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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Bauer, Adolf: Die griechischen Ausgrabungen in Epidauros
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0564

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554 Die griechiſchen Ausgrabungen in Epidauros.

das letzte Wort im Kampfe der Meinungen und Anſichten ge—
ſprochen haben, von der neuen Märe Kunde zu erhalten. Iſt der
Fund einmal ganz Eigentum der wiſſenſchaftlichen Detailarbeit
geworden, dann knüpfen ſich mancherlei Intereſſen untrennbax an
denſelben, die dem Fernerſtehenden vielleicht jene unmittelbare
Freude daran verleiden, welche die Bruſt des Entdeckers erfüllt.
Ihr Abglanz verblaßt nur zu früh.

Wir wollen daher die inſchriftlichen Ergebniſſe jener Aus—
grabungen zur Kenntnis unſerer Leſer bringen, die von der grie—
hiſchen archäologiſchen Geſellſchaft, der Hetairia archaiologike
in Athen, mit glücklicher Hand geführt, an der Stätte veranſtaltet
wurden, wo einſt in der Landſchaft Argos das vielbeſuchte und
vielgeprieſene Heiligtum des Heilgottes Asklepios geſtanden hatte.
Noch heute bewahrt die Gegend die Erinnerung daran; das Thal
bei dem Orte Ligurio heißt Hieron — das Heiligtum.

Noch iſt lange nicht alles, was an ſtatuariſchen und archi—
tektoniſchen Reſten in dem Tempel des Gottes und in deſſen
Umgebung, im Theater und anderen Bauten gefunden wurde,
veroͤffentlicht und der allgemeinen Benutzung zugänglich. Bekannt
ſind zahlreiche Inſchriften in bemerkenswert gutem Erhaltungs—
zuſtande, die Herr Kabbadias in der Ephemeris archaiologike,
der Zeitſchrift der Hetairia, veröffentlicht hat. Dieſe Inſchriften
laſſen uns einen merkwürdigen Blick in das antike Leben an einer
Stelle thun, die einige Aehnlichkeiten mit katholiſchen Wallfahrts⸗
orten aufweiſt.

Ueber die Praxis der Prieſter bei Orakelerteilungen in den
Asklepieen, über die Verbindung von wahrſageriſchem Schwindel,
abſichtlichem und gläubigem, mit einer rationellen mediziniſchen Be—
handlung der Hilfeſuchenden iſt uns bisher nur wenig, das meiſte
aus den Schilderungen der Kuren bekannt geweſen, denen ſich auf
den Rat des Asklepios der Rhetor Aelius Ariſtides unterzogen
hat. Von dieſen gibt er in ſeinen ſechs „heiligen“ und einigen
anderen Reden ausführlich und, wie das bei einem Sophiſten der
Kaiſerzeit nicht anders zu erwarten iſt, in ſchwülſtiger Weiſe
Rechenſchaft.

Die Heiligtümer des Asklepios, in denen man des Nachts
ſchlief, um den Rat des Gottes im Traume zu erhalten, haben
gewiß von jeher der Behandlung durch Aerzte Konkurrenz gemacht,
auch mit einem gewiſſen Rechte, wie ſich in manchen Fällen zeigt.
Ueber den Unfug, der dort mit den Patienten getrieben wurde, iſt
aber auch der Spott ſchon alt. In dem letzten vollſtändig erhal—
tenen Stücke des Ariſtophanes erſcheint der Reichtum höchſtſelbſt
 
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