Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

DOI Artikel:
Horawitz, Adalbert: Ein Nationalökonom des 17. Jahrhunderts: Wolf Helmhard Freiherr von Hohberg
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0283

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein Nationalökonom des 17. Jahrhunderts. 273

Jugend von ſchlechter Geſellſchaft ferne halte, ſoll er ihr doch
Unter ſeiner Aufſicht Springen, Laufen, Spielen, Kegelſchieben ge—
ſtatten, wobei ein vernünftiger Lehrer durch Beobachtung große
Einblicke in ihren Charakter gewinnen kann. Vor allem aber ſei
er ſelbſt ein Muſter ordentlicher Lebensführung! Hohberg be—
ſpricht ſodann die weitere Erziehung der adeligen jungen Herren,
wozu natürlich das Reiſen gehört; für dieſes gibt er recht ver—
ſtändige Inſtruktionen nach eigenen Erlebniſſen und Erfahrungen,
auch Hausmittel für alle Eventualitäten fehlen nicht. Aber dabei
wird auch nicht darauf hinzuweiſen vergeſſen, Ratſchläge zu erteilen,
wie ein junger Edelmann ſtudieren ſoll. Vorerſt gibt er die Tages—
einteilung an: 7 Stunden ſchlafen, 3 Stunden beten, 2 eſſen
und trinken, 2 ausgehen, 10 ſtudieren oder arbeiten, ſpricht ſo—
dann von den Ererzitien für den jungen Adel und von der
Art der Verſorgung der Söhne in verſchiedenen Berufsarbeiten.
Intereſſant iſt es dabei zu ſehen, wie Hohberg für die Errichtung
einer adeligen Akademie eintritt, in der Art des Thereſianums
in Wien oder der Neuſtädter Militär-Akademie. Der Verfaſſer,
der dort auch im Hinblicke auf die Türken-Invaſionen die Minier—
und Artilleriekunſt gelehrt wiſſen will, wendet ſich nunmehr zur
wichtigen Lebensfrage der Eheſchließung. Wie Luther ſpricht auch
er gegen allen Zwang bei „Heyrathsſachen, wo allein die hertz—
liche Zuneigung und Lieb Platz haben und Heyraths Stifterin
ſeyn ſolle“, und gibt Ratſchläge, wie ein junger Ehemann die Liebe
ſeiner Ehegenoſſin zu erhalten ſich befleißen ſoll, denn wo die
Liebe und Treue zwei Eheleute verbindet, da werden alle Be—
gebenheiten und widerwärtige Zufälle deſto leichter ertragen.
Wohl eines der wichtigſten Momente iſt dabei die Kinderzucht;
Hohberg hat leider recht, wenn er ſagt, das Allerbetrübendſte ſei,
daß die Eltern an den Fehlern ihrer Kinder ſelbſt Schuld tragen,
indem ſie ihre Kinder nicht in der ſcharfen Zucht auferziehen,
ſondern ſie in ihrem eigenen Mutwillen laſſen erſtarken und zu—
nehmen, bis ſie endlich aus einem krummen Holz kein gerades
mehr machen können. Milde und ſtets human ſoll ſich der
Hausvater gegen das Geſinde benehmen, durchaus von ethiſchem
Standpunkt iſt das ganze Verhältnis betrachtet, allerliebſt be—
ſonders die Bemerkung, daß man alten Dienſtleuten ſchon manches
zu gute halten dürfe, wenn es „nur nicht allzugrob“ ſei. Auch
gegen die Unterthanen ſoll er ſich gut verhalten, er ſoll ſie wie
ſeine Kinder lieben, alle ihre Klagen und Beſchwerniſſe ſelbſt an—
hören, in Kriegsgefahr ſoll er ſich für ſie einſetzen. Indem Hoh—
berg angibt, was man nicht ſoll, zeigt er, was man zu thun ge—
 
Annotationen