Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0112
DOI article:
Lang, Hugo: Wachsein und Träumen
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0112
100
INNEN-DEKORATION
ENTWURF: ARCHITEKT CARL Mül.LER-KÖLN
ARBEITSZIMMER DES HERRN MIT BÜCHEREI
WACHSEIN UND TRÄUMEN
Aus einer ganz auf Zweck-Erfüllung und Ma-
terial-Ausnutzung gerichteten Einstellung
des Schaffenden kann, wenn sie von Rhythmus
und Proportionsgefühl durchdrungen ist, eine
strenge Formenschönheit hervorgehen, in der äus-
serste Zusammenfassung alles Wesentlichen er-
reicht ist. Demgegenüber kann aber auch der
Formungstrieb über das Zweckhafte hinausstre-
ben, um im freien Spiel die Materie von aller
Schwere zu lösen. . Die erstere Einstellung erfor-
dert ein »hellwaches Bewußtsein« und eine
straffe Selbst-Disziplin. Die letztere entspricht dem
»traumhaft-zeitlosen Seelenzustand«. Zwi-
schen diesen Gegensätzen liegen zahllose Abstu-
fungen.« (Johanna Henny Walther). . Auf unser
Sondergebiet angewendet: es gibt Architekten
ohne und mit Phantasie, solche die »wach« sind
und solche, die »träumen«. Und andere, die schaf-
fen aus beiden Zuständen: Carl Müller und
Carlwilli Müller-Köln gehören zu diesen. Sie
»träumen« in luftigen Aquarellen — und »bauen«
handwerklich solide Möbel und Einrichtungen. .
Hier einige Proben: ein »Herrenzimmer mit Bücher-
schränken und Sekretär«; der Unterbau als Sockel
mit Bordbrett durchlaufend bis zum Fenster, das
breitgelagert die Kopfseite des schmalen, langen
Raumes einnimmt. Das Holzwerk Rio Palisander,
die Wandflächen naturfarbiger Leinenplüsch, der
Bodenbelag Velours in dunkler Beige-Farbe. Im
freundlichen »Schlafzimmer der Tochter«: hell-
gelbe Schleiflack-Möbel, Wände elfenbeinfarben.
(Gesamtausführung: Möbelfabrik zum Bruder-
haus-Reutlingen). . Und neben diesen schlicht ver-
wirklichten Raumgebilden die leicht und schwe-
bend hingedichteten »Raum-Träume«, die der
Verwirklichung harren..............h. l.
INNEN-DEKORATION
ENTWURF: ARCHITEKT CARL Mül.LER-KÖLN
ARBEITSZIMMER DES HERRN MIT BÜCHEREI
WACHSEIN UND TRÄUMEN
Aus einer ganz auf Zweck-Erfüllung und Ma-
terial-Ausnutzung gerichteten Einstellung
des Schaffenden kann, wenn sie von Rhythmus
und Proportionsgefühl durchdrungen ist, eine
strenge Formenschönheit hervorgehen, in der äus-
serste Zusammenfassung alles Wesentlichen er-
reicht ist. Demgegenüber kann aber auch der
Formungstrieb über das Zweckhafte hinausstre-
ben, um im freien Spiel die Materie von aller
Schwere zu lösen. . Die erstere Einstellung erfor-
dert ein »hellwaches Bewußtsein« und eine
straffe Selbst-Disziplin. Die letztere entspricht dem
»traumhaft-zeitlosen Seelenzustand«. Zwi-
schen diesen Gegensätzen liegen zahllose Abstu-
fungen.« (Johanna Henny Walther). . Auf unser
Sondergebiet angewendet: es gibt Architekten
ohne und mit Phantasie, solche die »wach« sind
und solche, die »träumen«. Und andere, die schaf-
fen aus beiden Zuständen: Carl Müller und
Carlwilli Müller-Köln gehören zu diesen. Sie
»träumen« in luftigen Aquarellen — und »bauen«
handwerklich solide Möbel und Einrichtungen. .
Hier einige Proben: ein »Herrenzimmer mit Bücher-
schränken und Sekretär«; der Unterbau als Sockel
mit Bordbrett durchlaufend bis zum Fenster, das
breitgelagert die Kopfseite des schmalen, langen
Raumes einnimmt. Das Holzwerk Rio Palisander,
die Wandflächen naturfarbiger Leinenplüsch, der
Bodenbelag Velours in dunkler Beige-Farbe. Im
freundlichen »Schlafzimmer der Tochter«: hell-
gelbe Schleiflack-Möbel, Wände elfenbeinfarben.
(Gesamtausführung: Möbelfabrik zum Bruder-
haus-Reutlingen). . Und neben diesen schlicht ver-
wirklichten Raumgebilden die leicht und schwe-
bend hingedichteten »Raum-Träume«, die der
Verwirklichung harren..............h. l.