Vizekönigs von Italien, Eugen Beauharnais, emporgeſchwungen, deſſen Auf—
merkſamkeit er durch die gelungenen Porträts franzöſiſcher Generale und Offiziere
auf ſich gelenkt hatte, die er während der Anweſenheit der Franzoſen 1809 in
Wien gemalt hatte. In Mailand und Monza waren nebſt vielen kleineren Ge—
mälden ſeine zwei erſten großen Schlachtenbilder „Das Gefecht bei St. Michael
an der Mur“ und „Die Schlacht bei Raab“ entſtanden. Vier Monate nach
ſeiner Vermählung mit Magdalena Sander, die er in Mailand kennen gelernt,
brach der ruſſiſche Krieg aus und Adam, der ſich durch ſein dem Vizekönige ge—
gebenes Verſprechen gebunden anſah, auch den Krieg und ſeine maleriſchen
Szenen leidenſchaftlich liebte, verließ die kaum gegründete neue Heimſtätte in
München, um im Gefolge Eugens, der das 4. Armeekorps kommandierte, den
Feldzug nach Rußland mitzumachen. Dieſer Teil ſeiner überaus anziehenden
Lebensbeſchreibung, die in dieſen Tagen aus dem Cottaſchen Verlage hervorgeht,
ſcheint uns ganz beſonders geeignet, das Intereſſe der weiteſten Kreiſe an—
zuregen.

Zeitſchrift für Allgem. Geſchichte ꝛc., 1886. Heft V. 24
 
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