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Zeitschrift für allgemeine Geschichte, Kultur-, Litteratur- und Kunstgeschichte — 3.1886

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Jentsch, Karl: Der Tumulto de' Ciompi: ein Stück florentinischer Verfassungsgescichte, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.52691#0937

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Der Tumulto de' Ciompi. 927

18. Spinello Alberti, Stefano Becchi, Benedetto Landi und
die übrigen, die dem Salveſtro de Medici beigeſtanden, ſollen der
Privilegien teilhaftig werden, welche genanntem Salveſtro durch
die Juni-Ordonnanzen gewährt worden ſind.

Dieſe Anträge alſo wurden von den Syndiken der Zünfte
und des' Popolo minuto den Signoren überreicht, während das
bewaffnete Volk mit den Fahnen auf der Piazza ſtand und ſchrie,
daß es zum Himmel drang. Die Signoren, die teils von dem
Lätm, teils von der Hitze ganz ſchwach waren, ſchickten nun gleich
die Anträge den Kollegen, welche dieſelben genehmigten. Dann
wurde der Volksrat verſammelt und auch dieſer ſtimmte zu. Darob
waͤren die Zünfte wie die Kleinen Leute zufrieden und verſprachen,
daß, wenn am folgenden Morgen die Anträge auch vom consiglio
del comune angenommen würden, der Lärm aufhören und
jedermann die Waffen niederlegen werde.

Auch die Signoren waren guten Mutes. Aber als am Abend
die Thürſteher die Stadtthore geſchloſſen hatten und die Schlüſſel
zum Palaſte trugen, um ſie dort abzugeben, entriß ihnen der
popolo minuto dieſelben mit Gewalt. Es war nämlich bekannt
geworden, daß die Söldner den Signoren zu. Hilfe kamen. Zwar
hatten die acht Kriegsherren ihnen ſagen laſſen, ſie ſollten nicht
kommen, mar bedürfe ihrer nicht mehr; aber da die Zünfte und
das Volk erfuhren, daß von Valdinievole und Piſtoja her Sol—
daten gekommen wären und bei Poggio a— Cajano ſtänden, ließen
ſie den Signoren ſagen, wenn dieſe Truppen nicht ſogleich um—
kehrten, werde man die Signoren ſamt den Kollegen im Palaſte
betbrennen. Da nun das Volk ſonſt in günſtiger Stimmung und
die Waffen niederzulegen geneigt war, ſo ließen die Signoren den
Befehl an die Truppen ausfertigen, dieſelben ſollten umkehren.

Am nächſten Morgen, Donnerſtag den 22. Juli, dem Tage
der heiligen Maria Magdalena, wurde zum consiglio del comune
geläutet. Während die Geſetzesvorſchläge verleſen wurden, ver—
führte das wieder auf der Pidzza mit den Fahnen verſammelte
Volk einen ſolchen Lärm, daß man im Saale kein Wort von dem
Vorgeleſenen verſtand. Doch wurden die Artikel ſofort angenommen
und die Sitzung ward aufgehoben. Einer der Signoren, es war
Guerriante di Matteo Malignolli, ſagte zu ſeinem Nachbar: „ich
will nur hinuntergehen und die Annahme der Artikel den Leuten
melden, auch am Thore achtgeben, daß uns nicht etwa einer von
dem Geſindel in den Palaſt hereinkommt.“ Sprach's, ging hinunter
und zum Thore hinaus, ſagte dem Volke kein Wort und machte
ſich nach Hauſe. Als die Zünfte und das Volk ihn fortgehen
 
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