Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0367
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Michel, Wilhelm: Eine Plastik - ein Kopf
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INNEN-DEKORATION
355
architekt bernhard peau-düsseldore. schreib-und orammophon-schrank im grossen wohnraum. plastik: wampek
EINE PLASTIK — EIN KOPF
Auf der Platte des Schreibtischs eine Figur: ein
Kopf; irgendein plastischer Gedanke. / Eine Fi-
gur zeichnet eine tänzerisch-zarte Bewegung in die
Luft. Sie hat nur deshalb Körper, um diese kleine
Melodie von Bewegung vortragen zu können. /
Sie gibt den Gedanken Schwung. Manchmal hört der
Schreibende die Melodie kaum; man soll Dinge der
Umgebung nicht jeden Augenblick spüren.........
★
Ein Kopf auf dem Schreibtisch im Hause eines Kunst-
sammlers. Aus Holz, dunkel vor Alter und bemalt.
Ein Bodhisattva. Er hat wissende Augen, halbge-
schlossen; der Mund ist voll Trost und Verstehen. /
Das Dunkel kommt daher, daß er jahrhundertelang
im Zwielicht einer Tempelnische gestanden hat. Ge-
danken der Verehrung wurden ihm dargebracht, Ge-
fühle der Andacht haben ihn umweht. Die strahlt er
zurück. / Er weiß Stunden des Abseits zu adeln. Er
kennt den Vorgang der »Entsinkung ins Wesenlose«./
Er weiß, wie man durch die Schwermut geht: ruhig,
gelassen und mit ewigen Gedanken......w. michel.
1932. x. 2
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architekt bernhard peau-düsseldore. schreib-und orammophon-schrank im grossen wohnraum. plastik: wampek
EINE PLASTIK — EIN KOPF
Auf der Platte des Schreibtischs eine Figur: ein
Kopf; irgendein plastischer Gedanke. / Eine Fi-
gur zeichnet eine tänzerisch-zarte Bewegung in die
Luft. Sie hat nur deshalb Körper, um diese kleine
Melodie von Bewegung vortragen zu können. /
Sie gibt den Gedanken Schwung. Manchmal hört der
Schreibende die Melodie kaum; man soll Dinge der
Umgebung nicht jeden Augenblick spüren.........
★
Ein Kopf auf dem Schreibtisch im Hause eines Kunst-
sammlers. Aus Holz, dunkel vor Alter und bemalt.
Ein Bodhisattva. Er hat wissende Augen, halbge-
schlossen; der Mund ist voll Trost und Verstehen. /
Das Dunkel kommt daher, daß er jahrhundertelang
im Zwielicht einer Tempelnische gestanden hat. Ge-
danken der Verehrung wurden ihm dargebracht, Ge-
fühle der Andacht haben ihn umweht. Die strahlt er
zurück. / Er weiß Stunden des Abseits zu adeln. Er
kennt den Vorgang der »Entsinkung ins Wesenlose«./
Er weiß, wie man durch die Schwermut geht: ruhig,
gelassen und mit ewigen Gedanken......w. michel.
1932. x. 2