Die Katalanen im Herzogtum Athen. 799
In dieſer wichtigeren Schrift hat zwar Rubio auch eine über⸗
ſichtliche Darſtellung der Entſtehung und Fortentwickelung der
Frankenherrſchaft, fowohl in Morea oder Achaja, als im eigent—
lichen Hellas gegeben, doch ſtützt ſie ſich durchaus auf die ſorg—
ſamen Forſchungen Karl Hopfs, die freilich immer die Grundlage
von Graͤnit für alle ſeine Nachfolger auf dem dunklen Gebiete des
griechiſchen Mittelalters bilden müſſen. Nur eine Partie in der
zenannten Schrift Rubios iſt neu und ſelbſtändig, und deshalb
guch in beſonderem Maße verdienſtlich. Sie betrifft nicht ſowohl
die kriegeriſche Invaſion der Navarreſen in das Herzogtum Athen,
als die politiſchen, feudalen und lokalen Verhältniſſe desſelben zur
Zeit des genannten Einfalles.
Im Jahre 1380, faſt ſiebzig Jahre nach dem Einzuge der
Katalanen, trat nochmals eine raubgierige Söldnerkompanie in
Griechenland auf, um, wie ihre ſtammvekwandten Vorgänger, in
dem zerrütteten Lande mit dem Schwert ihr Glück zu ſuchen. Die
Soldbanden, welche im 14. Jahrhundert unabläſſig die Länder
Europas, zumal Frankreich und Italien, durchzogen, waren
das Proletariat des untergehenden Rittertums, und immer Aus—
geburten von dynaſtiſchen Kriegen. Der Urſprung der Bande der
Navarreſen iſt dunkel, doch ſcheint ſie in dem Kriege zwiſchen KarlV.
von Frankreich und Karl II. von Navarra entſtanden zu ſein.
Nach dem Friedensſchluſſe diente ſie dem Infanten Don Luis de
Evreux von Navarra, einem der Prätendenten der Herrſchaft Al—
baniens. Der Prinz führte navarriſches Kriegsvolk nach Neapel,
um von dort nach Epirus überzuſetzen. Als er plötzlich um das
Jahr 1376 ſtarb, trat dieſe Kompanie in die Dienſte Jakobs von
Baux, des bekannten letzten Titularkaiſers von Byzanz aus frän—
kiſchem Geſchlecht, und für ihn eroberte ſie die Inſel Korfu. Da
Baux als Erbe der Anjou das Fürſtentum Achaja und deshalb
auch das dazu als Lehen gerechnete Herzogtum Athen beanſpruchte,
unternahmen die Navarreſen unter ſeiner Fahne einen Kriegszug
in dieſes Land.
Die Zeit war günſtig genug, denn am 27. Juli 1377 war
der König Friedrich III. von Sicilien und Herzog von Athen ge—
ſtorben und mit ihm der aragoniſche Mannesſtamm Siciliens er—
loſchen. Er hinterließ außer ſeinem Baſtard Guillelm nur eine
legitime Tochter, die unmündige Donna Maria. Dieſes Kind
ſollte ſeinem Teſtament gemäß Sicilien und die griechiſchen Herzog—
tümer, Athen und Neopatria, erben. Allein die Rechte der Prin—
zeſſin beſtritt der König Pedro IV. von Aragon, welcher auf Grund
alter Familienverträge zwiſchen den beiden regierenden Zweigen
In dieſer wichtigeren Schrift hat zwar Rubio auch eine über⸗
ſichtliche Darſtellung der Entſtehung und Fortentwickelung der
Frankenherrſchaft, fowohl in Morea oder Achaja, als im eigent—
lichen Hellas gegeben, doch ſtützt ſie ſich durchaus auf die ſorg—
ſamen Forſchungen Karl Hopfs, die freilich immer die Grundlage
von Graͤnit für alle ſeine Nachfolger auf dem dunklen Gebiete des
griechiſchen Mittelalters bilden müſſen. Nur eine Partie in der
zenannten Schrift Rubios iſt neu und ſelbſtändig, und deshalb
guch in beſonderem Maße verdienſtlich. Sie betrifft nicht ſowohl
die kriegeriſche Invaſion der Navarreſen in das Herzogtum Athen,
als die politiſchen, feudalen und lokalen Verhältniſſe desſelben zur
Zeit des genannten Einfalles.
Im Jahre 1380, faſt ſiebzig Jahre nach dem Einzuge der
Katalanen, trat nochmals eine raubgierige Söldnerkompanie in
Griechenland auf, um, wie ihre ſtammvekwandten Vorgänger, in
dem zerrütteten Lande mit dem Schwert ihr Glück zu ſuchen. Die
Soldbanden, welche im 14. Jahrhundert unabläſſig die Länder
Europas, zumal Frankreich und Italien, durchzogen, waren
das Proletariat des untergehenden Rittertums, und immer Aus—
geburten von dynaſtiſchen Kriegen. Der Urſprung der Bande der
Navarreſen iſt dunkel, doch ſcheint ſie in dem Kriege zwiſchen KarlV.
von Frankreich und Karl II. von Navarra entſtanden zu ſein.
Nach dem Friedensſchluſſe diente ſie dem Infanten Don Luis de
Evreux von Navarra, einem der Prätendenten der Herrſchaft Al—
baniens. Der Prinz führte navarriſches Kriegsvolk nach Neapel,
um von dort nach Epirus überzuſetzen. Als er plötzlich um das
Jahr 1376 ſtarb, trat dieſe Kompanie in die Dienſte Jakobs von
Baux, des bekannten letzten Titularkaiſers von Byzanz aus frän—
kiſchem Geſchlecht, und für ihn eroberte ſie die Inſel Korfu. Da
Baux als Erbe der Anjou das Fürſtentum Achaja und deshalb
auch das dazu als Lehen gerechnete Herzogtum Athen beanſpruchte,
unternahmen die Navarreſen unter ſeiner Fahne einen Kriegszug
in dieſes Land.
Die Zeit war günſtig genug, denn am 27. Juli 1377 war
der König Friedrich III. von Sicilien und Herzog von Athen ge—
ſtorben und mit ihm der aragoniſche Mannesſtamm Siciliens er—
loſchen. Er hinterließ außer ſeinem Baſtard Guillelm nur eine
legitime Tochter, die unmündige Donna Maria. Dieſes Kind
ſollte ſeinem Teſtament gemäß Sicilien und die griechiſchen Herzog—
tümer, Athen und Neopatria, erben. Allein die Rechte der Prin—
zeſſin beſtritt der König Pedro IV. von Aragon, welcher auf Grund
alter Familienverträge zwiſchen den beiden regierenden Zweigen