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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Zwiedineck-Südenhorst, Hans von: Turenne und die Fronde, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0518

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508 Turenne und die Fronde.

hatten denn die Konferenzen zu Fismes keinen Erfolg, auch der
Plan, in Paris eine Revolte zu gunſten Condés einzuleiten und
dann den Aufſtändiſchen die Hand bieten zu können, mißglückte,
ſo daß ſich das ſpaniſch-frondiſtiſche Heer Ende September an die
Maas zurückzog und Mouzon zu belagern begann. Dem Erz—
herzog-Statthalter war es ja begreiflicherweiſe gar nicht um die
Durchführung großartiger Plane zu thun, die ihn in das Innere
von Frankreich und ſchließlich in eine Falle führen konnten. Für
ihn war es wichtiger, aus dem Bürgerkriege Nutzen zu ziehen und
kleine Erwerbungen in nächſter Nähe der Grenze zu machen, die
bei Gelegenheit eines Friedensſchluſſes auch für die Dauer feſt—
gehalten werden konnten. Nach der Einnahme von Mouzon zogen
die ſpaniſchen Truppen zum größten Teile in ihre Winterquartiere
in der Picardie ab, 1200 Mann Infanterie und 200 Reiter blieben
unter Delliponti in Rethel, das Turenne im Auguſt erobert hatte.
Dieſer ſelbſt behielt fünf deutſche Reiterregimenter mit zuſammen
2000 Pferden, zwei lothringiſche Brigaden mit 2500 Pferden,
ſowie 1000 Reiter, die er ſelbſt in Deutſchland geworben hatte,
und 2500 Mann Infanterie, zwiſchen der Maas und Aisne, wo
er eine beobachtende Haltung während des Winters einnehmen
und Rethel halten zu können hoffte. Es wurde ihm jedoch nicht
lange Ruhe gelaſſen. Mazarin hatte am 1. Oktober den Frieden
mit Bordeaux zuſtande gebracht und jenen Teil der neuen Fronde,
welche ſüdlich der Loire durch die Prinzeſſin von Condé, Bouillon
und La Rochefoucauld zuſammengehalten wurde, für den Augen—
blick zerſprengt. Spanien hatte aus Mangel an Mitteln nicht zu
rechter Zeit kräftig genug eingegriffen und dadurch ſelbſt den größten
Vorteil preisgegeben, welcher ſich aus dem Umſtande ergab, daß
die königlichen Truppen, auf zwei entgegengeſetzten Kriegsſchauplätzen
beſchäftigt, ſich gegenſeitig nicht unterſtützen konnten. Nun wurde
aber die Loire-Armee zum Teile frei und der Kardinal beſchloß,
noch vor der im Winter üblichen Einſtellung der Feindſeligkeiten
einen kräftigen Angriff auf Turenne im Norden ins Werk zu
ſetzen. Am 7. Dezember zog Marſchall Dupleſſis-Praslin mit
14000 -15000 Mann von Chalons aus und ſtand am 9. vor
Rethel. Der Kommandant dieſes ſtrategiſch ſo wichtigen Platzes,
welcher von den flandriſchen Kriegen her den Ruf eines tüchtigen
und verläßlichen Offiziers genoß und namentlich als eine Autorität
im Feſtungskriege galt, Sergeant-Major-General Delliponti, hatte
Turenne die Meldung gemacht, daß er ſich mindeſtens vier Tage
halten werde; ſchon am dritten Tage aber übergab er die Feſtung
ohne zwingenden militäriſchen Grund. Es iſt nicht ausgeſchloſſen,
 
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