162.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 7.
V on großem Interesse sind ein treff'
lieh erhaltenes umfangreiches Stück von
dem Rotterdamer Maler Abraham
Hondius* *) und ein Bild von Jan v.
Goyen. •— Der Hondius bringt einen
Hof nahe einem Garten zur Darstellung
mit Schwänen und einer Magd links,
mit zwei Hunden im ersten Plan und
noch anderen Figuren weiter zurück
rechts vor einem Landhause oder Schloß.'
chen. Die Signatur: A. Hondius findet
sich auf einem monumentartigen Auf-
bau, auf welchem oben ein Pfau sitzt.
Das Bild ist höchst charakteristisch für
verhältnismäßig viele Aufmerksamkeit wid-
met, heißt es : „Eine große Verehrerin seiner
Arbeiten war die Fürstin Metternich, die sich
ein bloß für Porträts von seiner Hand be-
stimmtes Album anlegte; und wenn auch
aus Artigkeit für den Geber ein von anderen
Künstlern gefertigtes Bildnis angenommen
wurde, so verschwand es doch einige Zeit
später wieder aus demAlbum.“ Zweiundsiebzig
Miniaturen von Daffinger waren aus Metter-
nichschem Besitz 1877 in der Eröffnungsaus-
stellung der Wiener Akademie (Kat.Nr. 1940ff.)
zu sehen, wie unlängst Armin Friedmann
richtig hervorgehoben hat (Wiener Abendpost,
Mitte Dezember 1906).
*) Das erwähnte Bild von Abraham Hon-
dius stammt ohne Zweifel aus der Sammlung
des Fürsten Wenzel Anton Kaunitz und kommt
unter den Bildern vor, die aus des Fürsten
Nachlaß versteigert worden sind (vgl. Berichte
und Mitteilungen des Wiener Altertumsvereines,
Bd. XXXII, S. 3; Katalog von 1829, Nr. 54),
und Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen, Kap. III).
Als Erwähnungen des fürstlich Metter-
nichschen Kunstbesitzes in der Literatur habe
ich notiert: die Kataloge der oben genannten
Ausstellungen in Wien, ferner Fr. B. Fray:
Handlungs- und Gremial-Almanache von 1835
bis 1839 (mit der Ortsangabe „Ballhausplatz 19
und Landstraße 473'')» dann „Wiens Kunst-
sachen“ (Wien 1856, S. 89, eine Erwähnung:
„Moderne Gemälde und Skulpturen“ und die
angeführte Stelle zu Daffinger), endlich Herrn.
Alex. Müller: Die Museen und Kunstwerke
Deutschlands (1858, II, S. 392, wenige Worte).
Im Dezember 1906 und Januar 1907 hat
sich die Wiener Tagespresse lebhaft mit den
Metternich-Bildern beschäftigt. Vgl. auch „Kunst
und Kunsthandwerk“ Dezember 1907 und die
„Antiquitätenrundschau“ 1907, Nr. 2.
den Meister. — Der Van Goyen ist
monogrammiert mit den verbundenen
Buchstaben V. G., die auf einem Kahne
mitsamt der Jahreszahl 164. stehen.
Graubraune Zeit. Rundbild mit einem
Schlößchen am Wasser. Gebäude ver-
hältnismäßig warmbraun, ziemlich dun-
kel; Wasser glänzend.
Als altes Gemälde ist noch zu
nennen ein Brustbild von Geldorp
Gortzius. Es ist 1820 von Jos. Hafner
als Werk des (G.) Geldorp gestochen
worden*) und das mit dem Vermerk
„Le tableau original se trouve dans la
collection de son Altesse le prince
Metternich". Das Bild, das ich meine,
zeigt links oben, so weit ich unter-
scheiden kann, die Datierung Anno
1609, darunter die Künstlerbezeichnung
„GGF", die bei Gortzius stets in gleicher
Weise wiederkehrt, und die Altersangabe
des Dargestellten „Aetatis 48". Porträtiert
ist ein Herr mit bräunlichem Vollbart
und mit einer doppelten dicken Brust-
kette, an der ein Medaillon hängt. Zu
erwähnen auch noch eine Kopie nach
Mierevelt.
Die Bauerngesellschaft, die als Jan
Mienszen Molenaer geführt wird, ist
wohl von dem seltenen F. Carre, von
dem ein ähnliches signiertes Stück in
der Sammlung Gomperz zu Brünn vor-
gefunden wird. Ein mittelgroßer Falens
gilt als Ph. Wouwerman. Ein kleineres
Bild, nach diesem Wouwerman kopiert,
ist hier passend anzureihen.
Nicht zu übersehen: eine alte kleine
Kopie nachVan Dycks Gefangennahme
des Simson.
Im Vorübergehen sei ein Werk
Georg Ferd. Waldmüllers berührt,
das in einem Nebenraume des Palais
untergebracht war, jetzt im Hofmuseum
aber mehr zu Ehren gelangt. Es ist
*) Ich hoffe, daß ich im Zusammenreimen
von Notizen aus verschiedenen Perioden keinen
Fehler begehe. Das geschabte Blatt und das
Bild wurden nicht nebeneinander gehalten.
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 7.
