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Die Gartenkunst — 5.1903

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Stüting, Artur: Die verschiedenen Arten öffentlicher Stadtplätze
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Schütze, J.: Einiges über Orchideen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58968#0140

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DIE GARTENKUNST

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Die Gartenplätze (Schmuckplätze) dienen zur Ver-
schönerung der Stadt, vornehmlich aber der Gesundheit
und Erholung der Einwohner. Sie erfreuen mit ihrem
dekorativen Pflanzenwuchs, dem schönen Grün des Rasens
und oft auch durch hübsche Blumenarrangements. Jeder
Entwerter eines Stadtplanes oder Stadterweiterungsplanes
sollte genügend Gartenplätze in hinreichender Gröfse vor-
sehen, damit der Bevölkerung, zumal der auf enge Woh-
nungen angewiesenen, Gelegenheit geboten wird, sich an
den Schönheiten der Natur zu erfreuen und in der frischen
Luft Erholung zu suchen. Über die Einteilung der Garten-
plätze, Anordnung der Pflanzungen etc. ist in dieser Zeit-
schrift schon genug gesprochen worden, weshalb ich an
dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen brauche. Be-
merken möchte ich aber noch, dafs eine zu grofse Zer-
stückelung solcher Plätze möglichst vermieden werden
und die Pflanzungen gröfstenteils niedrig gehalten sein
sollen: nicht zu vergessen sind bei derartigen gröfseren
Plätzen die Kinder-Spielplätze.


Dekorative Gewächshauspflanzen.
Einiges über Orchideen.
Von J. Schütze, Obergärtner, Breslau.
Bei der Dekoration eines Wintergartens oder eines
Gewächshauses für Schaupflanzen sucht der Arrangeur
Plätze zur Aufnahme blühender Einzelpflanzen oder ganzer
Gruppen zu schaffen, wo diese recht zur Geltung gelangen.
Die geeignetsten Punkte hierfür sind: hervorgeschobene
Pflanzen-Coulissen, Felspartien, im Selaginella-Rasen ein-
gegrabene Baumstämme oder an dem Ufer eines Weihers.
Nicht immer will man durch Massen einer oder zweier
Farben Effekte hervorrufen, sondern sucht Abwechselung
durch elegante Formen und aparte Farbentöne der Blumen.
Diese Eigenschaften finden sich in reichstem Mafse bei
der Pflanzengattung der Orchideen. Sie sind so artenreich,
dafs man das ganze Jahr hindurch in der Folge blühende
Exemplare haben kann. Nur einige der beliebtesten, reich-
blühenden, oder durch langen Flor sich auszeichnenden
Arten seien genannt. Für den Monat Dezember sind
es noch verspätete Odontoglossum grande, ferner Cypri-
pedium insigne und montana. Oncidium varicosum Rogersii
und vor allen die prachtvolle Cattleya labiata autumnalis
u. a. Im Januar gesellen sich hinzu Cypripedium Ashbur-
toniae, C. Harrisianum, Cattleya Percivalliana, das nach
Levkoyen duftende Zygopetalum Mackeyi, Rodriguezia crispa,
Cattleya Trianae und Varietäten, und Odontoglossum pul-
chellum, welches nach Maiblumen duftet. Im Februar
stellt sich Coelogyne cristata und Calanthe Veitchii in den
Dienst, mit diesen Dendrobium nobile und die Var. Wal-
lichianum, Laelia anceps Morada u. a. Genannte blühen
auch im März noch. In diesem Monat entfaltet Cimbidium
Loweanum und Cypripedium villosum den ein paar Monate
anhaltenden Flor, sowie Lycaste Skinneri mit vielen Ab-
arten. Immer farbenprächtiger wird der Flor im April

