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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Born, Wolfgang: Der Aufbau der Siedlung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0288

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276

INNEN-DEKORATION

WERKBUNDSIEDLUNG, INTERNAT. AUSST. WIEN 1932

EINFAMILIEN-HAUSER. PROF. DR. OSKAR STRNAD

DER AUFBAU DER SIEDLUNG

Die Siedlung des Österreichischen Werkbundes
liegt in der Hagenau, einer Talsenkung des
hügeligen Bezirkes von Lainz, südlich von Wien.
Zwei spitzwinklig zulaufende Straßen schließen
das Gelände ein. Die Grundwasserverhältnisse er-
forderten eine annähernde Einebnung des Bau-
grundes. Prof. Josef Frank, der künstlerische
Leiter der Anlage, benutzte die Freiheit, die ihm
durch die Einebnung des Geländes gegeben war,
zu einer Planung von ebenso phantasievoller wie
organischer Art. Die Siedlung umfaßt 70 Baulich-
keiten. Sie präsentiert sich als lockeres Gefüge
von zeilenartig geschlossenen Kleinhäusern, von
Häusern in Zweier- undVierergruppen und schließ-
lich noch drei etwas größeren Einzelhäusern. Das
Zentrum der Anlage wird von einer platzartigen
Gasse gebildet, die den Blick durch die Zwischen-
räume der nächsten Häuser auf den Umkreis der
gesamten Siedlung freigibt und trotzdem geschlos-
sen wirkt. Der sympathische Eindruck, den die-
ser Platz macht, wird noch durch die farbige Hal-
tung der Architektur unterstrichen. Der Maler
Laszlo Gabor hat mit Takt und Geschmack

die Häuser in leichten Pastelltönen streichen'las-
sen. Helles Gelb, Seidenblau, Flaschengrün und
Rosa domineren. Einzelne glatt weiß gehaltene
Bauten geben die Akzente. Der Charakter des
Ganzen hat auf diese Weise etwas von der Anmut
alter österreichischer Landstädte erhalten. Die
Straßen sind zum Teil in Kurven geführt. Dadurch
wächst die Siedlung unmerklich mit der welligen
Landschaft zusammen, in die sie eingebettet ist.

Die Richtung zum Naturnahen und Mensch-
lichen, die bereits den Gesamtplan kennzeichnet,
äußert sich besonders deutlich darin, daß Prof.
Frank auf die Normung der Bauten verzichtet hat.
Nicht weniger als 40 verschiedene Haustypen
stehen nebeneinander. Sie gehen von allen im
Lebensraum einer Siedlung denkbaren sozialen
Voraussetzungen aus. Jede Lebensform erhält
ihre sinngemäße Gestaltung. Erst aus der Praxis
wird sich eine engere Reihe von Hausformen
entwickeln, die als erprobte Grundtypen An-
recht auf Allgemeingültigkeit beanspruchen dür-
fen. Mehrere ausländische Architekten wurden zur
Mitarbeit herangezogen. Der Vergleich mit den
 
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