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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Wenzel, Alfred: Stoffe in der Wohnung
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0152

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INNEN-DEKO RATION

fritz aug. breuhaus de groot —berlin schlafzimmer. wandschränke: japangewebe

STOFFE IN DER WOHNUNG

Man sagt mitunter, der moderne Architekt
stehe feindlich allem »Dekorativen« gegen-
über, er habe allen »Schmuck« aus der Wohnung
herausgeworfen, er sei nur auf »Sachlichkeit« ein-
gestellt, — und diese Einstellung, mag sie auch
mit viel Unnötigem aufgeräumt haben, gehe in
der »Schmucklosigkeit« doch zu weit, da nun ein-
mal die Lust am Spiel von Formen und Farben
dem Menschen eingeboren sei. . In Wirklichkeit
aber ist das »Dekorative« garnicht aus der Woh-
nung verbannt worden. . Daß die Räume der
Wohnung als solche und die Möbel nichtmehr von
dekorativen Gesichtspunkten her gestaltet wer-
den, entspricht gewonnenen klaren Einsichten in
die eigentliche Wesenheit des Wohnens, der Woh-
nung. Die geistige Grundlage der Formgebung, in
der Räume und Möbel heute gebildet werden, ist
Einsicht in das Wesen der Funktionen.

Raum und Möbel und alles das, was der Woh-
nung die »Struktur«, das Gefüge gibt, erweist
einen umso praktischeren Wohnwert, je weniger
es dem Spiel einer tändelnden Phantasie über-

lassen wird. Deshalb sind die neuen Möbel nicht
mehr Träger der dekorativen Funktion. Wir sind
darauf gekommen, daß alles Schlichte, alles »ent-
haltsam Geformte« am längsten dem Bewohner
konform bleibt, während das einer momentanen
Laune entsprungene Möbelstück meist nur Reize
von kürzerer Dauer zu entfalten vermag.

So ist es sinnvoll, wenn in der neuen Wohnung
das »Dekorative« an den Platz verwiesen wird,
an den es gehört: zu jenen Dingen, die in der
Wohnung nicht das Dauernde bilden. Die
»leichtgewichtigen Dinge«, mit denen mehr
improvisierend umgegangen werden kann, sind
die »Funktions-Träger des Dekorativen«.
An ihnen, vor allem an den Textilien, den Vor-
hängen, Wandbehängen, Decken, Kissenbezügen,
an allem Leichtem, das sonst noch in der Wohnung
ein gutes Unterkommen findet, darf sich die
Phantasierlust betätigen. Sie schafft ein heiter-
lebendiges, als ungewichtig empfundenes »Ge-
wand«: das man, wenn man sich daran sattgese-
hen, auch wieder wechseln kann. dr. alfred wenzel.
 
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