V on großem Interesse sind ein treff'
lieh erhaltenes umfangreiches Stück von
dem Rotterdamer Maler Abraham
Hondius* *) und ein Bild von Jan v.
Goyen. •— Der Hondius bringt einen
Hof nahe einem Garten zur Darstellung
mit Schwänen und einer Magd links,
mit zwei Hunden im ersten Plan und
noch anderen Figuren weiter zurück
rechts vor einem Landhause oder Schloß.'
chen. Die Signatur: A. Hondius findet
sich auf einem monumentartigen Auf-
bau, auf welchem oben ein Pfau sitzt.
Das Bild ist höchst charakteristisch für
verhältnismäßig viele Aufmerksamkeit wid-
met, heißt es : „Eine große Verehrerin seiner
Arbeiten war die Fürstin Metternich, die sich
ein bloß für Porträts von seiner Hand be-
stimmtes Album anlegte; und wenn auch
aus Artigkeit für den Geber ein von anderen
Künstlern gefertigtes Bildnis angenommen
wurde, so verschwand es doch einige Zeit
später wieder aus demAlbum.“ Zweiundsiebzig
Miniaturen von Daffinger waren aus Metter-
nichschem Besitz 1877 in der Eröffnungsaus-
stellung der Wiener Akademie (Kat.Nr. 1940ff.)
zu sehen, wie unlängst Armin Friedmann
richtig hervorgehoben hat (Wiener Abendpost,
Mitte Dezember 1906).
*) Das erwähnte Bild von Abraham Hon-
dius stammt ohne Zweifel aus der Sammlung
des Fürsten Wenzel Anton Kaunitz und kommt
unter den Bildern vor, die aus des Fürsten
Nachlaß versteigert worden sind (vgl. Berichte
und Mitteilungen des Wiener Altertumsvereines,
Bd. XXXII, S. 3; Katalog von 1829, Nr. 54),
und Frimmel: Geschichte der Wiener Ge-
mäldesammlungen, Kap. III).
Als Erwähnungen des fürstlich Metter-
nichschen Kunstbesitzes in der Literatur habe
ich notiert: die Kataloge der oben genannten
Ausstellungen in Wien, ferner Fr. B. Fray:
Handlungs- und Gremial-Almanache von 1835
bis 1839 (mit der Ortsangabe „Ballhausplatz 19
und Landstraße 473'')» dann „Wiens Kunst-
sachen“ (Wien 1856, S. 89, eine Erwähnung:
„Moderne Gemälde und Skulpturen“ und die
angeführte Stelle zu Daffinger), endlich Herrn.
Alex. Müller: Die Museen und Kunstwerke
Deutschlands (1858, II, S. 392, wenige Worte).
Im Dezember 1906 und Januar 1907 hat
sich die Wiener Tagespresse lebhaft mit den
Metternich-Bildern beschäftigt. Vgl. auch „Kunst
und Kunsthandwerk“ Dezember 1907 und die
„Antiquitätenrundschau“ 1907, Nr. 2.
den Meister. — Der Van Goyen ist
monogrammiert mit den verbundenen
Buchstaben V. G., die auf einem Kahne
mitsamt der Jahreszahl 164. stehen.
Graubraune Zeit. Rundbild mit einem
Schlößchen am Wasser. Gebäude ver-
hältnismäßig warmbraun, ziemlich dun-
kel; Wasser glänzend.
Als altes Gemälde ist noch zu
nennen ein Brustbild von Geldorp
Gortzius. Es ist 1820 von Jos. Hafner
als Werk des (G.) Geldorp gestochen
worden*) und das mit dem Vermerk
„Le tableau original se trouve dans la
collection de son Altesse le prince
Metternich". Das Bild, das ich meine,
zeigt links oben, so weit ich unter-
scheiden kann, die Datierung Anno
1609, darunter die Künstlerbezeichnung
„GGF", die bei Gortzius stets in gleicher
Weise wiederkehrt, und die Altersangabe
des Dargestellten „Aetatis 48". Porträtiert
ist ein Herr mit bräunlichem Vollbart
und mit einer doppelten dicken Brust-
kette, an der ein Medaillon hängt. Zu
erwähnen auch noch eine Kopie nach
Mierevelt.
Die Bauerngesellschaft, die als Jan
Mienszen Molenaer geführt wird, ist
wohl von dem seltenen F. Carre, von
dem ein ähnliches signiertes Stück in
der Sammlung Gomperz zu Brünn vor-
gefunden wird. Ein mittelgroßer Falens
gilt als Ph. Wouwerman. Ein kleineres
Bild, nach diesem Wouwerman kopiert,
ist hier passend anzureihen.
Nicht zu übersehen: eine alte kleine
Kopie nachVan Dycks Gefangennahme
des Simson.
Im Vorübergehen sei ein Werk
Georg Ferd. Waldmüllers berührt,
das in einem Nebenraume des Palais
untergebracht war, jetzt im Hofmuseum
aber mehr zu Ehren gelangt. Es ist
*) Ich hoffe, daß ich im Zusammenreimen
von Notizen aus verschiedenen Perioden keinen
Fehler begehe. Das geschabte Blatt und das
Bild wurden nicht nebeneinander gehalten.