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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 43.1932

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Kottje, Friedrich: Prinzip des Schöpferischen
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https://doi.org/10.11588/diglit.10798#0449

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INN EN-DEKORATION

437

1essie hösel-berlin-grunewald

bildstickerei: »abend im föhrenwald«

PRINZIP DES SCHÖPFERISCHEN

Das Prinzip des Schöpferischen ist gleich-
bedeutend mit der qualitativen Unendlichkeit
und Unerschöpflichkeit des Lebens. Aus nicht aus-
schöpfbarer Fülle wird hier geschaffen; aus Spannung
zu aller festen, erstarrten Form, zu der Unzulänglich-
keit aller endlichen Objektivierung wird das Leben zu
neuen Schöpfungen getrieben. Alle objektiv-geger-
ständliche Gestaltung und Ausdrucksform wird immer
wieder gesprengt und eingeschmolzen von der trei-
benden, drängenden Fülle einer schöpferischen Kraft,
die aus der metaphysischen Ich-Tiefe heraufwirkend
fortwährend neue Spannungen, Umschmel-
zungen und Umwandlungen erzeugt: in ewiger
Feindschaft zu aller Begrenzung, Erstarrung und ein-
tönigen Wiederholung. »Das Leben ist dasjenige,
das an sich selber emporklettert«, sagt Nietz-
sche. Es besteht ein wesentlicher Unterschied zwi-
schen den »schöpferischen Spannungen« des Lebens,
in denen das Leben im biologischen Kraftfeld sich
weiterzeugt und steigert, und den lebenzerstörenden

Spannungen, deren Folge der Tod ist. Nicht das starre
Sein ist der Urgrund der Dinge, sondern die Dyna-
mik des Lebens, das in Freiheiten seine Wirklich-
keiten setzt und überwindet, das in seinen selbst-
erzeugten Spannungen einen unendlichen Inhalt zur
Entfaltung und Selbstdarstellung zu bringen sucht:
das sich schöpferisch entwickelt. . Jeder, der noch
nicht unter dem ertötenden Hauch eines mechani-
stischen Denkens innerlich verdorrt ist, erlebt dieses
»Wunder des Lebens«, das große Geheimnis des
Daseins, immer erneut an sich selber.. friedr. kottie.



DIE BESEELTE HAND. Flüchtig ist und aus-
dauernd der tierische Fuß, scharf blickt das
Auge, fein wittert die Nase, weit hört das Ohr des
Tiers — aber die Hand des Menschen findet in
der Schöpfung nicht ihresgleichen. Jegliches Werk,
das sie schafft und hervorbringt, trägt ein ge-
heimes Leben in sich: Leben und Wesen des
Menschen und seiner unfaßlichen Seele. . oertr. busch.
 
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