Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932
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Eulenberg, Herbert: Der Umgang mit Architekten, [2]: der Antwort-Brief
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INNEN-DEKO RATION
ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN
SCHLAFZIMMER DR. M. FENSTERWAND
DER UMGANG MIT ARCHITEKTEN
DER ANTWORT-BRIEF, BERICHTET VON HERBERT EULENBERG
DIE ANTWORT: »Zunächst: Ich werde kom-
men. Ich nehme Ihre Einladung dankend an.
Ich habe zwar einen größeren Auftrag für die
Schweiz vor. (»Er kann das Flunkern nun einmal
nicht lassen«, denken Sie beide jetzt geschlossen
gegen mich.) Aber ich ziehe die Erneuerung der
Bekanntschaft mit Ihnen meinen sämtlichen übri-
gen Verpflichtungen vor! Denn Sie sind und blei-
ben die verhältnismäßig Anständigsten, die mir
unter der Schwefelbande meiner zahlreichen
Dienstherren über den Weg gelaufen sind. . Ich
gebe von vornherein glatt zu: wir Architekten sind
gefährliche und zuweilen auch recht grobe Leute.
Aber das sollte das liebe Publikum, das mit uns
zu tun hat, doch allmählich begriffen haben.. »Zum
Donnerwetter! Sie verwechseln mich mit einem
Sparkassen - Beamten. Ich bin Baumeister « ! —
brüllte einer meiner erhabenen Gilde einen Herrn
an, der ihm fortwährend Abzüge machen wollte
und auch machte.. Das Bauen ist nun einmal eine
gewisse Form der »Verschwendung«! Und wer
sich mit einem Unsersgleichen, der ihm sein Haus
bauen oder sein Heim schmücken soll, einläßt, der
muß sich sagen, daß er damit Aufwand treibt. .
»Sie machen sich's leicht«, hat Ihr verehrungs-
würdiger Herr Gemahl mich einmal — sagen wir—
angesäuselt: »Sie bauen und bauen drauf los.
Und scheren sich den Kuckuck drum, wer es be-
zahlen soll«! Von dieser seiner falschen und all-
zu wohlmeinenden Ansicht über mich habe ich
ihn freilich alsbald abgebracht, — indem ich ihm
die Rechnung für bereits gemachte Vorauslagen
darreichen ließ. Aber daß ein Bau nichts oder so
gut wie nichts kosten dürfe, diese Irrlehre scheint
nun einmal aus den Köpfen von Euch »Kapitali-
sten«, — bewahrt Euch bitte diesen köstlichen
Ehrentitel! — nie ganz auszurotten zu sein.
Sie, verehrte gnädige Frau, haben ja manches-
mal — und das liegt wohl im Beruf der Frauen —
sanftes Oel auf die zwischen mir und Ihrem Gat-
ten wütenden wallenden Wogen gegossen. Aber
ganz haben Sie unsere beiderseitigen Vorurteile
INNEN-DEKO RATION
ARCHITEKT FRITZ GROSS IN WIEN
SCHLAFZIMMER DR. M. FENSTERWAND
DER UMGANG MIT ARCHITEKTEN
DER ANTWORT-BRIEF, BERICHTET VON HERBERT EULENBERG
DIE ANTWORT: »Zunächst: Ich werde kom-
men. Ich nehme Ihre Einladung dankend an.
Ich habe zwar einen größeren Auftrag für die
Schweiz vor. (»Er kann das Flunkern nun einmal
nicht lassen«, denken Sie beide jetzt geschlossen
gegen mich.) Aber ich ziehe die Erneuerung der
Bekanntschaft mit Ihnen meinen sämtlichen übri-
gen Verpflichtungen vor! Denn Sie sind und blei-
ben die verhältnismäßig Anständigsten, die mir
unter der Schwefelbande meiner zahlreichen
Dienstherren über den Weg gelaufen sind. . Ich
gebe von vornherein glatt zu: wir Architekten sind
gefährliche und zuweilen auch recht grobe Leute.
Aber das sollte das liebe Publikum, das mit uns
zu tun hat, doch allmählich begriffen haben.. »Zum
Donnerwetter! Sie verwechseln mich mit einem
Sparkassen - Beamten. Ich bin Baumeister « ! —
brüllte einer meiner erhabenen Gilde einen Herrn
an, der ihm fortwährend Abzüge machen wollte
und auch machte.. Das Bauen ist nun einmal eine
gewisse Form der »Verschwendung«! Und wer
sich mit einem Unsersgleichen, der ihm sein Haus
bauen oder sein Heim schmücken soll, einläßt, der
muß sich sagen, daß er damit Aufwand treibt. .
»Sie machen sich's leicht«, hat Ihr verehrungs-
würdiger Herr Gemahl mich einmal — sagen wir—
angesäuselt: »Sie bauen und bauen drauf los.
Und scheren sich den Kuckuck drum, wer es be-
zahlen soll«! Von dieser seiner falschen und all-
zu wohlmeinenden Ansicht über mich habe ich
ihn freilich alsbald abgebracht, — indem ich ihm
die Rechnung für bereits gemachte Vorauslagen
darreichen ließ. Aber daß ein Bau nichts oder so
gut wie nichts kosten dürfe, diese Irrlehre scheint
nun einmal aus den Köpfen von Euch »Kapitali-
sten«, — bewahrt Euch bitte diesen köstlichen
Ehrentitel! — nie ganz auszurotten zu sein.
Sie, verehrte gnädige Frau, haben ja manches-
mal — und das liegt wohl im Beruf der Frauen —
sanftes Oel auf die zwischen mir und Ihrem Gat-
ten wütenden wallenden Wogen gegossen. Aber
ganz haben Sie unsere beiderseitigen Vorurteile