Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0397
DOI Artikel:
Löwitsch, Franz: Raumwerte und Raumspannung, [1]: ein Beitrag zur Raumwissenschaft
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INNEN-DEKORATION
385
ARCHITEKT HEINRICH LAUTERBACH — BRESLAU
WOHNRAUM. NUSSMASER, WILDLEDER, VELOURS
RAUMWERTE UND RAUMSPANNUNG
EIN BEITRAG ZUR RAUM WISSENSCHAFT
Den Raum erfassen wir nicht, wenn wir nur die
Oberfläche der Dinge wahrnehmen. Denn:
»Raum« ist Tiefe; Tiefe nicht als geometrische Di-
mension, sondern als Inhalts-Reichtum. Nur in der
ganzen Skala der sinnlichen und gedanklichen Er-
lebnisse und unserer willensmäßigen Auseinander-
setzungen mit ihnen wird eine Erscheinung »räum-
lich«. Raum-Psychologie1 ist Tiefen-Psycholo-
gie. Raum-Erleben ist ein seelisches Totalphänomen,
das bis in die tiefsten Schichten des Unbewußten
reicht, ist ein Unendliches, und darum schwer zugäng-
lich der Sprache, die die Dinge begrifflich fassen, das
Unendliche auf ein Endliches reduzieren muß. . (Das
steigende Interesse an der Tiefen-Psychologie —
Psychoanalyse — ist eine Parallel-Erscheinung zu
unserem »wachsenden Raumbewußtsein«, zur
steigenden Bedeutung der räumlichen Künste, zum
Interesse an einer werdenden Raum-Wissenschaft.)
Aus dem, was ein Raum uns gibt, was wir ständig
in unseren Räumen räumlich erleben, resultiert eine
Summe bewußter und unbewußter Empfindungs- und
Gefühlswerte, die eindeutig unsere Haltung, unsere
Stellungnahme zum Raum bestimmt. Diese Summe
unwägbarer Werte wollen wir den »Raumwert« nen-
nen. (Die Jugend der Raum-Wissenschaft entschul-
digt die Prägung neuer Worte, die notwendig ist, um
bisher unbenannten Dingen Namen zu geben.)
★
Der »Raumwert« baut sich auf den formalen
Qualitäten des Raumes, seinen sinnlich wahrnehm-
baren Reizen auf, mit denen er beginnt, sich mitzu-
teilen: auf den Empfindungen der Farben, des Hellen
und Dunklen, des Warmen und Kalten, des Luftigen
und Dumpfen; auf seiner dynamisch erlebbaren Enge
und Weite, Höhe und Tiefe, Dichte und Freiheit,
Offenheit und Geschlossenheit; schließlich auf den
385
ARCHITEKT HEINRICH LAUTERBACH — BRESLAU
WOHNRAUM. NUSSMASER, WILDLEDER, VELOURS
RAUMWERTE UND RAUMSPANNUNG
EIN BEITRAG ZUR RAUM WISSENSCHAFT
Den Raum erfassen wir nicht, wenn wir nur die
Oberfläche der Dinge wahrnehmen. Denn:
»Raum« ist Tiefe; Tiefe nicht als geometrische Di-
mension, sondern als Inhalts-Reichtum. Nur in der
ganzen Skala der sinnlichen und gedanklichen Er-
lebnisse und unserer willensmäßigen Auseinander-
setzungen mit ihnen wird eine Erscheinung »räum-
lich«. Raum-Psychologie1 ist Tiefen-Psycholo-
gie. Raum-Erleben ist ein seelisches Totalphänomen,
das bis in die tiefsten Schichten des Unbewußten
reicht, ist ein Unendliches, und darum schwer zugäng-
lich der Sprache, die die Dinge begrifflich fassen, das
Unendliche auf ein Endliches reduzieren muß. . (Das
steigende Interesse an der Tiefen-Psychologie —
Psychoanalyse — ist eine Parallel-Erscheinung zu
unserem »wachsenden Raumbewußtsein«, zur
steigenden Bedeutung der räumlichen Künste, zum
Interesse an einer werdenden Raum-Wissenschaft.)
Aus dem, was ein Raum uns gibt, was wir ständig
in unseren Räumen räumlich erleben, resultiert eine
Summe bewußter und unbewußter Empfindungs- und
Gefühlswerte, die eindeutig unsere Haltung, unsere
Stellungnahme zum Raum bestimmt. Diese Summe
unwägbarer Werte wollen wir den »Raumwert« nen-
nen. (Die Jugend der Raum-Wissenschaft entschul-
digt die Prägung neuer Worte, die notwendig ist, um
bisher unbenannten Dingen Namen zu geben.)
★
Der »Raumwert« baut sich auf den formalen
Qualitäten des Raumes, seinen sinnlich wahrnehm-
baren Reizen auf, mit denen er beginnt, sich mitzu-
teilen: auf den Empfindungen der Farben, des Hellen
und Dunklen, des Warmen und Kalten, des Luftigen
und Dumpfen; auf seiner dynamisch erlebbaren Enge
und Weite, Höhe und Tiefe, Dichte und Freiheit,
Offenheit und Geschlossenheit; schließlich auf den