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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Kottje, Friedrich: Werkzeug- und Maschinen-Epoche
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0412

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INNEN-DEKORATION

entwurf: prof. willy erb-münchen

baderaum der dame mit sonnen-terrasse

WERKZEUG- UND MASCHINEN-EPOCHE

Die Technik hat die Daseinsbedingungen der
Menschheit so grundlegend verändert und umge-
lagert, daß uns heute von der »handwerklichen
Epoche« der Menschheit, die die Basis der bisherigen
Kulturen gewesen ist, eine Kluft trennt. . »Es hat die
ungeheuerste kulturelle ,Milieu-Verschiebung' statt-
gefunden, von der die Menschheit seit historischen
Zeiten Zeugin war.« (E. Diesel.) Die Technik geht aus
einer ganz anderen seelischen Einstellung des Men-
schen zur Natur hervor, als sie der »Mensch der
Werkzeug-Epoche« hatte. Während dieser sich
überall ehrfürchtig gebunden fühlte an unverrück-
bare kosmische Ordnungen, die Natur als einen ein-
heitlichen, großen, geheimnisvollen Lebens-Zusam-
menhang empfand, dem er als dienendes Glied sich
organisch und harmonisch einzuordnen suchte, stellt
sich der »Mensch der Technik« souverän,
herrisch und ehrfurchtslos der Natur gegenüber.



In der »Werkzeug-Epoche« hat der Mensch
noch ein ganz unmittelbares Verhältnis zu den Din-
gen und Stoffen, auf die er gestaltend einwirkt; die
Einwirkung mit Hand und Werkzeug sowie auf alle
Geschwindigkeiten und Kräfte bleibt auf die na-
türlichenundmenschlichenMaße beschränkt.
Selbst die großen konstruktiven Gebilde, die Häuser,
die Städte, die Burgen und Dome wachsen wie natür-
liche Bestandteile aus der Seele der Landschaft her-

aus. Bis in die einfachsten Gegenstände des täglichen
Gebrauches hinein trägt sich ein charakteristischer
Lebensstil auf, der aus einer magischen Durchdrin-
gung von Land, Rasse und Schicksal hervorgeht.
Es ist eine »biologische Verbundenheit« zwi-
schen den land- und volkgebundenen Kulturen und
einer hohen Vollendung rein handwerklichen Kön-
nens vorhanden. Charakteristisch ist auch die innige
organische Verbindung von Hirn und Hand, die alle
Tätigkeit unmittelbar aus den natürlichen Lebens-
Bedürfnissen, aus direkter Anschauung und echtem
Erlebnis und aus den instinktiven künstlerischen
Gestaltungs-Kräften hervorgehen läßt.



Ein wesentliches Charakteristikum der Technik
ist: die Zerreißung der organischen Verbindung von
Hirn und Hand. Keine instinktiven Gestaltungs-
Triebe wirken hier unmittelbar vom Erlebnis-Zentrum
zur Hand, sondern rationale Abstraktion und Berech-
nung wirkt durch komplizierteste zwischengeschal-
tete »Apparatur« auf die Dinge, während die Hand
nur noch einige dienende Griffe anzuführen hat. . .

friedrich kottie in »illusionen der wissenschaft« ). o. cotta.



WOHNEN ist: Leben im Raum, Arbeiten und
Ruhen. Wir brauchen: Geräte, Bequemlich-
keit, Ordnung, Ruhe, Sauberkeit, Licht und Schatten,
LuftundWärme. Maschine ist Unruhe, Kälte.. Kersting.
 
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