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Die Gartenkunst — 5.1903

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Sprenger, C.: Der botanische Garten von Valencia
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0133

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110

DIE GARTENKUNST

V, 7


Brücke im Parke des College zu Cambridge.

der von Pflanzen-
kunde? Nicht mehr,
als jeder andere Zoo-
loge; ist es da zu
verwundern, wenn
diese Gärten abwärts
gehen ?
Wie im Traume
wandelte ich in dem
Baumparadiese des
botanischen Gartens
hier. Kein Mensch
war sichtbar, nur die
Vöglein amüsierten
sich in den Zweigen
und doch, im Wäld-
chen schattig und
kühl, safs auf weichem
Laubpolster unter
heren Baumriesen ein
grauer Arbeiter und
buchstabierte eine
Zeitung.
In den Alleen no-
tierte ich ungeheuer
entwickelte, nie in
solcher Gröfse ge-

ller botanische Garten von Valencia.
Von C. Sprenger, Neapel.
Im Südwesten, weit ab vom rechten Ufer des Gua-
dalajara, vor den Torres del Cuarto und rechts an der
Calle del Cuarto liegt der sehenswerte botanische Garten
der interessanten Kapitale des alten Königreiches Valencia.
Dieser Garten ist dem in Madrid in jeder Hinsicht weit
überlegen und fehlt ihm nichts als mehr Mittel, um ihn
gleich zu stellen mit den schönsten und besten Europas,
die er alle in mancher Hinsicht übertrifft. Er ist ver-
nachlässigt', weil er keine gut bezahlte Direktion und
wenige altersschwache Arbeiter hat. Aber er ist schön
und seine Baumgestalten sind kolossal, prachtvoll zum
guten Teil und einzig in Europa.
Der Garten bildet ein ziemlich regelrechtes Viereck
und liegt ganz im Häusermeer der Stadt begraben.
Er ist in regelrechte Quadrate geteilt, gut kanalisiert
und die Wege sind sauber gehalten. Zu ihren Seiten
stehen die heren Baumriesen, deren unbeschreibliche Schön-
heit selbst mitten im Winter mich einen ganzen Tag
fesselte. In der Mitte des Gartens liegen die verfallenden
Gewächshäuser und am unteren Ende ein Wäldchen, von
dem ich erzählen werde.
Ich kenne die Geschichte des Gartens nicht und doch
mufs er sehr alt sein. Sehr wahrscheinlich wird sein
Entstehen seit der Gründung der Universität rechnen und
ebenso alt wie diese sein. Weshalb wird nur immer die
Kolonie so sehr vernachlässigt und so wenig anerkannt
und unterstützt? Der Direktor des botanischen Gartens
von Madrid ist Ornithologe, kurz Zoologe, und was weifs

sehene Pinus pyrenaica, Pinus longifolia und Pinus cana-
riensis. Weiter Pinus Pinea und P. Strobus, eine Selten-
heit in Spanien!, Cupressus funebris, C. Tournefortii, C.
macrocarpa, C. glauca und C. Benihamii von gewaltiger
Höhe mit schlanken, vollkommen reinen, glatten Stämmen
und an der Erde 4 m Stammumfang. Casuarina tenuissima
mit weit ausholenden Ästen ein Riese. Podocarpus latifolius
mit tiefschattenden Kronen und ungeheurer Ausdehnung.
Araucaria excelsa von mehr als 30 m Höhe, fabelhaft ent-
wickelt, aber nicht mehr schön und regelmäfsig. Araucaria
Cünninghamii. Riesige Ginkgo biloba, auch die etwas
mysteriöse Cryptomeria elegans, die auch hier selten Zapfen
bringt.
Im Wäldchen als Unterholz sehr schön Cephalotaxus
tardiva. Auch Taxus baccata, der keinerlei Unterholz
duldet, alles um sich her erdrückt. Welche Waldriesen
die genannten Cupressus sein müssen in ihrer Heimat,
sehe ich hier zum ersten Male. Ein anderes, nicht er-
schöpfendes, aber nicht minder interessantes Bild boten
mir die immergrünen Bäume und grofsen Sträucher.
Prachtvolle Magnolia grandiflora! Nie habe ich solche
Riesen von Corynocarpus laevigatus gesehen. Das ist ein
Prachtbaum Neu-Seelands. Grewillea robusta von 30 in
Höhe! Hibiscus rosa sinensis. Die brasilianische ganz
warme Chorisia insignis, deren lichtgrüner Stamm dicht
mit scharfen Dornen besetzt ist. Persea gratissima, Cordia
sgabra, Melaleuca axillaris, die riesige und schöne Cocco-
loba peltata aus Brasilien, von etwa 20 m Umfang, deren
Laub etwas dem unserer Haselnüsse gleicht, nur gröfser
ist. Riesige Eucalyptus calophylla, Eucalyptus cornuta und
leucoxylon.
 
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