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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Schwemer, Richard: Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der Kurie, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0906

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896 Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der Kurie.

Anhänger. Dagegen erkannte ihn dieſer durch Vertrag vom
29. Juni 1337 als Erzbiſchof an und verſprach ihm, füt ſeine
weitere Anerkennung zu ſorgen und ſich mit dem römiſchen Stuhle
nicht zu verſöhnen, ohne den Erzbiſchof mit einzuſchließen. Beide
Kontrahenten fanden bei dieſem Vertrage ihren großen Vorteil;
Heinrich hatte als bisher päpſtlich Geſinnter geradezu wohl auch
ein Intereſſe, ſeine nunmehrige kaiſerliche Geſinnung recht ins Licht
zu ſtellen, ſelbſt wenn ſie ihm nicht Herzensſache war, und ſo ſehen
wir ihn denn von nun an auch im Vordergrunde der Aktion.

Auf ſein Betreiben trat im März 1338 in Speier eine Ver—
ſammlung deutſcher Biſchöfe, faſt ausſchließlich ſeiner Diöceſe an—
gehörig, zuſammen. Es war wohl urſprünglich auf eine allge—
meine deutſche Kirchenverſammlung abgeſehen; es ſprechen dafür
mehrere Anzeichen. Dieſe nahm die Sache der Ausſöhnung in die
Hand. Sie erſuchte den Kaiſer, mit der Kurie Frieden zu ſchließen.
Ludwig erklärte ſich bereit und ſtellte eine Urkunde darüber aus,
worin er verſprach, den Abmachungen der Verſammlung, ſoweit es
Billigkeit und Ehre erlaube, nachzukommen. Darauf ordnete die
Verſammlung eine Geſandtſchaft an die Kurie ab: den Biſchof von
Chur und den Grafen Gerlach von Naſſau. Dieſe erhielten ein
Schreiben mit, das in ſehr gemäßigtem Tone den Papſt bat,
Ludwig den Bayern in Gnaden aufzunehmen. Zugleich erließ
Ludwig Schreiben an die verſchiedenen Reichsſtände, worin er ihnen
ſein bisheriges Verfahren auseinanderſetzte, wie er trotz aller An—
gebote nichts anderes als gute Worte und kein Ende der Sache
habe erlangen können, und forderte ſie auf, da der Speierer Tag
Boten nach Avignon ſende, die ihrigen ihnen beizugeſellen und
ſich für ihn zu verwenden. Es liegen uns einige ſolcher Schreiben,
die darauf hin abgegangen ſind, vor. Der Empfang, den die
Geſandten fanden, war kein guter. Der Papſt antwortete ihnen
höchſt erzürnt und ungnädig, warf ihnen vor, die Prälaten, in
deren Namen ſie gekommen, wollten ſich als Richter über die
Kirche ſtellen. Lieber wollte er ſterben, als Ludwig zu Gnaden
annehmen, wenn derſelbe nicht zuvor auf alle ſeine Rechte Ver—
zicht leiſte. Als dann die Geſandten zum Schluß nach dem Rate
einiger Kardinäle, die ſich ſelbſt dazu anboten, um Abſendung
zweier Kardinäle nach Deutſchland baten, erklärte der Papſt, er
habe keine Luſt, ſeine Kardinäle unter Bären und Völfe zu
ſchicken.

Die prinzipielle Bedeutung des Speierer Tages ſcheint noch
nicht genügend hervorgehoben. Der Zweck war nicht eine bloße
Demonſtration, wie man bisher immer gemeint hat. Der Speierer
 
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