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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Schwemer, Richard: Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der Kurie, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0914

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904 Der Kampf Ludwigs des Bayern mit der Kurie.

Schon im Jahre 1341 ſehen wir ihn im merkwürdigen Wandel
der Dinge mit Frankreich im Bunde. Philipp hat dagegen die
Verpflichtung übernommen, ihn mit der Kurie auszuſöhnen. Man
hat dies Bündnis getadelt und in der That: Ludwigs Verfahren
entſpricht nicht unſeren Vorſtellungen von Bundestreue. Allein
man darf nicht vergeſſen, daß Ludwig in dieſem Punkte ein Kind
ſeiner Zeit iſt; er iſt nicht treuloſer als die übrigen Fürſten. Hie—
von abgeſehen, erſcheint das Bündnis ganz gut verſtändlich. Man
darf nur nicht vergeſſen, daß Ludwig im Prinzip immer die Aus—
ſöhnung mit der Kurie wollte. Durch den Krieg hatte ſich die
Sachlage zu ſeinen Gunſten gewandt. Philipp hatte doch wohl
eingeſehen, daß ſeine bisherigen Feindſeligkeiten gegen ſeinen Vor—
teil geweſen ſeien, alſo wünſchte er, namentlich da der Krieg mit
England ungünſtig verlief, den Frieden. Bisher war Frankreich
die Hauptſtütze des Papſtes geweſen, wenn ihm dieſe jetzt auch noch
entriſſen wurde, dann mußte er doch endlich nachgeben. So dachte
offenbar Ludwig und die Kombination war ohne Frage richtig.
Zunächſt freilich ſträubte ſich der Papſt gegen die Zumutung des
franzöſiſchen Königs, ſich mit Ludwig auszuſöhnen; er fragte em—
pört, ob er denn den Fürſten nach dem Gutdünken Frankreichs
heute für einen Häretiker und morgen für einen Chriſten er—
klären ſolle.

Vielleicht, daß Ludwig jetzt endlich ans Ziel ſeiner Bemühungen
gekommen wäre, allein die Entwickelung wurde plötzlich abgebrochen,
auf der einen Seite durch die verhängnisvolle Vermählung Lud—
wigs von Brandenburg mit Margarethe Maultaſch, durch die aller—
dings Tirol für das bayeriſche Haus gewonnen, dafür aber Tod—
feindſchaft zwiſchen dieſem und den Luxemburgern geſtiftet wurde,
— auf der anderen Seite durch den Tod Benedikts: Clemens VI.,
der den Stuhl Petri nun beſtieg, war ein warmer Freund des
franzöſiſchen Königs, und ſtand mit dem luxemburgiſchen Hauſe,
insbeſondere mit Karl von Mähren ſeit Jahren in engſter Beziehung.
„Daß dieſer Mann,“ ſagt Müller, „in einem Augenblick auf den
päpſtlichen Stuhl gelangte, da zwiſchen Ludwig und dem böhmiſchen
Königshauſe unheilvoller Zwiſt ausgebrochen war, iſt ebenſo ver—
hängnisvoll für Ludwig als folgenreich für Karl geworden.“ Noch
einmal beginnt jetzt das alte Spiel. Ludwig ſucht auch mit dem
neuen Papſte Verſöhnung. Dieſer ſchraubt die Bedingungen ab—
ſichtlich hoch, um jede Verhandlung unmöglich zu machen. Ludwig
ſucht eine Ermäßigung dieſer Bedingungen, und da dies nicht zu
erlangen war, legt er die päpſtlichen Forderungen aufs neue einem
Reichstage vor, der dann wieder erklärt, daß Ludwig ſchon zu weit
 
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