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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 7
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Frimmel, Theodor von: Zu den Metternich-Bildern im Wiener Hofmuseum
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0189

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Nr. 7.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Der Vater (Franz Georg) des
Staatskanzlers ist dargestellt auf einem
lebensgroßen Bilde (Kniestück; bei einem
Tische), das gegen unten rechts die Sig-
natur des Hermann Foelix und die
Jahreszahl 1783 trägt. Im ganzen ist es
von eleganter Auffassung, ohne eine
besonders ausgesprochene Künstlerindi-
vidualität zu verraten. Ich kenne sichere
Bilder desselben Foelix aus der Cob-
lenzer Galerie.*) Mit Coblenz hängt
auch ohne Zweifel das Metternich-Bildnis
zusammen. Denn auf einem Schriftstück,
das dargestellt ist, wird in der Adresse
Coblenz als Zustellungsort genannt.
Von demselben Maler könnten zwei
Familienbildnisse herstammen, die an-
geblich denselben Metternich und dessen
Gemahlin (Maria, Beatrix, Aloisia
Gräfin von Kageneck) in Brustbildern
darstellen.
In mehrfacher Beziehung interessant
ist auch ein Bildnis von der Hand der
Madame Vigee-L e-Brun. Es ist die
lebensgroße Halbfigur der Gräfin Flora-
Würm, geborenen Fux, die hier als
junge Dame mit Blumen im Haar dar-
gestellt ist. Signiert links:
„L E Vigee Le Brun
ä Vienne 1792“.
Um noch andere Bildnisse zu
nennen, sei auf F. Gerards Porträt
des Staatskanzlers Metternich hinge-
wiesen, ein lebensgroßes Brustbild mit
des Künstlers Namenszug, auch von
der gewohnten Eleganz des Gerard,
aber wohl kaum sehr wohl getroffen.
Bei einer Vergleichung mit dem Porträt
von der Hand des Lawrence merkt man
das klassizistische Bestreben, Linie und
Form zu verallgemeinern, zu verein-
*) Der Katalog jener Sammlung gibt
einen kurzen Lebensabriß des Malers. Foelix
ist danach im Tal Ehrenbreitstein 1757 ge-
boren und 1831 gestorben. Mehrere Arbeiten
von ihm werden namhaft gemacht. Das Eigen-
bildnis des Malers zeigt ihn als einen Nach-
ahmer Denners.

fachen. Ein Brustbild der Fürstin Me-
lanie Metternich geb. Gräfin Zichy, um
1850 gemalt, ist fast sicher von der
Hand Josef Weidners in Wien. Die
Fürstin in einem um die Schultern
geworfenen Pelzkragen. Aus aller-
neuester Zeit stammt das Bildnis der
Prinzessin Pauline (Felix Maria) von
Ch. Kirchmayr 1896 gemalt (lebens-
große Halbfigur. Die Prinzessin hält die
Violine. Dieses nicht im Hofmuseum).
Erwähnenswert ist auch ein lebens-
großes Bildnis des Fürsten Wenzel
Anton Kaunitz, ein Werk des Malers
Steiner, das in der Geschichte der
Wiener Gemäldesammlungen abgebildet
und besprochen ist. (Kap. III, S. 73.)
Als hervorragendes Stück verdient
behandelt zu werden die lebensgroße
Halbfigur der Angelica Kauffmann
gemalt von Josuah Reynolds.
Eine ganz eigenartige Erscheinung
ist die lange Reihe von Aquarellen des
bekannten Miniaturmalers Daffinger.
Sie umfaßt lauter zeitgenössische Bild-
nisse, unter denen in erster Linie durch
die dargestellte Persönlichkeit, wie durch
den hohen Kunstwert das Brustbild des
Kronprinzen Franz Joseph auffällt.
Es vereinigt die Vorzüge, die Daffingers
kleine Bildnisse so viel begehrt und ge-
schätzt gemacht haben, die Bildnistreue
und die elegante Mache. Unter den
übrigen Persönlichkeiten, die in der
Daffinger-Reihe vorkommen, fallen viele
hohe Würdenträger auf, manche recht
charakteristisch wiedergegeben, andere
wieder ein wenig schablonenhaft, hand-
werklich aufgefaßt, keines aber unbe-
deutend. Ein Katalog der Dargestellten
kann hier nicht gegeben werden und
nur einige Namen von Besitzern oder
Sammlern bemerkenswerter Gemälde
mögen Platz finden, wie Brezenheim,
Czernin, Fries, Londonderry, Wald-
moden *).
*) In dem Buche „Wiens Kunstsachen'*
(1856), S. 16, das dem Miniaturisten Daffin ger

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