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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Lang, Hugo: Die menschliche Beziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0255

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INNEN-DEKORATION

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ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN

WOHN-SPEISEZ1MMER Dr. M. ESSTISCH

DIE MENSCHLICHE BEZIEHUNG

Hausbau und Wohnungs - Einrichtung ist ein
Handwerk, eine Wissenschaft, eine Kunst.
Können, Wissen, Erfahrung, Sinn für Struktur und
Rhythmus, Phantasie setzt der Bauherr bei dem
Architekten, dem er seine Wünsche anvertraut,
voraus. Aber über alles Wissen und Können hin-
aus geht doch die Bedeutung, das Gewicht der
»menschlichen Beziehung« zwischen Archi-
tekt und Bauherr, — der innere Zusammenhang,
der dasein muß, damit der Bauherr gerade diesen
und keinen andern Architekten wählt, der ihm das
Eigenhaus oder das schöne Heim schafft, das fort-
ab seine tägliche Umgebung sein soll.

Verbinden nicht wirkliche Sympathien, inner-
liche Gleichklänge des Denkens und Empfindens
Architekt und Bauherr, so ist es nicht möglich,
daß ein Wohnungs-Organismus entsteht, der auf
die Dauer mit dem Bewohner im Einklang bleibt
und seiner Lebensform sich fügt. Das Haus, die
Wohnung werden wohl äußerlich die nötigsten
Funktionen erfüllen können, aber in der Raum-
Disposition und -Wirkung, in den Proportionen
und Emzelformen, in der Lichtführung, in der be-

sonderen Beeinflussung des Verweilens, Gehens,
Sitzens und Ruhens im Raum wird es sich erst
mit der Zeit — nach längerer Dauer der Einwir-
kung — zeigen müssen, ob und wieweit der Bau-
künstler in wirklicher Beziehung zu seinem Bau-
herrn stand, um die biologisch richtige Fassung
für seine Lebensform finden zu können.

Von Andrew Carnegie als Bauherrn wird er-
zählt, daß er in seinem Heim, in »Skibo Castle«
an einer Wand ein Porträt hängen hatte, mit der
Aufschrift: «Our architect — and yet our friend«..
Diese Anerkennung: »Unser Architekt und
dennoch, immer noch unser Freund« be-
sagt sehr viel. Sie verrät, daß die Regel eigentlich
nicht so günstige Erfahrungen sind, daß es immer-
hin bemerkenswert ist, wenn die Freundschaft mit
dem Architekten auch nach vollendetem Werk
dauernd erhalten bleibt, — wenn also so viel
innere Beziehung vorhanden war, daß der Archi-
tekt die für seinen Bauherrn wesentliche Wohn-
form wirklich gefunden hat. Im übrigen: eine sehr
nette, liebenswürdige und wirksame Form der
Anerkennung von Seiten des Bauherrn. . h. lang.
 
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