Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der Kurie. 855
Er ſorgte perſönlich dafür, indem er ſie in allen Städten,
durch die er kam, in ſeiner Gegenwart verleſen ließ. Er ſuchte
ferner die Kurfürſten durch den ſehr richtigen Hinweis auf ſeine
Seite zu bringen, daß der gegen ihn gerichtete Angriff auch ſie
treffe. Allein dieſer Ruf an die Fürſten verhallte. Ein Teil der—
ſelben hing dem habsburgiſchen Hauſe an, für deſſen Intereſſen
ſich nach der Gefangennahme Friedrichs deſſen Bruder Leopold
zum leidenſchaftlichen Verteidiger aufgeworfen hatte. Seine noch
immer große Partei arbeitete raſtlos auf den Sturz Ludwigs hin.
Dieſen Leopold nun erſah ſich der Papſt zum Bundesgenoſſen.
Auch bei ihm war nach der Sachſenhäuſener Appellation der Sturz
Ludwigs beſchloſſene Sache. Als der neue Termin herangekommen
war (I. Juli), wurde die früher angedrohte Strafe vollzogen: Ludwig
aller Rechte, die er etwa aus ſeiner Wahl haben könnte, für ver—
luſtig erklärt, ſeine Anhänger mit der Exkommunikation, ihre Länder
mit dem — belegt.
Wenige Tage darauf erfolgte die Zuſammenkunft Leopolds
und Karls IV. von Frankreich zu Bar a. d. Aube: ſie war ein
Werk des Papſtes. Es wurde beſchloſſen, die Wahl des franzö—
ſiſchen Königs durchzuführen; Leopold verſprach, alle Kräfte daran
gu ſetzen, Karl ſtellte Leopold Geldſummen und andere Vorteile
in Ausſicht.
Dieſer Bund war eine — Gefahr für Ludwig; dreien
vereinten Gegnern ſchien er unterliegen zu müſſen. Da befreite
ihn eine meiſterhafte Wendung ſeiner Politik aus ſeiner verzweifelten
Lage. In der berühmten Sühne zu Trausnitz ſöhnte er ſich mit
ſeinem Gegner Friedrich aus, ſchenkte ihm die Freiheit wieder und
verabredete mit ihm eine gemeinſame Führung der Regierung,
wogegen Friedrich ſich verpflichtete, ſeine Brüder von ihrer Feind—
ſeligkeit gegen Ludwig abzubringen.
Ludwig ſchuf ſich ſo einen Bundesgenoſſen gegen Leopold,
wie er ihn nicht beſſer wünſchen konnte. Wenn Leopold mit ſeiner
Begünſtigung der franzöſiſchen Thronkandidatur fortfuhr, ſo ſtand
er jetzt im Kampfe mit ſeinem eigenen Bruder, der nun Mitinhaber
der Würde war, auf deren Sturz Leopold ſo leidenſchaftlich aus—
ging. 2 im Münchener Vertrag (5. Sept.) die gemeinſame
Regierung genauer feſtgeſtellt und damit das Mißtrauen Leopolds
beſiegt war, fand vermutlich eine Ausſöhnung mit demſelben ſtatt.
Es war nun zu erwarten, daß der Uebertritt Leopolds den der
habsburgiſchen Parteigänger, alſo namentlich der Kurfürſten von
Mainz und Köln zur Folge haben würde, allein die Kurfürſten
verweigerten dem Münchener Vertrag ihre Zuſtimmung. Sie wollten
Er ſorgte perſönlich dafür, indem er ſie in allen Städten,
durch die er kam, in ſeiner Gegenwart verleſen ließ. Er ſuchte
ferner die Kurfürſten durch den ſehr richtigen Hinweis auf ſeine
Seite zu bringen, daß der gegen ihn gerichtete Angriff auch ſie
treffe. Allein dieſer Ruf an die Fürſten verhallte. Ein Teil der—
ſelben hing dem habsburgiſchen Hauſe an, für deſſen Intereſſen
ſich nach der Gefangennahme Friedrichs deſſen Bruder Leopold
zum leidenſchaftlichen Verteidiger aufgeworfen hatte. Seine noch
immer große Partei arbeitete raſtlos auf den Sturz Ludwigs hin.
Dieſen Leopold nun erſah ſich der Papſt zum Bundesgenoſſen.
Auch bei ihm war nach der Sachſenhäuſener Appellation der Sturz
Ludwigs beſchloſſene Sache. Als der neue Termin herangekommen
war (I. Juli), wurde die früher angedrohte Strafe vollzogen: Ludwig
aller Rechte, die er etwa aus ſeiner Wahl haben könnte, für ver—
luſtig erklärt, ſeine Anhänger mit der Exkommunikation, ihre Länder
mit dem — belegt.
Wenige Tage darauf erfolgte die Zuſammenkunft Leopolds
und Karls IV. von Frankreich zu Bar a. d. Aube: ſie war ein
Werk des Papſtes. Es wurde beſchloſſen, die Wahl des franzö—
ſiſchen Königs durchzuführen; Leopold verſprach, alle Kräfte daran
gu ſetzen, Karl ſtellte Leopold Geldſummen und andere Vorteile
in Ausſicht.
Dieſer Bund war eine — Gefahr für Ludwig; dreien
vereinten Gegnern ſchien er unterliegen zu müſſen. Da befreite
ihn eine meiſterhafte Wendung ſeiner Politik aus ſeiner verzweifelten
Lage. In der berühmten Sühne zu Trausnitz ſöhnte er ſich mit
ſeinem Gegner Friedrich aus, ſchenkte ihm die Freiheit wieder und
verabredete mit ihm eine gemeinſame Führung der Regierung,
wogegen Friedrich ſich verpflichtete, ſeine Brüder von ihrer Feind—
ſeligkeit gegen Ludwig abzubringen.
Ludwig ſchuf ſich ſo einen Bundesgenoſſen gegen Leopold,
wie er ihn nicht beſſer wünſchen konnte. Wenn Leopold mit ſeiner
Begünſtigung der franzöſiſchen Thronkandidatur fortfuhr, ſo ſtand
er jetzt im Kampfe mit ſeinem eigenen Bruder, der nun Mitinhaber
der Würde war, auf deren Sturz Leopold ſo leidenſchaftlich aus—
ging. 2 im Münchener Vertrag (5. Sept.) die gemeinſame
Regierung genauer feſtgeſtellt und damit das Mißtrauen Leopolds
beſiegt war, fand vermutlich eine Ausſöhnung mit demſelben ſtatt.
Es war nun zu erwarten, daß der Uebertritt Leopolds den der
habsburgiſchen Parteigänger, alſo namentlich der Kurfürſten von
Mainz und Köln zur Folge haben würde, allein die Kurfürſten
verweigerten dem Münchener Vertrag ihre Zuſtimmung. Sie wollten