und Mai. Zwei der hervorragendsten sind in dieser Zeit:
Odontoglossum crispum, wo unter hunderten keins dem
andern gleicht, und die herrliche Cattleya Mendelii. Catt-
leya citrina, Laelia purpurata, Odontoglossum Pescatorei,
0. cirrhossum, 0. Hallii, 0. citrosmum, das zwar in der
Kultur etwas difficilere 0. vescillarium, Oncidium Papilio,
0. altissimum und die schönsten Vertreter der Gattung
Dendrobium: D. thysiflorum, D. densiflorum, D. Dalhousia-
num, D. chrysotoxum und D. flmbriatum oculatum, alle
mit herabhängenden Trauben in gelben Nuancen, die lang-
traubigen Oncidium leucochilum, 0. pulvinatum, Trichopilia
suavis und T. nobilis; Cypripedium Lecanum und andere
Hybriden verschönern das Bild. Im Laufe des Juni stehen
noch wundervolle Sachen zur Verwendung, wie V anda suavis,
V. Lowii, Oncidium albo-violaceum syn. incurvum, Oncidium
concolor, das barrocke Selenipedium caudatum, dessen Seiten-
petalen über 0,60 m herabhängen, Anguloa Clowesii, deren
citronengelbe Blumen einer Kinderklapper nicht unähnlich
sind, und eine der schönsten Cattleyen, die C. Mossiae mit
wundervollen Varietäten. Die neueren Laelia-Cattleya und
andere Orchideen-Hybriden sind Pflanzen nicht zu ferner
Zukunft. Im Juli erfreuen Cattleya gigas Sanderiana, C.
aurea, C. Rex, Laelia crispa und im August aufser Cypri-
pedien Cattleya Gaskelliana sowie die interessanten Stan-
hopea-Arten, die man während der Blüte des durchdringen-
den Geruches wegen im Freien plaziert. Der Septem bei-
bringt Cattleya peruviana maxima, Thunia Marshalliana;
Sobralia Galliotiana blüht noch in Fülle wie S. macrantha
im Mai und Juni. Die Blumen der Sobralien haben nur
eine kurze Frist, aber dafür erscheinen deren viele an
einem starken Stengel. In der Eichbornschen Gärtnerei in
Breslau befand sich eine Pflanze der erstgenannten Art
von 2 m Höhe mit einem Wurzelstock von 1 m Breite, die
im Dezember noch einige Blumen entfaltete. Sobralia leu-
coxantha und S. xantholeuca blühen ebenfalls noch im
Spätsommer. Bei Stanhopea Wardii aurea erscheinen die
letzten gelben Trauben im Oktober, ebenso weifse und
violettfarbige an verspäteten Oncidium albo-violaceum. In
diesem Monat blüht auch Cattleya Harissoniao, C. pumila,
Oncidium crispum, Odontoglossum grande, und im November
kommt zu den letztgenannten Cymbidium giganteum, die
hellblau blühende Vanda coerulea, eine wunderbare Er-
scheinung in den dunklen Monaten. Zum Farbenkontrast
bieten die leuchtend gelben Oncidium varicosum Rogersii
und 0. tigrinum ihre Blütentrauben. Diese, wie Cattleya
Bowringiana und Pleione Wallichiana, ein in Vergessenheit
geratenes Juwel — wohl weil die Blumen kurzstielig und
nicht zum Schnitt geeignet sind — blühen noch im
Dezember.
Die Blütezeit kann sich sehr verschieben, je nachdem
die Pflanzen in den Anzuchtshäusern wärmer oder kühler
gehalten werden. Besonderes Gewicht legt der Dekorateur
auf die in roten Nuancen blühenden Orchideen, von denen
nachbenannte seinem Zwecke dienen: Laelia harpophylla,
L. cinnabarina, Sophronitis coccinea grandiflora, Cochlioda
Noezliana, Masdevallia Harryana atrosanguinea, Epidendrum
vitellinum majus, Miltonia Moreliana atrorubens; auch unter
den Cypripedien finden sich welche, bei denen die Dor-
 
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